Herne. . Das Marien Hospital Herne will Forschung und Lehre erweitern. Prof. Nina Babel soll ein Zentrum für Translationale Medizin aufbauen.

Als Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum will das Herner Marien Hospital seine Forschung und Lehre deutlich erweitern. Ein Schritt in diese Richtung ist nicht nur der Ausbau der Labore an der Düngelstraße - mit Prof. Dr. Nina Babel konnte eine Wissenschaftlerin gewonnen werden, die bereits mehrere Jahre ein wissenschaftliches Team an der Charité in Berlin leitete. Sie baut nun am Marien Hospital das Zentrum für Translationale Medizin mit den Schwerpunkten Immunologie und Transplantation auf.

Die Translationale Medizin verbindet Grundlagenwissenschaft mit medizinischer Forschung. „Im Idealfall“, so Babel, „wird ein Problem aus der Klinik an uns herangetragen, wir beschäftigen uns im Labor damit und geben die Lösung zurück in die Praxis.“ So beschäftigen sie und ihr Team sich damit, wie sich bei Menschen noch vor oder nach einer Nierentransplantation frühzeitig feststellen lässt, ob bei ihnen Komplikationen zu erwarten sind, wie sie zu vermeiden oder zu behandeln sind: „Wir versuchen, die Risikofaktoren zu ermitteln.“ Denn auch wenn am Marien Hospital selbst keine Nieren transplantiert werden, so werden dort durch den Verbund der Ruhr-Uni-Kliniken Nierenkranke vor und nach dem Eingriff behandelt.

Die häufigste Komplikation: Transplantierte Menschen werden mit Medikamenten behandelt, um Abstoßungsreaktionen des Körpers auf das fremde Organ zu verhindern. Doch diese Immunsuppressiva bewirken eine Unterdrückung des Immunsystems insgesamt, die Patienten sind deshalb anfälliger für Infekte. „Aber jeder Mensch ist anders und reagiert anders“, erläutert sie. Statt einer Medikation für alle sollen deshalb passgenaue Medikamente entwickelt werden. Ein entsprechendes Forschungsprojekt sei gerade um eine weitere Förderperiode verlängert worden.

Ebenfalls um frühzeitige Erkennung von Risikopatienten und die Entwicklung maßgeschneiderter Medikamente geht es bei der Untersuchung von Veränderungen und Fehlregulierungen des Immunsystems im Alter, die Autoimmunerkrankungen und Entzündungen nach sich ziehen können. Das kann sowohl die Knochen als auch das Herz-Kreislauf- und das Nervensystem betreffen.

Forschung an Blut- und Urinproben

Professor Babel und ihr Team forschen dabei meistens an Blut- und Urinproben der betroffenen Patienten. Gewebematerial kommt nur zum Einsatz, wenn sowieso Proben für Diagnoseuntersuchungen entnommen werden müssen. Gerade genehmigt wurde ein Forschungsprojekt mit älteren Osteoporose-Patienten. „Die Therapie ist oft nicht optimal, es gibt erhebliche Nebenwirkungen und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Babel. Denn die Verkalkung von Knochen und Gefäßen verlaufe ähnlich: „Man behandelt das eine und verschlechtert das andere.“ Aber auch das Immunsystem und Entzündungsreaktionen spielten bei Osteoporose eine Rolle. In dem für drei Jahre bewilligten Projekt sollen nun Marker gefunden werden, mit deren Hilfe sich ermitteln lässt, welcher Osteoporosepatient welches Medikament benötigt. Neben verschiedenen Fakultäten der Ruhr-Universität sind auch weitere wissenschaftliche Einrichtungen an dem Projekt beteiligt.