Herne. . Der zukünftige Pächter des Parkhotels hat umfangreiche Pläne für das Objekt. Nach dem aufwendigen Umbau soll das Haus 4-Sterne-Qualität haben.

Ende Juni entschied der Aufsichtsrat der städtischen Tagungs- und Gastronomiegesellschaft (TGG), dass nach dem Ausscheiden von Geschäftsführer Ulrich van Dillen Ende des Jahres sein Sohn Jan Hendrik van Dillen neuer Pächter des Parkhotels werden soll. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann erläutert van Dillen seine Pläne für das Objekt.

Sie haben in einem Fünf-Sterne-Hotel in Wien gearbeitet und sind noch auf der Aida-Flotte tätig. Wieso lassen Sie die große weite Welt hinter sich und kommen zurück nach Herne?

van Dillen: Erstmal, weil ich sie schon gesehen habe, zumindest weite Teile! General Manager bei Aida ist jetzt auch kein Job, den ich bis zur Rente ausüben möchte. Jetzt bietet sich eben die Gelegenheit zurückzukommen. Das wird eine besondere Herausforderung. Durch die Pachtlösung habe ich im Parkhotel auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Ich kenne ja das Objekt, habe meine ersten Lebensjahre im Haus gewohnt und als Junge Bier gezapft. Das Projekt wird spannend und sicher herausfordernder als ein Angestelltenverhältnis auf der Aida.

Warum?

Erstmal durch die Selbstständigkeit. Sie bietet viel mehr Chancen. Diese Möglichkeit bietet sich jetzt erstmals. Ich kenne die Mitarbeiter, seit ich klein war. Dadurch, dass wir planen, den Altbau zu sanieren und einen Neubau drauf zu setzen, kann man was Tolles und Konkurrenzfähiges draus machen. Und letztendlich bin ich in Herne zu Hause. Herne ist immer noch Heimat, auch wenn man viele Jahre weg ist.

Ist denn das Parkhotel Ihre letzte berufliche Station?

Ja, das ist eindeutig das Ziel! Sonst würde ich es nicht machen. Der Lebensabend ist noch in weiter Ferne, aber hier möchte ich ihn dann verbringen. Ab Oktober ist mein Lebensmittelpunkt wieder Herne. Ich ziehe wieder in die Wohnung ein, in der ich meine ersten Lebensjahre verbracht habe und somit schließt sich in meinen Augen auch ein Kreis und ergibt als Gesamtlösung Sinn.

Haben Sie die Irritationen beim Auswahlverfahren mitbekommen?

Am Rande. Ich war etwas überrascht, aber nicht im negativen Sinne. Schließlich zeigen diese Irritationen ja auch ein Interesse der Allgemeinheit an dem Objekt und der damit verbundenen Zukunft. Ich habe mich beworben wie jeder andere auch. Ich darf ja auch nicht schlechter gestellt werden, nur weil mein Vater mein Vater ist. Zum Auswahlverfahren kann ich wenig sagen, außer dass ich mitbekommen habe, dass sich der Aufsichtsrat der TGG die Entscheidung sicherlich nicht einfach gemacht hat.

Wie sehen Sie das Parkhotel?

Das ist für Herne ein tolles Objekt. Ich mache ja auch schon immer in Wien Werbung für den Standort Herne und das Ruhrgebiet im Allgemeinen. Das Parkhotel ist ein Synonym für den Wandel im Ruhrgebiet. Es würde kein 5-Sterne-Wellness-Luxushotel in Herne Sinn machen, da könnte man wahrscheinlich keine Preise erzielen, die betriebswirtschaftlich darstellbar sind. Aber man darf sich auch nicht verstecken. Es ist ein tolles Projekt, die Lage ist eine Premium-Lage. Das Parkhotel soll weiter Hernes gute Stube bleiben. Der Anspruch ist, das erste Haus am Platz zu sein, sowohl bei der Gastronomie als auch als Hotel. Und das, was man hat, soll man auch mit Stolz zeigen!

Welche Qualität wollen Sie nach dem Umbau bieten?

Das Ziel ist ganz klar, vier Sterne zu bieten, im Moment ist das Hotel nicht klassifiziert. Der Status quo im Altbau ist nicht mehr zeitgemäß. Da gibt es noch Einzelzimmer der guten alten Zeit. Das wird alles geändert. Wenn wir den Altbautrakt neu machen und dazu noch zwölf neue Zimmer schaffen, kommen wir auf 74 Zimmer, die ich eindeutig im Vier-Sterne-Segment angesiedelt sehe. Das Restaurant bleibt Hernes gute Stube.

Wie wollen Sie das Hotel in der Zielgruppe ausrichten?

Das Haus ist eindeutig ein Business-Hotel, durch die Unternehmen in Herne und Handelsreisende. An den Wochenenden haben wir die Feierlichkeiten, die eine Grundauslastung gewährleisten, aber auch der Fahrradtourismus im Sommer wird immer stärker im Ruhrgebiet. Und in Herne und den benachbarten Städten geschieht immer mehr, um auch den Freizeittourismus anzukurbeln.

Müsste ein Tagungs- und Businesshotel nicht näher an der Autobahn sein?

Noch näher? Noch näher geht es wohl nicht, ohne dass man dann eine Geräuschkulisse hat. Ich glaube, man ist von der Abfahrt Horsthausen mit zwei Ampeln am Hotel. Der Standort ist schon fantastisch.

Wollen Sie in Zukunft das Haus stärker vermarkten?

Wir wollen die Vermarktung ins neue Jahrtausend führen. Bei Onlinebuchungsportalen liegt noch viel Arbeit, aber es gibt hier auch viele Chancen. Durch das aktive Herantreten an den Markt, den Neubau und die damit verbundenen Qualitätssteigerung erwarte ich einerseits eine Auslastungssteigerung sowie eine damit verbundene Erhöhung der Durchschnittsrate.

Wo wollen Sie bei der Auslastung hin?

Sie ist jetzt bei etwa 60 Prozent, wenn ich die 70 Prozent anvisiere, ist das schon sportlich, aber auf keinen Fall außerhalb jeglicher Möglichkeiten.

Welche Entwicklung sehen Sie beim Personal?

Wir haben etwa 30 fest angestellte Mitarbeiter, manche sind seit 20 Jahren dabei. Die werden alle weiterhin da bleiben. Der Erfahrungsschatz, der persönliche Kontakt zu den Gästen, das ist unbezahlbar. Die Struktur wird sich nicht wesentlich verändern. Ich kann mir vorstellen, dass es noch den einen oder anderen Arbeitsplatz zusätzlich geben wird, wenn die Auslastung gestiegen ist. An Personalabbau ist überhaupt nicht gedacht.

Sehen Sie Platz für eine weiteres Hotel im Vier-Sterne-Bereich in Herne?

Konkurrenz belebt das Geschäft. Ich sehe den Bedarf auf jeden Fall. Es gibt einige ortsansässige Unternehmen, die wir nicht mehr bedienen können. Wieso sollen Unternehmen in die Nachbarstädte ausweichen? Es passiert ja viel in der Stadt, und Herne liegt mitten im Ruhrgebiet. Den Wettbewerb fürchten wir nicht, weil wir von unserem Produkt überzeugt sind. Da muss sich das Parkhotel nicht verstecken.