Herne. . Der Herner Rat hat den Weg für den Umbau des Hertie-Hauses geebnet. Außerdem sagte er nein zu einer RVR-Dachgesellschaft für die Revierparks.

Das ehemalige Hertie-Haus in Herne-Mitte wird zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut: Der Rat hat den Weg frei gemacht für das Konzept der Landmarken AG. Der Investor aus Aachen war der Favorit der Verwaltung und setzte sich auch in der Politik mit breiter Mehrheit gegen zwei Mitbewerber durch. Mit Landmarken will die Stadt nun Vertragsverhandlungen über den Verkauf und den Umbau des Gebäudes aufnehmen. Entstehen sollen am Robert-Brauner-Platz „Neue Höfe Herne“ – wenn alles glatt läuft bis Ende 2018. „Das sorgt für eine Aufbruchstimmung in der Stadt“, kommentierte OB Frank Dudda.

Gut ein Dutzend Investoren hatte sich zuletzt mit 18 Konzepten an einem Bieterverfahren der städtischen Tochter SEG beteiligt, die das Gebäude gekauft hatte, um den Weg frei zu machen für einen Neuanfang. Drei Konzepte waren am Ende übrig, über die der Rat am Dienstag zu entscheiden hatte.

Lob gab es vor allem für das von Landmarken. Möglich sei in der Tat eine Landmarke für Herne, sagte etwa CDU-Fraktionschef Markus Schlüter. Er erwartet bei einer Realisierung des Aachener Entwurfs „deutliche Impulse für die Innenstadt“. Ähnlich äußerten sich SPD und Grüne.

Landmarken plant Geschäftsräume, angedacht ist unter anderem im Untergeschoss ein Groß-Supermarkt. Hinzu kommen soll ein einstöckiger Glasanbau vor dem ehemaligen Haupteingang für ein Café oder Restaurant. Für den zweiten Stock ist ein Fitnessstudio vorgesehen, für die dritte Etage Büros oder Praxen, im vierten und fünften Stock Wohnungen für Singles und Senioren.

Kritik am Verfahren äußerten mehrere der kleineren Fraktionen, Linken-Ratsfrau Klaudia Scholz sprach sogar von einer „undemokratischen Vorgehensweise“: Bürger seien kaum in den Entscheidungsprozess eingebunden worden, und die Stadt habe beim Bieterverfahren „wenig Transparenz gezeigt“. Das wies OB Dudda entschieden zurück.

Piraten-AL-Fraktionschef Andreas Prennig kritisierte das Landmarken-Konzept und sprach von einer vergebenen Chance für Herne. Er befürchtet eine „Kannibalisierung“ in der Innenstadt mit weiteren Leerständen, etwa durch den geplanten Supermarkt im Untergeschoss. Stadtdirektor Hans Werner Klee entgegnete, dass die Stadt dafür sorgen werde, dass es nicht zu einer Kannibalisierung komme. Vor Vertragsunterzeichnung werde man sich die vom Investor angedachten Mieter anschauen. Im Übrigen: Dass im Untergeschoss ein Supermarkt einziehe, sei noch gar nicht beschlossen.

Am Ende stimmten die Linken gegen das Landmarken-Konzept, außerdem zwei Mitglieder der Fraktion Piraten-AL, einer enthielt sich. OB Dudda war mehr als zufrieden: „Ein solches strahlendes Konzept hat Herne noch nicht gesehen“, sagte er.

Rat stimmt gegen RVR-Dachgesellschaft

Der Revierpark Gysenberg kommt vorerst nicht unter das Dach der vom Regionalverband Ruhr (RVR) geplanten Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr mit Sitz in Essen. Dafür hat sich der Rat entschieden.

Wie berichtet, will der RVR Revierparks sowie ein Freizeitzentrum verschmelzen, um Kosten zu sparen. Die Einrichtungen, die bislang einzeln vom RVR und den Kommunen betrieben werden, sind defizitär. Alle Städte haben für einen Beitritt gestimmt, Herne schert nun aus: Stadt und Politik wollen an den bisherigen Besitzerverhältnissen festhalten.

Im Falle einer Verschmelzung, so warnte Stadtrektor Hans Werner Klee im Rat, würden die Herner Bedürfnisse „nicht ausreichend gewürdigt“: So würde Herne 18 Prozent in die neue Gesellschaft einbringen, aber nur zehn Prozent der Aufsichtsratsmandate stellen. So wären auch notwendige Investitionen schwer zu realisieren.

Das sah die Ratsmehrheit ähnlich. „Für Herne“, so SPD-Fraktionschef Udo Sobieski, sei der Vorschlag aus Essen „keine Option“. Nur Grünen-Frau Sabine von der Beck – Mitglied im Ruhrparlament – stimmte dafür, die Linke enthielt sich. Die Stadt will nun Gespräche mit dem RVR aufnehmen, mit dem Ziel, den Status quo beizubehalten. Außerdem soll ein Bäderkonzept für ganz Herne auf den Weg gebracht werden.