Hernes Ex-Stadtdechant Christian Gröne wehrt sich gegen Vorwürfe des Finanzamts. Sein Anwalt sagt: Der Pfarrer ist Opfer, nicht Täter.

Der ehemalige Vorsitzende der Stiftung Katholisches Krankenhaus Marien-Hospital, Christian Gröne, wehrt sich gegen schwere Vorwürfe des Finanzamts Herne. Wie berichtet, hat die Behörde der Stiftung nach einjähriger Prüfung wegen Verstößen die Gemeinnützigkeit aberkannt und unter anderem Gröne vorgeworfen, zu Unrecht zu viel Geld kassiert zu haben. Grönes Anwalt Werner Himmelmann reagiert entsetzt: „Pfarrer Gröne ist Opfer, nicht Täter“, sagt er zur WAZ.

Gröne, Pfarrer im Pastoralverbund Herne-Süd, war im Frühjahr im Zuge der Enthüllungen rund um die Stiftung nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Stadtdechanten, also des Chefs der katholischen Kirche in Herne, zurückgetreten. Es sei nicht verständlich, dass sein Mandant nun am Pranger stehe, sagt Himmelmann. Er müsse seiner Gemeinde dagegen „wieder erhobenen Hauptes begegnen“ können. Deshalb will er im WAZ-Gespräch die Vorwürfe entkräften.

Zuallererst: Gröne sei nicht durch Qualifikation, sondern „qua Amt“ Kuratoriumsvorsitzender geworden – also „gegen jede Vernunft“. So habe sein Mandant zwar die Stiftung repräsentiert, sei allerdings weder Wirtschaftsprüfer noch Steuerberater noch Jurist – dafür habe es einen betriebswirtschaftlich ausgebildeten Geschäftsprüfer, einen juristischen Vertreter sowie Wirtschaftsprüfer gegeben. Vorgelegte Steuererklärungen des Millionenunternehmens Marienhospital habe der Seelsorger deshalb sachlich gar nicht beurteilen können. Und: Zwar habe er maßgebliche Erklärungen für die Stiftung abgezeichnet – aber nur, weil es die Satzung so vorsehe.

Kritik an den Leistungen

Wie die WAZ berichtete, äußerten die Rechnungsprüfer auch Kritik an der Höhe des Leistungen der Kuratoriumsmitglieder. So hat Gröne laut Finanzamt von 2011 bis 2013 über 100 000 Euro für diese Nebentätigkeit kassiert. Gröne, entgegnet nun sein Anwalt, habe 2007 zu Beginn seiner Tätigkeit sowohl beim damaligen Geschäftsführer als auch beim Steuerberater und Wirtschaftsprüfer der Stiftung nachgefragt, ob die Nebenvergütung so in Ordnung sei. Das sei ihm von beiden ausdrücklich versichert worden.

Hinzu komme: In all den Jahren hätten Wirtschaftsprüfer die Höhe der Nebenvergütung nie beanstandet, auch das Finanzamt habe die Bilanzen geprüft und Steuerbescheide erlassen. Kurz: „Zu keiner Zeit war die Nebentätigkeitsvergütung an irgendeiner Stelle als unangemessen in der Diskussion“, betont Anwalt Himmelmann. Im Übrigen habe Gröne „einen beträchtlichen Teil“ zurückgezahlt, nachdem eine Verordnung über Nebentätigkeiten vorliege, die bedeutend geringere Vergütungen vorsehe. Eine Summe nannte Himmelmann nicht.

Neu aufgestellt

Die Stiftung Katholisches Krankenhaus Marienhospital Herne, einst anerkannt, hat in den vergangenen Jahren durch die Klagen oder Finanzprobleme Schlagzeilen gemacht. Deshalb hat die St. Elisabeth-Gruppe, in die das Marien Hospital Herne 2014 eingegliedert wurden, die Stiftung neu aufgestellt. Sie heißt jetzt „St. Elisabeth Stiftung Herne“

Auch das Kuratorium wurde neu besetzt, nachdem ein Großteil der alten Mitglieder zuvor ausgeschieden war, und eine neue Satzung verabschiedet und genehmigt wurde.

Die neuen kaufmännischen Verantwortlichen sind auch Mitglieder der Geschäftsführung der Elisabeth-Gruppe, Kuratoriumschef ist Johannes Baumann.

Bemängelt haben die Rechnungsprüfer auch den Umstand, dass sich die Stiftung Grönes 50. Geburtstag vor vier Jahren knapp 21 000 Euro habe kosten lassen. Hier seien Vorwürfe gegen seinen Mandanten ebenfalls unberechtigt, sagt der Jurist. Denn: Gröne habe mit der Ausrichtung der Feier gar nichts zu tun gehabt, vielmehr sei er damit vom damaligen Geschäftsführer überrascht worden. Deshalb könne er auch nicht wissen, welche Kosten dafür veranschlagt und ausgegeben worden seien.

Kein Verständnis

Für den Juristen aus Bochum ist es nach diesen Aussagen „nicht verständlich, dass Gröne am Pranger steht“. Der Pfarrer sei vielmehr ein integrer Mann, ein Seelsorger, der sich nichts zu schulden habe kommen lassen. Vielmehr sei der ehemalige Dechant von anderen in das Desaster hineingeritten worden, und die Kontroll-Mechanismen hätten versagt.