Herne. . Sergül Kuzu leitet seit Jahresbeginn den Frauentreff der GFI. Die Termine finden jetzt vormittags statt – bei Couscous und Kuchen.

Hat der türkische Mann – bedingt durch seinen kulturellen Hintergrund – eine besondere Mentalität? Oder können alle Männer und auch Frauen einen „schlechten“ Charakter haben? Im Gespräch mit Frauen unterschiedlicher Nationalitäten zeigt sich: Über solche Fragen herrscht keine Einigkeit. Darüber, dass Frauen aber Unterstützung brauchen, wenn sie vom Mann loskommen und ihre Kinder alleine erziehen möchten, und dass dieser Schritt für viele von ihnen mit Ängsten verbunden ist, sind sich alle einig.

Fest steht: Eine so offene Diskussion zum Thema kann nur entstehen, wenn Frauen unter sich sind. Deshalb gibt es den Frauentreff der Gesellschaft zur Förderung der Integration (GFI) in Herne. Beim letzten Termin war Beatrix Hilbt-Niggemann von der Anlaufstelle für Alleinerziehende zu Gast. Weitere Treffen mit fachkundigen Gästen aus Bereichen wie Sport, Justiz und Sozialem folgen.

Seit Beginn dieses Jahres hat der Frauentreff nicht nur neue Räume in der alten Musikschule an der Overwegstraße 32, sondern auch eine neue Leiterin: Sergül Kuzu. Die 33-Jährige ist in Deutschland geboren und aufgewachsen: „Zwischen zwei Kulturen“, wie sie sagt. Eigentlich verhalte sie sich – soweit man das sagen könne – wie eine Deutsche, als Gastgeberin sei sie aber „doch eher Türkin“. Deshalb ist die Mutter von zwei Kindern auch am Morgen vor dem Frauentreff um 6.30 Uhr aufgestanden, um mit Frischkäse gefüllte Teigtaschen zu backen. „Leider ist mein Sohn davon aufgewacht, der wollte dann mitbacken“, scherzt sie. Und weil auch andere Frauen etwas mitgebracht haben, ist der Tisch beim Treffen reich gedeckt: Marmorkuchen trifft diesmal auf Couscous.

Als Sergül Kuzu vor rund drei Jahren nach Wanne zog, sei ihr die Decke auf den Kopf gefallen. Daher hat sie regelmäßig die Frauentreffen der GFI besucht. Nachdem die ehemalige Leiterin Ruth Karsten in den Vorstand gewählt wurde, habe man sie als treuen und in den Gesprächen sehr engagierten Gast gefragt, ob sie die Treffen nicht leiten wolle. „Das mache ich sehr gerne“, sagt die 33-Jährige über ihre neue Aufgabe. Es ist nicht die einzige für die aktive Mutter: In verschiedenen Bereichen habe sie sich ehrenamtlich engagiert. Zum Beispiel im Elternbeirat beim Kindergarten.

„Hierhin können die Frauen kommen, wie sie wollen und Zeit haben“, sagt Kuzu. Zwar führe sie eine Teilnehmerliste mit Kontaktdaten und mache über Whats App auf die Termine aufmerksam, aber bei Frauen komme es eben öfter mal vor, das was mit dem Kindern ist.

Das erste Treffen in diesem Jahr war ein gemeinsames Frühstück zum Kennenlernen. Zu den weiteren Terminen werden immer Gäste erwartet – die ihre Themen aber nicht vortragen, sondern Gespräche mit den Frauen führen. So wie Beatrix Hilbt-Niggemann. Die Teilnehmerinnen kommen aus verschiedenen Gründen. Einige sind an den Themen interessiert. Andere suchen einfach die Gesellschaft und Kontakte. So wie Angela Engels-Thuns, die Nachbarin von Sergül Kuzu: „Ich habe zuhause gerade nicht so viel zu tun. Deshalb komme ich gerne hier her.“