Herne. . „Auf der Schwelle“: Brigitte Kraemers Fotos dokumentieren den Alltag in Frauenhäusern. Redner betonen Notwendigkeit der Einrichtung.
35 Jahre alt ist das Frauenhaus jetzt- und unverzichtbar wie 1981, im Jahr seiner Gründung. An dieser Tatsache kamen gestern bei dem kleinen Festakt in der Herner Sparkasse die Rednerinnen und Redner nicht vorbei. „Jede vierte Frau zwischen 18 und 85 hat mindestens einmal Gewalt von einem Beziehungspartner erlebt“, machte Oberbürgermeister Frank Dudda noch einmal das Ausmaß der Gewalt deutlich. Das Frauenhaus sei deshalb eine „unbedingt notwendige Einrichtung“ und „ein Ort, wo man aufatmen und das Erlebte verarbeiten kann“. Der OB deutete an, dass neue Räume für das Frauenhaus im Gespräch seien.
Brigitte Benthaus vom Förderverein des Frauenhauses zeichnete die Entwicklung der Einrichtung nach und benannte aktuelle Probleme. Die sprachliche Vielfalt, mehr durch Flucht traumatisierte Frauen und belastete Kinder seien momentan Herausforderungen. Handys und soziale Netzwerke machten es den Frauen nicht leicht, zur Ruhe zu finden und ihre Anonymität zu wahren. Die Finanzierung werfe weiterhin Probleme auf: „Schülerinnen, Studentinnen und Frauen aus EU-Ländern werden nicht finanziert.“ Das Frauenhaus fordert eine einzelfallunabhängige Pauschalregelung.
Untrennbar mit der Geschichte des Frauenhauses verbunden ist die Arbeit der Wanne-Eickeler Fotografin Brigitte Kraemer. Sie hat bereits seit 1982 Kontakt zum Herner Frauenhaus und anderen Häusern in NRW, wo sie immer wieder den Alltag der Bewohnerinnen begleitet und sie traurigen wie in ausgelassenen Momenten fotografiert hat. Nach Ausstellungen zum zehnten und zum 30. Geburtstag des Herner Frauenhauses sind die 40 Bilder ihrer Wanderausstellung „Auf der Schwelle“ erneut eindrückliche Zeugnisse eines Lebens, das bisher allein in Herne 5500 Frauen und Kinder zeitweise geführt haben.