Martin Hellmold ist neuer Leiter der Reihe VHS-Filmforum. Im Interview mit der WAZ sprach er über dieses Kinoangebot, Filmkunst, TV-Serien und die Maus.

Herne. Martin Hellmold hat für den im Alter von 72 Jahren verstorbenen Düsseldorfer Dokumentarfilmer Hartmut Kaminski die Leitung der städtischen Filmreihe VHS-Filmforum angetreten.

Die WAZ sprach mit dem 50-Jährigen über Kino, Kaminski und (Film-)Kunst.

Wie kommt es, dass ein in Hameln lebender Filmwissenschaftler die Leitung des VHS-Filmforums übernimmt?

Martin Hellmold: Zum einen bin ich seit den 90er-Jahren der Volkshochschule Herne verbunden. Ich habe schon als Student der Bochumer Ruhr-Universität Film- und Kunstseminare bei der VHS gegeben. Und ich schreibe nun schon seit fast 20 Jahren die Ankündigungstexte der ausgewählten Filme. Wichtig ist: Der Aufwand, den man als Leiter des Filmforums vor Ort in Herne leisten muss, ist nicht groß.

Wird die bisherige Struktur des VHS-Filmforums in Zukunft mit Ihnen an der Spitze eins zu eins fortgesetzt?

Martin Hellmold ist neuer Leiter der Reihe VHS-Filmforum. Der Hamelner ist Nachfolger des kürzlich verstorbenen Düsseldorfers Hartmut Kaminski.
Martin Hellmold ist neuer Leiter der Reihe VHS-Filmforum. Der Hamelner ist Nachfolger des kürzlich verstorbenen Düsseldorfers Hartmut Kaminski. © MH

Ja. An diesem Erfolgskonzept müssen wir nichts ändern. Es gibt eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Filmwelt als Spielort. Auch die Zahl der Filme und die ausgewogene Auswahl des Programms wird beibehalten. Herr Kaminski hatte sicherlich gewisse Vorlieben, die Stammbesucher des Filmforums kennen dürften. Zum Beispiel haben er und der Beirat des VHS-Filmforums jeden Film von Woody Allen gezeigt. Auch deutsche Kinoproduktionen hatten einen festen Platz. Mit diesen und anderen Schwerpunkten konnte ich mich auch schon immer identifizieren.

Das neue Halbjahres-Programm des Filmforums beginnt im September. War Herr Kaminski an der Auswahl der insgesamt 15 Produktionen noch beteiligt?

Nein, er war sehr schwer krank. Er wirkte aber noch bei der Zusammenstellung der letzten Reihe mit. In dieser Reihe lief übrigens der Film „Ich und Kaminski“ von Wolfgang Becker. Das ist fast schon eine unfreiwillige Hommage, auch wenn es natürlich um einen ganz anderen Kaminski geht.

Das VHS-Filmforum wird von der Stadt gefördert. Wenn Sie ein Stadtverordneter fragen würde: Warum muss eine solche Reihe subventioniert werden – was antworten Sie?

Es geht einfach darum, einen qualitativ hochwertigen Bereich der Kulturarbeit den Menschen dauerhaft zugänglich zu machen – und zwar vor Ort. Gerade im Bereich Kino darf es nicht nur ein sich selbst tragendes Programm geben, das auf reine Unterhaltung setzt. Wobei der Unterhaltungswert vieler Beiträge im Filmforum sehr hoch ist. Es geht darum, den Besuchern ein breites Spektrum zu bieten.

Herr Kaminski hat 2012 im WAZ-Interview gesagt: Kino ist mein Lebensbegleiter. Gilt das auch für Sie?

Ja, das gilt - zusammen mit Kunst - auch für mich. Ich hatte eine extrem intensive Kino-Phase gegen Ende meines Studiums. Ich sah damals pro Jahr rund 300 Filme im Kino. Die hohe Zahl kam vor allem durch Festivals zustande. Ich war häufig bei der Berlinale und in Saarbrücken beim Max-Ophüls-Festival. Auch das breite Angebot im Ruhrgebiet machte das möglich: Mit dem Studi-Ticket konnte man das gesamte Spektrum aktueller Produktionen sehen. Mittlerweile komme ich dazu kaum noch, weil ich im Hauptberuf Hausmann und Vater von zwei Kindern - vier und sieben Jahre alt - bin. Mehr als fünfmal im Monat schaffe ich es nicht ins Kino.

Was macht für Sie die Faszination des Kinos aus?

Die Intensität! Man sitzt dem Filmbild in ganz anderer Weise gegenüber als am Fernsehgerät. Und besonders faszinierend finde ich es, einen Film im Kino mit sehr vielen Besuchern gemeinsam anzuschauen.

Seit einigen Jahren boomen TV-Serien - auf DVD oder in Streaming-Kanälen. Kann das eine Bedrohung fürs Kino werden?

Nein, das glaube ich nicht. Es ist einfach eine andere mediale Qualität. Ich bin aber überrascht, wie viel Zeit Menschen heute damit verbringen, sich Serien anzuschauen.

Sind Sie auch einer Serie verfallen?

Verfallen nicht, aber das Sandmännchen und die Sendung mit der Maus schaue ich mir mit meinen Kindern schon an ...

Zum Schluss möchte ich Sie um eine Empfehlung bitten: Welchen Film im neuen VHS-Programm sollte man sich unbedingt anschauen?

Ich lege dem Herner Kinogänger natürlich alle Filme ans Herz. Ich möchte aber den türkischen Film „Mustang“ herausheben. Das ist ein faszinierender Film über fünf Schwestern, der die deutsche Gesellschaft ebenso betrifft wie die türkische.

Hellmolds Kino-Hits

Best of: Martin Hellmold verrät der WAZ seine cineastischen Top 3 in fünf verschiedenen Kategorien.


Lieblingsfilme: „2001 - A space odyssey“ von Stanley Kubrick, „North by Northwest“ („Der unsichtbare Dritte) von Alfred Hitchock und „The Pink Panther“ („Der rosarote Panther“) von Blake Edwards.


Lieblingsregisseure: Alfred Hitchcock, Louis Malle und Charlie Chaplin.


Lieblingsschauspieler: Cary Grant, Peter Sellers und Matti Pellonpää (bekannt aus Filmen von Aki Kaurismäki).


Lieblingsschauspielerinnen: Lauren Bacall, Gong Li und Marlene Dietrich.


Lieblingskinos: Endstation Kino im Bahnhof Langendreer, Studienkreis Film im HZO 20 an der Ruhr-Uni und Delphi-Kino Berlin.

Start vor 37 Jahren

1979 war das Geburtsjahr der städtischen Filmreihe VHS-Filmforum, die Produktionen jenseits des Mainstreams zeigt. Dank der 2005 begonnenen Kooperation mit der Herner Filmwelt ist jeder Beitrag dreimal wöchentlich im Kino am Berliner Platz zu sehen. Von der VHS gibt es einen jährlichen Zuschuss von 2000 Euro für den Kooperationspartner Filmwelt.

Das jeweilige Programm wird durch einen Beirat ausgewählt. Diesem Gremium gehören u.a an: Jürgen Saibic, Markus Köther, Jörn Leckscheid, Maria Schmidt, Mareike Politt, Traute Schenk und Klaus-Dieter Gülck.