Herne. . Die SPD hat am Mittwochabend die Premiere der neuen Reihe „Thekengespräch“ gefeiert. Der Auftakt fand in Unser Fritz statt. Die Bilanz fiel positiv aus.

Nach eineinhalb Stunden unterbricht SPD-Chef Alexander Vogt im Haus Garthmann die leidenschaftliche Flüchtlingsdebatte für eine Ansage: „Das ist jetzt keine Anbiederung, aber die nächste Runde geht auf uns.“ Zustimmendes Murmeln, dann heben alle ihre Getränke: „Auf Wanne!“

Auf Haus Garthmann! Die klassische Kneipe an der Ecke Dorstener Straße/Recklinghauser Straße in Unser Fritz hat der Herner SPD-Unterbezirk für die Premiere seines neuen Formats ausgewählt. Im „Thekengespräch“ wolle man mit den Menschen auf direkte Weise ins Gespräch kommen und hören, „wo der Schuh drückt“, sagt Alexander Vogt am Mittwochabend kurz vor Beginn zur WAZ.

20 Gäste - überwiegend Männer, überwiegend Rentner - sitzen rund um die Theke. Längst nicht alle haben ein Parteibuch. Nach einer kurzen Begrüßung durch Platzhirsch, sprich: Ortsvereins-Chef Uwe Purwin geht es zur Sache. Während Wirtin Ulrike Stibbe unermüdlich Pils zapft, lässt Günter Golanek seinem Ärger freien Lauf.

Die Spurrillen auf der Kreuzung Dorstener Straße/Recklinghauser raubten ihm als Anwohner den Mittagsschlaf und die Nerven, berichtet der 87-jährige frühere Bergmann: „Es ist nicht zum Aushalten, wenn die Lkw da drüberbrettern.“

Das Problem kann schnell „gelöst“ werden: Lutz Hammer, SPD-Ratsherr für Unser Fritz, kündigt an, dass die Kreuzung bzw. Straßen in Kürze erneuert würden.

Über die noch ganz frische Nachricht von der Ansiedlung des Logistikers Duvenbeck in Unser Fritz kommt die Sprache auf die Cranger Kirmes. SPD-Chef Vogt möchte wissen, wie die Verlängerung von zehn auf elf Tage vor Ort aufgenommen werde. Ein einsamer Kritiker der Verlängerung erntet zwar ein heftiges „Quatsch“ und „so darfste das nicht sehen“, doch es gibt auch Bedenken: „Als nächstes wird dann noch ein Tag eher am Mittwoch geöffnet - 1000-prozentig“, sagt ein Rentner.

Schlag auf Schlag geht es weiter. Auf Zweifel an der Städtepartnerschaft mit Besiktas reagiert Ratsherr Hammer mit einem flammenden Plädoyer pro Besiktas. Und Genosse Vogt betont, dass es sich um einen freiwilligen Austausch handele und in Herne durch die Städte-Ehe niemand zu etwas gezwungen werde: „Es muss niemand einen Döner mehr essen.“

Verständnis für Syrer

Nach gut einer Stunde geht es um die Flüchtlingssituation. Der Versuch Uwe Purwins, sich von der CDU-Linie zu distanzieren, lässt Reinhard Riesner fast den Kragen platzen: „Die SPD ist doch genauso in der Regierung und hat alles mitentschieden“, sagt der 65-Jährige. Und auch sonst sei er unzufrieden: „Ich habe immer SPD gewählt. Ich weiß nicht, ob ich das weiterhin tun soll.“ Es werde ihm zu viel schöngeredet.

Im Thekengespräch kommt dagegen vieles auf den Tisch. Verständnis für syrische Flüchtlinge und Merkels Grenzöffnung in 2015 äußern einige. Die Frage, wie die Integration geschultert werden kann, treibt die Runde um. Und auch die Forderung nach eine härtere Linie bei der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber wird laut. Trotz aller Emotionen – die Debatte bleibt immer im Rahmen.

Schon während der Schlussrunde zum Niedergang des Wanner Einzelhandels treten die ersten den Heimweg an. Nach gut zwei Stunden löst sich die Runde auf. SPD-Chef Alexander Vogt zieht eine positive Bilanz. Und auch der an der SPD zweifelnde Reinhard Riesner fand es gut: „Das war eine gelungene Veranstaltung.“

Fortsetzung folgt

Sieben weitere SPD-Ortsvereine hätten bereits ihre Teilnahme an der Reihe „Thekengespräche“ signalisiert, berichtet Parteivorsitzender Alexander Vogt. In Altenhöfen und Bickern soll es weitergehen.

Neben den örtlichen Genossen soll auch jeweils ein Mitglied des Parteivorstands an der Theke präsent sein.