Herne. . Die Polizei spricht mögliche Täter präventiv auf der Straße an. Kriminelleverlagern ihr Geschäft von Schuhgeschäften in Drogerien.
Mit ungewöhnlichen Methoden geht die Polizei gegen Taschendiebe vor, die vor allem in der Herner Innenstadt im Bereich der Bahnhofstraße auf Beutezug gehen. Die Streifenbeamten sprechen mögliche Kriminelle auf der Straße an.
„Einer der Gründe, dass im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum immer noch deutlich weniger Taschendiebstähle verübt werden als in vielen umliegenden Städten, ist das konsequente Ansprechen und Überprüfen von taschendiebstahlsverdächtigen Personen“, erklärt Andreas Dickel, Leiter der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Bochum, in lupenreinem Polizeideutsch.
Die Einsatztrupps zur Bekämpfung der Straßenkriminalität würden die „typischen Gruppen“ kennen. „Das können sogenannte Klaukinder, Antänzer oder Klemmbrett-Betrüger sein. Wenn unsere Beamten solche Gruppen oder Personen sehen, observieren wir sie, sprechen sie an und kontrollieren die Personalpapiere“, erläutert der Kripo-Chef. Auf diese Weise würden oft versuchte Straftaten unterbunden.
Das führe dann zwar nicht zur Inhaftierung der Straftäter, aber eine Tat werde zumindest verhindert. Aufgegriffene Kinder würden z.B. der Jugendschutzstelle zugeführt. „Selbst wenn sie dort wieder ‘abhauen’, hat diese Kontrolle Wirkung, denn an dem Tag wird in der Regel nicht mehr geklaut.“
Das strikte Vorgehen der Polizei in Einkaufszonen gegen Tasschendiebe hat allerdings auch einen Haken, wie Dickel selber weiß: „Viele sagen auch ‘in Bochum, Herne und Witten wird so oft kontrolliert, wir versuchen es woanders’.“
Die Zahl der Diebstähle auf Herner Stadtgebiet ist auf etwa dem gleichen Niveau geblieben wie im Vorjahr. Polizeisprecher Volker Schütte berichtet auf WAZ-Anfrage von 850 Diebstählen, zu denen auch Einbrüche gehören.
Am beliebtesten ist nach wie vor der Diebstahl von EC-Karten, 519 waren es im Jahr 2015 (485 im Jahr 2014). „Die Täter stehlen zuerst das ganze Portemonnaie aus der Hose oder der Tasche. Dann nehmen sie das Bargeld und die Kreditkarten heraus und werfen die Brieftasche am Ende weg“, erläutert Schütte. Bestohlene. so rät er, sollten warten, bis sie sich neue Papiere besorgen, oftmals würden sie von Findern zurückgebracht. Die Kreditkarte solle man dagegen so schnell wie möglich sperren lassen und sich die Hotline der Banken und Sparkassen merken: 116.
Opfer sind überwiegend Frauen
Opfer von Diebstählen aus Taschen sind laut Volker Schütte „zu 90 Prozent Frauen“. Die Kriminellen hätten ihren Schwerpunkt in der Herner City leicht verlegt. Waren es im vergangenen Jahr vor allem Schuhgeschäfte, seien jetzt verstärkt Drogeriemärkte der „Arbeitsplatz“ von Taschendieben. Beliebt seien nach wie vor Anprobekabinen in Modegeschäften.
Die Täter würden dort gerne Handtaschen unter dem Vorhang wegziehen, die auf dem Boden stünden. Ebenfalls im Auge hat die Polizei die organisierten kriminellen bei den Dieben, so Schütte: „Der eine lenkt ab, der andere greift zu.“