Herne. . 2805 Mitarbeiter der Stadt Herne wählen vom 6. bis 9. Juni einen neuen Personalrat. Die Feuerwehr-Gewerkschaft tritt erstmals an.
Bundestags- und Landtagswahlen finden erst 2017 statt, doch in der kommenden Woche dürfen immerhin 2805 Menschen in Herne an die Urne.
Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung wählen – wie alle vier Jahre – einen neuen Personalrat. Ein Überblick.
Worum geht es?
Es gilt eine neue Mitarbeitervertretung mit 15 Mitgliedern zu wählen. Im Grunde finden vom 6. bis 9. Juni zunächst mal zwei Wahlen statt: eine für die zurzeit 648 Beamten und eine für die 2157 Beschäftigten der Stadt (Angestellte und Arbeiter). Dem aktuellen Personalrat gehören vier Beamte und elf Beschäftigte an; insgesamt fünf Mitglieder sind freigestellt.
Wer steht zur Wahl?
Bei den Beschäftigten gibt es eine reine Personenwahl: Hier tritt ausschließlich eine 57-köpfige Liste der Gewerkschaft Verdi mit Kirsten Weber und Manuela Wansel auf Platz 1 und 2 an. Bei den Beamten sind zwei Listen am Start: eine Verdi-Liste mit der amtierenden Personalratsvorsitzenden Beate Wycislok auf Platz 1 und erstmals die erst 2011 gegründete Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (siehe unten). Die Dominanz der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erklärt sich aus deren Organisationsgrad innerhalb der Verwaltung: „Rund 70 Prozent der Stadtmitarbeiter gehören Verdi an“, erklärt Verdi-Sekretär Norbert Arndt auf Nachfrage. In den 60er- und 70er-Jahren seien es sogar schon mal fast 100 Prozent gewesen.
Welche Baustellen gibt es?
Auf einem sechsseitigen „Stattblatt“ hat Verdi das umfangreiche Wahlprogramm ihrer Kandidaten aufgelistet. Als große Baustellen des Personalrats bezeichnet Beate Wycislok vor allem die Arbeitsverdichtung, die Bedingungen für ältere Mitarbeiter, den Gesundheitsschutz sowie die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt. „Hier droht eine Selbstausbeutung“, sagt sie. In den vergangenen vier Jahren habe neben diesen Themen auch der Kampf um die Übernahme von städtischen Auszubildenden eine größere Rolle gespielt. Dem neuen OB Frank Dudda zollt sie ein Lob: „Er ist wesentlich verbindlicher im Umgang als sein Vorgänger.“ Der Start der neuen Stadtspitze sei auch aus Sicht des Personalrats „sehr vielversprechend“ gewesen.
Wie ging die Wahl 2012 aus?
Vor vier Jahren standen sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den Beamten nur Verdi-Mitglieder zur Wahl. Der neu konstituierte Personalrat kürte anschließend Werner Fiedler zum Vorsitzenden; er ist bekanntlich kürzlich in Pension gegangen. Die Wahlbeteiligung betrug im Jahr 2012 bei den Beamten 61,7 Prozent und bei den Beschäftigen 58,5 Prozent. „Damit können wir nicht zufrieden sein“, sagt Personalrats-Chefin Beate Wycislok, führt die Zahl der Nichtwähler aber auch auf einen gesellschaftlichen Trend zurück.
Premiere für die Feuerwehr-Gewerkschaft
In Herne ist die 2011 in Solingen gegründete Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) vor vier Jahren erstmals öffentlich in Erscheinung getreten, als sie mit Verdi für einen Ausgleich der angehäuften Überstunden kämpfte. Bei der Wahl zum Personalrat strebt die junge Gewerkschaft nun den Sprung in die Interessenvertretung der Stadtmitarbeiter an.
Im bisherigen Personalrat der Stadt gab es mit Ingo Wolter von Verdi zwar auch schon einen Feuerwehrmann, der aber nicht mehr kandidiert. Ein Grund mehr für die Herner DFeuG-Mitglieder, mindestens einen Sitz im Personalrat zu erreichen, um die Interessen der rund 200 Dienstkräfte der Feuerwehr zu vertreten.
Speziell für Herne hat sich die DFeuG einen besseren Arbeitsschutz und die Modernisierung ihres Fachbereichs als wichtige Ziele gesetzt, erklärt DFeuG-Sprecher Guido Schiller.
105 Mitglieder hat die DFeuG nach eigenen Angaben in Herne. Diese hohe Zahl könnte auf eine gewisse Unzufriedenheit mit der bisherigen Interessenvertretung durch den „Gemischtwarenladen“ Verdi schließen lassen. Die Personalratsvorsitzende Beate Wycislok (Verdi) führt diese Zahl auf Nachfrage der WAZ aber vor allem darauf zurück, dass die Mitgliedsbeiträge der DFeuG deutlich niedriger seien. Eine große Organisation wie Verdi könne die Interessen von Feuerwehrleuten besser durchsetzen, sagt Wycislok.