Herne. . Das Aktion „WAZ öffnet Pforten“ hatte doppelte Premiere. Es war der Auftakt der diesjährigen Reihe und der erste Besuch überhaupt bei Schwing.
Hidden Champion - ein versteckter Weltmarktführer. So kann man den Cranger Betonpumpen-Produzenten Schwing mit Fug und Recht bezeichnen. Allerdings: In der Branche ist Schwing ja seit Jahrzehnten bestens bekannt, am Dienstag war es auch in der eigenen Stadt vorbei mit dem „Verstecken“. Zum Auftakt der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ gewährte das Unternehmen einem guten Dutzend Lesern einen ausgiebigen und hoch interessanten Blick hinter die Kulissen.
Das Erstaunen der Besucher war gleich zu Beginn reichlich groß: Schwing-Technologie war bei der Entstehung einer ganzen Reihe von weltweit berühmten Bauten beteiligt: der Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt; das World One Trade Center in New York, das nach dem Terroranschlag auf die Zwillingstürme 2001 entstanden ist; oder die dritte Bosporusbrücke.
Und die Technik dafür ist an der Heerstraße entwickelt und gebaut worden. „Wo Schwing drauf steht, ist auch Schwing drin“, betonte Armin Scholten, der die Besucher kenntnisreich über das weitläufige Gelände führte. Schwing lässt sich keine fertigen Teile zuliefern. Sie werden aus Stahlblechen zurechtgeschnitten und produziert. So entstehen sehr langlebige Maschinen, die rund 20 Jahre im Einsatz sind.
Was Scholten ebenfalls klar machte: Beim Bau einer Autobetonpumpe kommt es auf jede kleine Schraube an, denn es gilt, die jeweils zulässigen Gesamtgewichte einzuhalten. Deshalb werden an den Stellen, an denen es möglich ist, Joghurtdeckel eingebaut. Die Übersetzung für die Joghurtdeckel: An einigen Stellen kommt Aluminium zum Einsatz, weil es deutlich leichter ist als Stahl.
Etwa 50 Maschinen im Monat
In einer der zahlreichen Produktionshallen konnten die Gäste die Montage der Autobetonpumpen nachvollziehen. Die geschieht in einer exakten Zeittaktung. Auf Bildschirmen sehen die Arbeiter genau, wie viel Zeit ihnen noch für ihre Arbeit bleibt. Um keine unnötigen Handgriffe zu machen oder Sekunden mit Suchen zu verschenken, haben sie nur jene Werkzeuge an ihrem Platz, die sie auch tatsächlich benötigen. Insgesamt produzieren rund 650 Mitarbeiter pro Monat 50 Maschinen. Die Leistungen, die sie vollbringen können, sind gigantisch. So könnte man an einen ausgefahrenen Pumpenmast ohne Weiteres einen Mittelklassewagen hängen, ohne dass die Maschine Probleme bekommt. Und die Pumpen sind in der Lage, in einer Stunde mehr Beton durch die Rohre zu schicken als ein Airbus A380 schwer ist.
Wie hoch die Identifikation mit dem Unternehmen ist, offenbarte sich an der Tatsache, dass auch Ehemalige hinter die Kulissen schauten. Christian Schmidt war bei Schwing von 1976 bis 1978 in der Lehre und danach rund elf Jahre beschäftigt. „Die Führung ist sehr interessant. Es hat sich eine Menge verändert.“ Dass diese Veränderungen in sehr kurzer Zeit geschehen, bestätigte Friedrich Heller. Der Rentner war bis vor sieben Jahren in mehreren Bereichen bei Schwing beschäftigt. Seitdem seien viele Dinge schon wieder anders als zu seiner Zeit. Auch für ihn war der Blick hinter die Kulissen spannend.
Ein spannendes Projekt liegt übrigens noch vor Schwing: der Bau des Kingdom Towers in Saudi Arabien, der das höchste Gebäude der Welt werden soll. Die Herausforderung für Schwing: Beton in eine Höhe pumpen, in der dies noch nie gemacht worden ist.