Herne. WAZ-Leser durften den Rummel in Herne-Crange aus exklusiven Perspektiven kennenlernen. Immenser Arbeits- und Kostenaufwand für Schausteller.
- WAZ-Leser lernen die Schaltzentrale der Kirmes in der Jugendkunstschule kennen
- Betreiberin der „Alpina“-Bahn gibt Auskunft über das Kirmesgeschäft
- Schausteller blicken in eine ungewisse Zukunft
Die Cranger Kirmes steht für viele bunt-beleuchtete Snackbuden, schnelle Fahrgeschäfte und eine unbeschwerte Zeit. An die Arbeit der Schausteller, die hinter dem Vergnügen für die Besucher steckt, denken die wenigsten. Kirmesarchitektin Sabine Marek bietet deshalb „Backstage-Führungen“ über den Rummel an. Zwölf WAZ-Leser durften am Montagmittag einen Blick hinter die Kulissen der Kirmes werfen.
„Das Kirmesbüro in der Jugendkunstschule ist die Schaltzentrale der Kirmes“, erklärt Marek. Nicht nur die Sanitäter des Deutschen Roten Kreuz, sondern auch die Polizei und Mitarbeiter der Stadt helfen hier jedem, der Hilfe benötigt. „Vor Beginn der Kirmes vermittelt das Arbeitsamt hier Nebenjobs“, sagt Marek. Das sei einmalig.
„Alpina“-Bahn kostet tausende Euro
Auch der Arbeitsaufwand und die Kosten für die Schausteller scheinen vielen der WAZ-Leser nicht bewusst zu sein. Groß ist das Erstaunen, als Angela Bruch, Betreiberin der „Alpina“-Bahn, einige Zahlen aus ihren Büchern nennt. Auf 41 Transportern mit durchschnittlich 30 Tonnen Ladung werde die Achterbahn – die größte transportable Bahn der Welt ohne Looping – von A nach B gefahren. Allein die Transport- und Aufbaukosten beliefen sich für den Weg von den Düsseldorfer Rheinwiesen nach Crange auf 40 000 Euro. Jeder Tag ohne Kirmesbetrieb koste zusätzlich rund 2500 Euro. „Da versteht man, woher die Preise für die Fahrchips kommen“, sagt einer der Zuhörer, bevor Angela Bruch erklärt, wie die Alpina-Bahn ausgerichtet und TÜV-geprüft wird. „Ziemlich beeindruckend“, findet das Stephan Müller.
Blick in den Kühlwagen von Gilbert Nielsen
Für nicht weniger spannend finden er und die anderen WAZ-Leser den Blick in den Kühlwagen von Gilbert Nielsen, Chef von „Hawaii-Früchte“. „Viele denken ja, die Frucht-Schoko-Spieße kaufen wir einfach in der Metro“, lacht der Schausteller. Dabei sei das Zuschneiden und Glasieren der Leckereien nach wie vor Handarbeit.
Der Weg über die Kirmes führt die WAZ-Leser weiter dahin, wo sonst niemand hin kommt: in den Campingbereich hinter den Verkaufsständen. Einige ältere Wohnwagen der Schausteller sind eher klein und schnuckelig, die der neuen Generationen erinnern mit ausfahrbaren Erkern und Sonnenterrassen beinahe an kleine Häuser. „Darin lässt es sich gut leben“, berichtet Edgar Lehmann, Betreiber der „Geisterschlange“.
Ungewisse Zukunft
Vor seinem Heim kommt er mit den Besuchern und Marek ins Plaudern über die Höhen und Tiefen des Schaustellerdaseins und die Frage nach der besten Schulbildung für Kirmeskinder. Die Zukunft von Schaustellern sei aufgrund steigender Kosten ungewiss. Dennoch wollten viele, die auf dem Rummel aufgewachsen sind, nie woanders arbeiten.