Herne. . Das Duo Aciano gastierte am Freitagabend im Literaturhaus. Es nahm die Zuhörer mit auf eine Reise und präsentierte Licht und Schatten Lateinamerikas.
Die Licht- und Schattenwelt Südamerikas stand im Mittelpunkt des Konzerts mit dem Titel „Luz y sombra“: Am Freitagabend nahmen Freya Deiting und Sandra Wilhelms als Duo Aciano ihr Publikum im Literaturhaus Herne Ruhr mit auf eine musikalische Reise durch weite Landschaften und nostalgische Nachtclubs.
„Aciano“, das spanische Wort für Kornblume, deutet auf die „blaue Blume“ der Romantik hin, Symbol für Natürlichkeit, Sehnsucht und Fernweh. Und dieser Name ist für Geigerin Freya Deiting und Gitarristin Sandra Wilhelms Programm: Völlig ungezwungen wirkt ihr musikalischer Dialog, wenn sie die selbstvergessen vor sich hin sinnenden Tangos interpretieren; stilistische Sicherheit und intensiver Ausdruck verbinden sich in ihrem Spiel zu einer fesselnden Einheit.
Der Tango Nuevo, den Komponisten wie Astor Piazzolla oder Maximo Diego Pujol prägten, ist mit seinen schwermütigen und doch temperamentvollen Rhythmen typisch für die Musik Lateinamerikas: Aus Pujols Suite „Tres piezas marginales“ spielten die beiden exzellenten Musikerinnen, die das Konzert wie in einer Unterhaltung zu Hause im Wohnzimmer moderierten, zunächst den ersten Satz „Caserio“, in dessen dahinperlender, beschaulicher Melodie sie in klangvollen Phrasierungen das Dorfleben Argentiniens lebendig werden lassen. Voll drängender Intensität und doch sehr reflektiert gestalten sie „Baldio“, die Freiheit. Und richtig übermütig wird die Melodie in „Potrero“, in dessen Klängen die feurigen Bewegungen der Pferdekörper, das rasche Wenden der Köpfe hörbar werden. Eine Ballade voll düsterer Romantik zu rassigen Gitarrenakkorden und eindringlich schluchzender Geigenmelodie voll bebender Spannung ist Loonas „Hijo de la luna“; entschiedener Ausdruckswille prägt Kurt Weills „Youkali“. Selbstvergessen träumt die Geigenmelodie in Carlos Gardels „Solidad“ vor sich hin, ein melancholisches Stadtpanorama entwerfen Deyting und Wilhelms in dem versonnenen „Café“ von Astor Piazzolla. Und mit einem Hit des Tango Nuevo, Piazzollas „Oblivion“, sowie der rassig-folkloristischen „Aria“ des Brasilianers Heitor Villa-Llobos ließ das Duo Aciano ein zauberhaftes Konzert unter vielen „Zugabe“-Rufen ausklingen.