Herne.. Eine unterhaltsame Ausstellung über die Kunst des Platzsparens ist ab 3. Juli im Herner Schloß Strünkede zu sehen - mit teils verblüffenden Exponaten.
Tempotücher, Taschenschirme, Tische und Stühle, schottische Kilts, Seesäcke, Fernrohre, Faltfahrräder, Reisealtäre oder Taschenmesser: Wenn es ums Platz sparen geht, wird gefaltet, geklappt und gerollt, was das Zeug hält und hergibt. Und das schon seit Jahrtausenden, wie sich die Besucher der neuen Sonderausstellung „Ent_faltet! Kleine Kulturgeschichte des Platzsparens“ im Schloß Strünkede überzeugen können.
Am Anfang habe die Idee „Urlaub aus dem Sack“ gestanden, berichtet Elke Hartkopf von ConCultura Bonn, die gemeinsam mit dem Herner Chef des Emschertalmuseums, Oliver Doetzer-Berweger, die Ausstellung zusammengestellt hat und betreut. „Aber wenn man einmal anfängt, sich mit diesem vielfältigen Thema zu beschäftigen, dann kommt man schnell tausende Jahre zurück und landet bei anderen Völkern wie Nomaden und Indianern. Die Frage hieß dann schnell: Wo hören wir auf?“
220 Exponate von über 40 Leihgebern sind es schließlich geworden, mit den Schwerpunkten Reisen, Wohnen, Natur, Mode, Technik. Aber auch Beispiele zur Religion wie eine Tora-Rolle oder ein Mini-Altar, der problemlos in eine Streichholzschachtel passt, sind zu sehen. Und - als kleinstes Exponat - ein winziger, auf 0,25 Quadratzentimeter gefalteter Mathespickzettel einer Achtklässlerin, der auch noch unlängst im Einsatz war. Den Namen der Leihgeberin verschweigen wir. Auch wenn es für die Schülerin bei der Mathearbeit sicher ernst war: „Es ist eine Ausstellung mit Augenzwinkern“, sagt Oliver Doetzer-Berweger.
Knirpse, Feuereimer und Klappräder
Wenn möglich, sind die Exponate immer in beiden Formen zu sehen: eingefaltet und entfaltet. Ein Pärchen Knirpse zum Beispiel oder die Feuereimer aus Hanf, ein Klapprad aus dem Ersten Weltkrieg und ein topmodernes der britischen Nobelmarke Brompton. Beeindruckendstes Beispiel: die beiden Truppenfallschirme aus der Wehrtechnischen Sammlung Koblenz: zusammengelegt ein tragbares Paket, nimmt der entfaltete Fallschirm die gesamte Höhe des Glockenzimmer-Treppenhauses ein.
Sehenswert ist auch die mit einem Videofilm demonstrierte Falttechnik eines schottischen Kilts. Eine Stunde lang habe sie benötigt, um die Schaupuppe für die Ausstellung entsprechend anzukleiden, sagt Cathrin Weißkopf, ebenfalls von ConCultura. Die Schotten hätten wohl nicht nur aus Sparsamkeit auf das Tragen der teuren Kilts bei Schlachten verzichtet - das Ankleiden habe zu lange gedauert. . .
Chapeau! Auch der mit dem Claque fehlt natürlich nicht unter den Exponaten. Es ist eine feine, kleine Ausstellung geworden, exklusiv für das Emschertalmuseum im Schloß Strünkede zusammengestellt. Absolut Kinder- und Jugendtauglich und deshalb nicht nur für die Sommerferien ein Ziel, das auf unterhaltsame Weise Erstaunliches und Wissenswertes über die Kultur des Platzsparens vermittelt.
An verschiedenen Stationen können sich die Besucher selbst in der Kunst des Faltens ausprobieren.
Begleitend zur Ausstellung, die bis 22. Januar 2017 zu sehen ist, gibt es über die Monate verschiedene Angebote, die WAZ wird darüber noch berichten.
Die Ausstellung wird Sonntag (3.), 15 bis 18 Uhr, mit einem großen Fest im Schloß eröffnet.