Er war Künstler und Lebenskünstler, Kneipengast und Kneipenbesitzer, Feierbiest und Familienvater. Er tauschte sich aus mit Granden wie Joseph Beuys, Franz-Josef Degenhardt und Gerd Ruge. Doch nicht selten schmiss er, dem nichts Menschliches fremd war, mit dem Hintern das wieder um, was er mit den Händen so formvollendet aufgebaut hatte.

In ihrer berühmten Serie „Gesichter des Reviers“ nannte ihn die WAZ-Kollegin deshalb - und wegen seiner bärengleichen Statur - ein „Urviech“. Treffend in einer Art, in anderer Hinsicht dann aber auch wieder nicht so ganz, verschleiert es doch ein wenig die Sensibilität, die der äußerlich etwas ungeschlachte Mann in den Händen und im Herzen hegte.

Bruno Unkhoff: Ein Typ, wie es ihn nur ganz selten gibt. Und vielleicht das größte Original, das Wanne-Eickel jemals hervorgebracht hat.

Geboren wurde er knapp jenseits der Stadtgrenze in Gelsenkirchen, am ersten Weihnachtstag des Jahres 1931. Er studierte Bildhauerei in Essen (Folkwang) und München (Kunstakademie), war Dozent an verschiedenen Hochschulen und Sonderschullehrer. Er arbeitete mit vielerlei Materialien (Stein, Keramik, Metall, Holz und Polyester), schuf Werke von ganz unterschiedlicher Formensprache: In seinem Atelier, das er strategisch günstig direkt neben der Bauernstube Pins in einer Scheune eingerichtet hatte, entstanden der berühmte aufsteigende Taubenschwarm aus Schrott, nahmen weiche, fließende Frauenakte Gestalt an - und vor allem immer wieder sakrale Motive: Jesus am Kreuz, das Goldene Kalb, Engel und Madonnen. Später dann auch schon mal eine lasziv dahingegossene Schweinedame auf einem Sofa.

Das spiegelte seinen spitzbübischen Humor wider. Und auch sein Lebensmotto passte ganz gut dazu: „Als Künstler von der Kunst zu leben, nie hat es größere Kunst gegeben.“

Anekdoten über den Inhaber der Künstlerkneipe „Monopol“ am Wanner Markt (von 1970 bis 1978) gibt es haufenweise: Die Geschichte mit dem Rennpferd „Jägermeister“, das er seiner geliebten Annemarie schenkte. Die Begebenheit mit der Dampfwalze, mit der er einst durch Wanne rumpelte. Der angeleinte Esel vor dem „Monopol“... Doch da war auch der andere Bruno Unkhoff, der als einer der Ersten mit Behinderten arbeitete und ihnen in der kreativen Gestaltung zu neuem Selbstbewusstsein verhalf. Unkhoff, der Meister der rauschenden Partys, starb in aller Stille: zwei Wochen vor seinem 71. Geburtstag, bei seinem Sohn Lucas in Holzminden, wo er mit seiner Frau die letzten Monate verbracht hatte.