Herne. . Am Samstag fand der 1. Tag der Trinkhalle statt. Auch in Wanne-Eickel beteiligten sich drei Buden am offiziellen Programm. Tausende schauten vorbei.
- Besucher fordern: So etwas sollte es öfter geben
- Ein Balkon dient als improvisierte Bühne
- Historische Fortuna-Bude wurde wieder in Gebrauch genommen
Das Ruhrgebiet feierte am Samstag erstmals seine „Buden“ und Herne feierte mit. Stammkunden trafen auf Scharen von Radlern, die von einer Bude zur anderen tourten, auf neugierige Zufallsgäste, auf Nachbarn und Oldtimerfahrer. Auf kleinen Bühnen sorgte Musik und Comedy schon ab nachmittags für Unterhaltung. Mit dabei: Elkes Bude in Eickel, „Oelmanns“ in Röhlinghausen und der Fortuna-Kiosk im Heimatmuseum Unser Fritz.
Elkes Bude
Die Schlange vor der Trinkhalle hat Elke Joachimsmeier voll im Griff. „Ich hab gut zu tun“, lächelt sie, und zum nächsten Kunden heißt es direkt: „Bitteschön“. Unterstützung bekommt sie vom „Team Elke“, wie es auf den T-Shirts von Tochter Ina, Schwiegersohn Marco Wirtz, Nachbarn und zwei Freunden prangt. Auf dem Lohofer Feld direkt hinter der Bude sitzen die Besucher mit ihrem Getränk vonne Trinkhalle an Biertischen oder stehen zusammen. Dort ist auch die Bühne aufgebaut. Der gut aufgelegte Bochumer Musiker und Comedian Helmut Sanftenschneider meistert die schwierige Aufgabe des Anheizers souverän. Auch „Wildes Holz“ kommen gut an, die Kommunikation mit dem Publikum „läuft“. „Wir sind stolz auf Wanne-Eickel“, so der Gitarrist Anto Karaula mit einem Augenzwinkern, als das Publikum die Rock-Songs erkennt, die seine Band in instrumentaler Blockflöten-Version spielt. Viele Besucher wohnen direkt um die Ecke, so wie Marita Wilke, die mit Enkelin Alina (10) die Musik genießt. „Ich fahr immer gerne zur Bude, wenn mir noch was fehlt, die Bude hat ja bis 22 Uhr geöffnet,“ so Wilke, die mit Elke Joachimsmeier schon zur Schule gegangen ist. Radfahrer Heinz Fleißner (60) hat schon mehrere Trinkhallen abgeklappert. „So etwas sollte es öfter geben. Toll, dass die Leute hier zusammenkommen, ich hab’ auch als Radfahrer was davon.“
Bude Oelmann
Von Weitem leuchten schon die bunten Ballons bei „Oelmann“, wo viele Fahrräder parken. „Seit heute morgen 11 Uhr kommen die Leute, hier ist non stop was los“, so Conny Augustin (52). Sie ist die beste Freundin der Budenbesitzerin Sibilla Oelmann und zapft den ganzen Tag Bier am Stand im Garagenhof direkt hinter der Trinkhalle. An Bierbänken und Stehtischen sitzen Nachbarschaft und „Trinkhallen-Touristen“ zusammen. Silke Wache (49), eine weitere Freundin, macht frische Reibeplätzchen, Waffeln und Bratwurst. Der Clou ist die improvisierte Bühne: eigentlich ein Balkon, geht er von der Küche hinter der Bude auf den Hof raus. Blumenkästen mit bunten Petunien schmücken das Geländer. Dort singt Singer-Songwriter Mono (35) aus Essen englischsprachige Songs, dann wird wieder der Schlager aufgedreht. Es erscheint leicht verspätet Ben Hermanski, Singer-Songwriter aus Bochum, und gibt handgemachte, etwas melancholische Songs zum Besten. Stammkundin Eva-Maria Kopp (60) hat sich stolz den Button zum 1. Tag der Trinkhalle an das T-Shirt geheftet: „Ich bin Budistin“ steht darauf. Ein beliebtes Fotomotiv ist die vom Veranstalter Ruhrtourismus neu designte Papiertüte: „Bin dabei“ steht darauf. Darin: Alles, was man schon als Kind so vonne Bude geliebt hat.
Fortuna-Kiosk
„Danke für den schönen Tag“, verabschiedet sich Bärbel König-Bargel vom Kulturbüro Herne beim Publikum an der Fortuna-Bude hinter dem Heimatmuseum Unser Fritz. „Über den Tag verteilt, waren wohl 1000 Leute da,“ schätzt „Graf Hotte“ Schröder. Für den 1. Tag der Trinkhalle ist die historische Fortuna-Bude, die einst an der Gelsenkircher Straße stand, wieder in Gebrauch genommen worden. Originale Bonbongläser wurden gefüllt, einige alte Zeitschriften dazu dekoriert, Bier-Werbungen von „Eickel Pils“, „Schlegel“ und anderen prangen über der Theke. Ein aufgestelltes „HB-Männchen“ lächelt der Kundschaft zu, schwarz-weiß Fotos dokumentieren die Geschichte des Kiosks. „Ich habe als Kind genau neben der Bude gewohnt und da meine Klümpchen geholt,“ erinnert sich Thomas Fromme (57). Ein echter Schlager war die eigens kreierte „Kunstwundertüte“ von Künstler Jörg Lippmeyer in limitierter Auflage, mit Bildern und Drucken u.a. von Wanne-Eickler Motiven.
Für Unterhaltung sorgten der Kinderchor „Kanalspatzen“, der Herner Poetry Slammer Christofer Rott und Chris Donovan mit irischen Balladen. Ein Klassenzimmer von Anfang des 20. Jahrhunderts konnte im mobilen Wagen besichtigt werden. „Graf Hotte“ behauptete musikalisch „Das gibt es nur in Wanne-Eickel“, und der „Stammtisch“ (Wolfgang Berke, Hannes Sänger und Peter Habermehl) schmetterte bei Gitarrenbegleitung Trink- und Volkslieder. Mit „Muss I denn zum Städele hinaus“ klang der Tag mit Esspapier vonne Bude aus.