Herne. . Die Herner Stadtspitze hat eine Wirtschaftsdelegation aus der chinesischen Stadt Lianyungang empfangen. Hintergrund: wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Mit diesem Empfang dürften die Hochzeitsgesellschaften, die gestern ins Herner Rathaus kamen, nicht gerechnet haben. Die Stufen zum Portal waren mit einem roten Teppich verziert. Welch glücklicher Zufall für die frisch Vermählten, denn die Stadt Herne rollte den Teppich eigentlich der Wirtschaftsdelegation aus der chinesischen Stadt Lianyungang aus.
Der große Bahnhof - inklusive Beflaggung und Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Herne - war quasi der zweite Teil der neuen Verbindung zwischen Lianyungang und Herne. Bereits vor einer Woche war ein Testzug nach einer 17-tägigen Reise am Container-Terminal Herne (CTH) eingetroffen (die WAZ berichtete), doch die chinesische Delegation hatte auf Grund von Visa-Problemen absagen müssen. Gestern war es soweit mit dem Besuch.
Jenseits aller protokollarischen Folklore hat die Visite vor allem einen wirtschaftlichen Hintergrund. Die rund 11 300 Kilometer lange Reise des Testzugs soll kein Einzelfall bleiben. Nach Möglichkeit soll es in Zukunft einen regelmäßigen Schienenverkehr geben. Vertreter der Wanner Herner Eisenbahn und Lianyungangs unterzeichneten gestern eine entsprechende Absichtserklärung. Vielleicht kann der regelmäßige Betrieb schon Ende dieses Jahres anlaufen.
Hintergrund der Zugverbindung ist ein Großprojekt der chinesischen Regierung. Unter dem Titel „One belt, one road“ soll die historische Handelsroute der Seidenstraße wiederbelebt werden. Im Zentrum der Strategie steht der Bau von Kraftwerken, von Pipelines und Datenleitungen, von Tiefseehäfen, Straßen und Airports, von Bahnhöfen und Schienentrassen in bis zu 65 Ländern, in denen über vier Milliarden Menschen leben, die für fast ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung stehen.
OB erhält Einladung zur Messe
Durch die neue Zugverbindung profitiere China, Europa, das Ruhrgebiet und Herne, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda bei seiner Begrüßung der Gäste. Gerade an solchen positiven wirtschaftlichen Entwicklungen im Bereich Logistik, Transport und Verkehr sei abzulesen, dass das Ruhrgebiet kein „Rostgürtel“ sei.
Welche Kraft der neue Partner Lianyungang hat, machte Parteisekretär Xingshi Yang deutlich. Die Stadt am Gelben Meer habe etwa 5,3 Millionen Einwohner - das sind in etwa so viele wie das gesamte Ruhrgebiet. Als Verkehrsknotenpunkt liege die Metropole günstig für See- und Luftfracht sowie Eisenbahnverkehr. Lianyungang sei Ausgangspunkt für etwa 60 Routen mit Überseefracht. Lianyungang gehörte zu den ersten 14 Städten in China, die ihren Hafen für den Welthandel öffneten. Deutschland sei ein wichtiger Partner im Rahmen der Wiederbelebung der alten Seidenstraße. Ziel sei es, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen auszubauen, Herne sei ein Teil davon.
In diesem Zusammenhang kann Oberbürgermeister Dudda schon mal im Oktober ein paar Tage in seinem Terminkalender blocken. Xingshi Yang lud ihn ein, an der Messe für die neue Seidenstraße teilzunehmen.