Herne. . Es ist vollbracht: Nach mehr als dreijährigem Vorlauf haben Stadt, Politik und Herner Wohnungsunternehmen ein „Bündnis für Wohnen“ beschlossen.
Auf der sogenannten Hochzeitstreppe im Flur des Herner Rathauses posieren für gewöhnlich Brautleute und ihr Anhang für ein Erinnerungsfoto. Am Montag haben hier 14 Herren und zwei Damen Aufstellung genommen. Anlass war allerdings nicht der Bund fürs Leben, sondern ein „Bündnis für Wohnen“.
Nach einem dreinhalbjährigen Vorlauf unterzeichneten Stadt, Politik und Vertreter der organisierten Herner Wohnungswirtschaft einen entsprechenden Vertrag. Darin verpflichteten sie sich auf gemeinsame Ziele, Maßnahmen und Strategien.
„Herne verfügt als Wohnstandort über bedeutsame Qualitäten und Standortvorteile“, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda und verwies vor allem auf die zentrale Lage und das vergleichsweise günstige Miet- und Preisniveau. Gleichzeitig gebe es aber erhebliche Herausforderungen. Neben einem „relativ ungünstigen Image“ nennt der OB einen hohen „Anpassungsbedarf“ des in der Summe eher alten Wohnungsbestands in Herne und Wanne-Eickel.
Aufbauend auf das vom Rat jüngst verabschiedete Handlungskonzept Wohnen möchten die Beteiligten den Fokus vor allem auf qualitative Faktoren richten. Als ein Hauptziel gab der Oberbürgermeister gestern aus, dass einkommensstärkere Bevölkerungsgruppen an Herne gebunden werden sollen. Doch auch einkommensschwächere Haushalte und Flüchtlinge wolle man in den Blick nehmen. Bauliche Qualitäten sollen dabei nicht aus dem Auge verloren werden.
Private Eigentümer ins Boot holen
Einer drohenden Ghettobildung durch eine in einigen anderen Kommunen geplante Ausweisung reiner Flüchtlingsquartiere erteilten alle Akteure eine Absage. „Hier herrschte frühzeitig Konsens“, so Thomas Bruns, Geschäftsführer des städtischen Wohnungsunternehmens HGW und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Herner Wohnungswirtschaft. Alle Beteiligten setzten auf Integration.
Die Mitgliedsunternehmen dieser Arbeitsgemeinschaft hätten nur rund ein Viertel aller Herner Wohnungen im Bestand, betonte Bruns. Deshalb werde es auch darauf ankommen, private Eigentümer ins Boot zu holen: „Das ist ein großer Felsen, der bewegt werden muss.“
Zum Erreichen der Ziele will die Stadt einige Rahmenbedingungen für Wohnungsunternehmen verbessern. Baudezernent Karlheinz Friedrichs nannte hier unter anderem eine Anpassung der Baumschutzsatzung noch in diesem Jahr. Die Belange der Wohnungswirtschaft sollen hier mehr Gewicht bekommen. Ebenfalls 2016 soll ein neues Parkraumkonzept verabschiedet werden. Allerdings nicht für die Gesamtstadt, wie von der Verwaltung einst signalisiert, sondern zunächst nur für Herne-Süd.
Weitere Elemente des Bündnisses für Wohnen sind unter anderem:
– Die Stadt richtet die Stelle eines „Kümmerers“ als Ansprechpartner für die Wohnungswirtschaft ein.
– Mit dem Rentner Heinz Letat, langjähriger Vorstand im Wohnungsverein Herne, erhält ein Vertreter der Wohnungsunternehmen als Sachverständiger im Planungsausschuss Rederecht.
– Stadt und Wohnungswirtschaft legen einen „Fonds Wohnen in Herne“ mit zunächst 30 000 Euro auf.