Herne. . Sie hat als Stipendiatin 130 Jugendliche interviewt. Ihre multimediale Ausstellung „Junge Ruhrstädter“ begleitet das Westwind-Theaterfestival.
Kama Frankl nennt sie „junge Ruhrstädter“: Jugendliche zwischen zehn und 21 Jahren, die in Herne, Bochum oder Umgebung wohnen, aber deren Radius über ihre Heimatstadt hinausreicht. Sie sind unterwegs in der Region, wenn sie Musik zu machen oder hören, wenn sie tanzen, Theater spielen oder skaten. Kama Frankl hat sie befragt und was sie herausgefunden hat, zu einer Ausstellung über die Kultur von Jugendlichen zusammengetragen.
Bekannt geworden ist Kama Frankl als Choreografin und als Leiterin des Jungen Pottporus. Die Forschungsarbeit zur Jugendkultur hat sie als Stipendiatin durchgeführt. Das mit 5000 Euro dotierte „NRW Nachwuchsstipendium freie Kinder und Jugendtheater“ hat ihr die mehrmonatige Befragung zur Jugendkultur ermöglicht, ihr Partner war das Theater Kohlenpott.
Interviews mit 130 Jugendlichen
130 Jugendliche hat sie getroffen und mit ihnen geredet. Über ihr Verständnis von Kultur und über ihre Motivation, genau das zu machen, was sie gerade beschäftigt. „Es gibt nicht die eine Antwort, nicht die Jugendkultur“; hat sie festgestellt, was sie nicht überrascht hat. „Von der Fußball-Kultur bis zum Bahnhof-Chiller, von der Theaterkultur bis hin zur Blogger-Welt“ reiche das Spektrum.
Interessant fand Kama Frankl, wie sich die kulturellen Interessen je nach Altersgruppe ändern. Sie spricht von einem „kulturellen Bogen“, der sich vom auslaufenden Kindesalter bis zum jungen Erwachsenen spannt. Während Zehnjährige gerade begännen sich von den Eltern abzunabeln, präge die Zwölf- bis 14-Jährigen schon deutlich der eigene Freundeskreis. „Ab 15, 16 Jahren gestalten sie dann selbst, gründen vielleicht eine eigene Band“, so Kama Frankl weiter, bevor sich mit 17 oder 18 die Frage stelle: „Was mache ich damit: Beruf oder Hobby?“ Ein weiteres Ergebnis: Jugendliche, die urbane Subkulturen wie HipHop, Parkour oder Skateboarden anhängen, haben wenig Berührungspunkte mit denen, die Musikschulen oder Theaterclubs besuchen. Allein bei Pottporus, so Frankls Eindruck, gebe es Überschneidungen.
Porträts, Dokumentarfilm, Texte und Audiodateien
Alle 130 Interviews sind, auf zwei Seiten gekürzt, in der Ausstellung nachzulesen. Darüber hinaus gibt es Tondokumente, die sich die Besucher anhören können. 19 ausgewählte Interviewpartnern und -partnerinnen hat Mikael Grunwaldt porträtiert, über dieselben Jugendlichen hat Christopher Deutsch eine 20-minütige Filmdokumentation gedreht. „Die Ausstellung ist keine wissenschaftliche Arbeit“, stellt ihre Initiatorin klar. „Sie soll den Jugendlichen eine Stimme geben.“
„Junge Ruhrstädter“ wird am Sonntag, 24. April, um 15.30 Uhr im Rahmen des Westwind-Jugendtheaterfestivals in den Flottmann-Hallen eröffnet. Sie wird später auch in Gelsenkirchen und Bochum gezeigt.
Einige Jugendliche gestalten die Eröffnung mit einer Live-Performance mit.