Herne. . Im vergangenen Jahr floh Mohammed Zargah aus Syrien. Seine Ehefrau und seinen herzkranken Sohn musste er zurücklassen. Nun sind sie wieder vereint.

Es sind bestürzende und bedrückende Nachrichten, die uns nach wie vor aus Syrien erreichen. Nach wie vor sterben im umkämpften Aleppo, aber auch in anderen Städten Menschen in diesem brutalen wie unübersichtlichen Krieg. Da ist es ein wenig Trost, wenn es auch mal eine kleine gute Nachricht gibt: Mohammed Zargah ist wieder mit seiner Familie vereint, und vor allem: seinem Sohn Mostafa geht es nach einer Herzoperation wieder gut.

Rückblende: Die WAZ hatte im Januar über Mohammed Zargah berichtet. Der 32-Jährige war angesichts der Situation in seinem Heimatland wie Tausende andere geflüchtet. „In Syrien gibt es keine Arbeit, kein Leben, keine Liebe“ hatte er damals gesagt. Zargah war einer von jenen, die über die Balkanroute nach Deutschland - und nach Herne - gekommen waren. Obwohl er in der Unterkunft in der Gesamtschule Wanne angesichts von wenig Beschäftigungsmöglichkeiten viel Zeit hatte, war er in akuter Zeitnot. Sein damals elfmonatiger Sohn Mostafa, den er zusammen mit seiner Ehefrau zurückgelassen hatte, musste wegen eines angeborenen Herzfehlers dringend operiert werden. Allerdings gab es zu jenem Zeitpunkt eine Menge Hürden zu überwinden. Die Frage des Familiennachzugs war nicht geklärt, die Herz-Operation würde im Deutschen Kinderherzzentrum rund 40 000 Euro kosten. Als Andrea Darwiche, die sich unter anderem mit „Neubeginn Ruhr“ für Flüchtlinge engagiert, von dem Fall hörte, begann sie nach einer Lösung zu suchen, kontaktierte Hilfsorganisationen oder die Herner Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering.

Nach vielen Mühen gibt es ein Happy End. So wurde Mostafa in Damaskus operiert. Weil sich sein Zustand zusehends verschlechterte, entschloss sich seine Mutter Hiba Allah Bittar zur gefährlichen Reise von der Hafenstadt Latakia in die syrische Hauptstadt.

Weil Mohammed Zargah inzwischen als Asylant anerkannt ist und drei Jahre Bleiberecht in Deutschland hat, konnte er seine Familie nach Deutschland nachholen. Ende Juli flogen Ehefrau und Sohn über Beirut im Libanon nach Düsseldorf. Allerdings seien die Formalitäten eine komplizierte Angelegenheit gewesen, so Darwiche. Für die Familienzusammenführung habe sie alle Register ziehen müssen, am Ende habe der Bochumer Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel sogar persönlich Außenminister Frank-Walter Steinmeier eingeschaltet.

Fußball bei Sportfreunde Wanne

Inzwischen kommen die Zargahs zur Ruhe. Sie sind in Wanne - auf Vermittlung von Darwiche - in eine eigene Wohnung gezogen. So langsam schaut Mohammed Zargah nach vorne. „Ich will Deutsch lernen und eine Arbeit finden“, sagt er auf Englisch. Der Deutschkurs werde in wenigen Tagen beginnen. Er könne sich vorstellen, im Gesundheitsbereich zu arbeiten oder als Fußball-Jugendtrainer.

Letzter Wunsch hat einen konkreten Hintergrund: Sportlich hat der Syrer seine Integration schon vorangetrieben. Er spielt in der dritten Mannschaft der Sportfreunde Wanne.

Andrea Darwiche versucht derweilen, für Mostafa einen Platz in einer Krabbelgruppe zu finden. Und in der vergangenen Woche hat sie der Familie die größte Attraktion der Stadt gezeigt - die Cranger Kirmes. Für die Syrer eine völlig neue Erfahrung. Und endlich mal ein fröhliches Ereignis nach all den Kriegserlebnissen und dem Bangen um den Sohn.