Herne. . Jürgen Bergmann führt die Trinkhalle an der Horsthauser Straße /Ecke Gneisenaustraße in Herne. Der Kontakt mit den Stammkunden macht ihm Spaß.
„Einen Kakao, wie immer“ – manches ändert sich eben nie. Ein Pläuschchen, genüsslich den Kakao schlürfen, dazu ‘ne Zigarette und weiter geht’s. „Ich wohn’ hier um die Ecke und komme jeden Tag“, verrät ein Stammkunde. „Man trifft hier Bekannte und kann quasseln.“ Der Kiosk von Jürgen Bergmann ist eine feste Institution in Horsthausen. Er hat immer ein offenes Ohr für seine kleinen und großen Kunden und weiß, was in der Gegend los ist. „Ich komm’ wahrscheinlich später noch mal“, tönt es durchs Verkaufsfenster.
Jürgen Bergmann, Ex-Sänger der Band California, betreibt die Bude in der dritten Generation. „Mein Opa hatte den Kiosk, dann meine Eltern und seit etwas über einem Jahr bin ich drin.“ Zwischenzeitlich habe lange Jahre ein Pächter den Kiosk an der Horsthauser Straße 156 betrieben. Bis Edeka kam. „Als die vor gut zwei Jahren gebaut haben, wurde es für den Pächter immer schwieriger und irgendwann hat er aufgegeben.“ Bergmann hat sich die Übernahme gut überlegt: „Ich bin 56, in meinen alten Jobs kann ich nicht mehr arbeiten. Außerdem macht es mir Spaß.“ Trotzdem musste er sich anpassen: Samstags bleibt der Kiosk, der schon seit gut 50 Jahren besteht, geschlossen.
Geblieben seien hauptsächlich Stammkunden, und für die ist Bergmann mit Herzblut bei der Sache. Morgens versorgt der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker und Berufskraftfahrer bereits ab 4.45 Uhr die ersten „Malocher“ mit Kaffee und belegten Brötchen. „Das muss ruck zuck gehen, die haben nicht viel Zeit.“ Geringe Wartezeiten seien aber nicht nur in den frühen Morgenstunden wichtig. „Es kommen auch viele, die auf dem Weg zum Bus schnell was einkaufen.“ Deshalb hat er immer einige gemischte Tüten vorgepackt – für 50 Cent und für einen Euro. Abends ist der Kiosk bis 18 Uhr geöffnet. „Länger macht es einfach keinen Sinn, der Edeka ist ja lange geöffnet.“ Nur an Sonn- und Feiertagen schläft Bergmann etwas länger und macht den Kiosk um 9 Uhr auf.
Gute Laune gehört dazu
Besonders viel Freude macht es ihm, wenn die Kinder aus der Umgebung vorbeikommen und „Wassereis bis zum Umfallen“ kaufen oder Fußballbilder. Viele kommen vom nahe gelegenen Fußballzentrum rüber. „Ich rede einfach gern mit den Leuten und hör’ den neuesten Klatsch und Tratsch“, sagt er und lacht verschmitzt. „Meist weiß ich Sachen, bevor die es wissen, die es betrifft. Aber ich halt natürlich die Klappe.“
Immer wieder wuselt er zum Fenster, bedient einen kleinen Jungen, von dem man nur die piepsige Stimme hört oder reicht eine kalte Cola durchs Fenster. Gute Laune gehört für ihn dazu. Ab und zu huscht aber auch ein Runzeln über seine Stirn. Immer dann, wenn es um die Zukunft des Kiosks geht. „Die Kioskkultur im Pott ist rückläufig und wird leider nicht gefördert“, gibt er zu bedenken. „Die Gesetze werden immer strenger.“ Er habe mal überlegt, den Innenhof zu nutzen, ihn für die Kunden zugänglich zu machen – schließlich ist alles Eigentum. Aber eine Ausschankgenehmigung und die damit verbundene Bürokratie stünden dem Plan im Weg. „Da lass ich es lieber, wie es ist. Aber es wäre sehr schade, wenn die Buden nach und nach verschwänden.“