Herne. . Alkoholkranke sorgen für Sauberkeit und bekommen einen geringen Stundenlohn sowie drei Flaschen Bier. Das könnte es bald auch in Herne geben.

Im Jahr 2014 hat die Stadt Essen für Suchtkranke das Programm „PickUp“ gestartet: Die Teilnehmer säubern Plätze der Innenstadt und erhalten als Lohn fürs Müllsammeln neben 1,25 Euro Stundenlohn und einem warmen Essen zusätzlich drei Flaschen Bier pro Schicht.

Auch in Herne gibt es Pläne für ein solches Programm. Der Sozialausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung die Verwaltung beauftragt, die Einführung dieses Projekts für die Innenstädte von Herne und Wanne-Eickel zu prüfen.

Freibier für Trinker? „Der Erfolg in Essen spricht für diese Maßnahme“, erklärt der SPD-Stadtverordnete Henryk Banski. Die anfänglichen Widerstände hätten sich dort als unbegründet erwiesen, sagt der Sozialdemokrat. Wenn die Suchtkranken kein Bier fürs Müllsammeln bekämen, würden sie trotzdem zum Alkohol greifen.

Das Bier sei nicht als „Lohn“, sondern als „Anreiz“ zu verstehen, eine solche Tätigkeit überhaupt aufzunehmen, betont Brigitte Bartels, Leiterin des städtischen Fachbereichs Soziales. Hauptziel der Maßnahme sei es, Suchtkranken eine feste Tagesstruktur zu geben. Zwei bis vier Stunden sollten Teilnehmer zu Beginn eingesetzt werden.

Nach den Vorstellungen von SPD und CDU sollte ein solches Programm sozialpädagogisch begleitet werden. Und auch eine Abstimmung mit dem Jobcenter sei nötig, so Rot-Schwarz.

Auch andere Städte denken über eine Einführung nach

Im Sozialausschuss stieß der Antrag auf breite Zustimmung – nur Rainer Dudziak (Piraten-AL) lehnte den Prüfauftrag ab. Grüne und Linkspartei machten allerdings deutlich, dass eine solche Maßnahme vor allem auf die Unterstützung Suchtkranker zielen sollte und nicht zu stark mit dem von OB Dudda angestoßenen „Pakt für Sauberkeit“ verknüpft werden dürfe. „Das wäre der falsche Zungenschlag. Primäres Ziel muss es sein, etwas für die Betroffenen zu tun“, so Daniel Kleibömer (Linke).

In Essen fällt die Bilanz für das zu Beginn sehr umstrittene Programm „PickUp“ sehr positiv aus. 23 Suchtkranke haben sich bisher an dem Projekt beteiligt, das inzwischen für ein Jahr verlängert worden ist. Und: Seit Einführung habe sich die „Vermüllung“ der Plätze wesentlich verringert, so die Herner Fraktionen von SPD und CDU.

Und auch andere Städte denken zurzeit über „PickUp“ nach: Kommunen wie Bottrop, Oberhausen und Duisburg prüfen die Einführung eines solchen Programms für die Trinkerszene.