Herne. . 23 Herner Unternehmen beteiligten sich an dem Aktionstag, der auf Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern hinweisen soll.

Wer am Samstag in der Herner Innenstadt unterwegs gewesen ist, dem sind vielleicht vereinzelt Plakate in den Schaufenstern und rote Stoffbeutel mit der Aufschrift „Equal Pay Day“ aufgefallen. Der Aktionstag für Lohngerechtigkeit fand bereits zum dritten Mal auch in Herne statt, um die Debatte der Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn: Frauen verdienen laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes knapp 22 Prozent weniger als Männer. Um auf das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen, gewährten 23 Herner Unternehmen Frauen am Equal Pay Day 22 Prozent Rabatt für einige ihrer Produkte und Dienstleistungen.

Mitgemacht hat auch die Filiale Ben Seeberg auf der Behrensstraße und bot einen Preisnachlass auf Damenbekleidung. „Es ist ein wichtiges Thema, auf das aufmerksam gemacht werden sollte“, erklärte Ilona Breitkopf (35). Ob der Aktionstag dafür der richtige Weg ist, bezweifelte die Angestellte: „Die Kunden bekommen trotz der Plakate in den Schaufenstern kaum etwas von der Kampagne mit.“ Bereits im vergangenen Jahr seien nur sehr wenige Interessierte gezielt in das Geschäft gekommen.

Ähnlich sah es beim Juwelier Stern auf der Bahnhofstraße aus, der Prozente auf den gesamten Damenschmuck gewährte. „Bis jetzt hat noch niemand das Angebot wahrgenommen. Das war im letzten Jahr schon so“, bemerkte Angestellte Susanne Ewerling (46). Dabei sei der Aktionstag eine gute Sache: „Die Lohnunterschiede sind Realität und der Tag trägt dazu bei, dass das Problem diskutiert wird.“

Ein Grund für das geringe Interesse sahen Breitkopf und Ewerling in der kaum vorhandenen Werbung. „Es wurde nur im Radio und der Zeitung berichtet“, erinnerte sich Breitkopf. Ewerling ergänzte: „Die Plakate werden erst ein paar Tage vorher bereitgestellt. Dadurch spricht sich der Aktionstag nicht herum.“

Kunden sensibilisieren

Etwas besser lief es in dem Laden Stoffgeflüster, ebenfalls an der Behrensstraße, der zum ersten Mal am Equal Pay Day teilnahm und Rabatt auf einen Stoff nach Wahl gab. „Einige Kunden kamen gezielt zu uns, andere waren überrascht, weil sie von der Aktion nichts mitbekommen haben“, sagte Angestellte Anna Hilbers (21). Sie habe die Kunden dann gezielt über die Hintergründe aufgeklärt. „So gelangt das Thema in die Öffentlichkeit und wird weitergetragen.“

Auch der Inhaber von Eugens Tee- und Gewürzhandlung an der Neustraße, Joachim Hoss, war zufrieden. Bei ihm waren Süßigkeiten im Angebot. „Vielleicht sind deswegen einige gekommen“, sagte er und lachte. Er nahm bereits in den vergangenen Jahren am Equal Pay Day teil, spreche seine Kunden gezielt an und sensibilisiere sie für das Thema. „Ich bin solidarisch. Das Problem geht im Alltag zu sehr unter und gelangt nur ins Bewusstsein, wenn man selbst betroffen ist“, erklärte er.