Herne. . Der Herner Rat entscheidet am 15. März über die künftige Nutzung des Hertie-Hauses, doch die Entscheidung ist praktisch bereits gefallen.

Der Ratsbeschluss über die Zukunft des Hertie-Hauses erfolgt erst am 15. März, doch die Vorentscheidung ist bereits gefallen: Die Ratskooperationspartner SPD und CDU haben sich in ihren Fraktionssitzungen am Montagabend für das auch von der Stadt favorisierte Nutzungskonzept des Investors Landmarken AG entschieden. Wie berichtet, will die Aachener Gesellschaft das ehemalige Kaufhaus auf der Bahnhofstraße zu einem Wohn- und Geschäftshaus umbauen.

Das Projekt „Neue Höfe Herne“ von der Landmarken AG eröffne die „größtmöglichen Perspektiven“ für die Herner Innenstadt, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Udo Sobieski am Dienstag auf Anfrage der WAZ. Hervorzuheben sei der gelungene Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Fitness, Büros und Wohnen. Hinzu kämen äußerst attraktive architektonische Elemente unter Einbeziehung des Denkmalschutzes. „Wir sind uns sicher, dass von den ,Neuen Höfen Herne’ positive Impulse für die Immobilien und den Einzelhandel auf dem gesamten Boulevard Bahnhofstraße ausgehen werden“, so Sobieski.

Meinungsbild erst am 7. März

Das sieht CDU-Fraktions-Chef Markus Schlüter ähnlich. Eine Umsetzung der Pläne von Landmarken AG wäre „ein riesengroßer Gewinn“ für die Herner City. Die Stadt sollte sich schon einmal Gedanken darüber machen, nun auch den Robert-Brauner-Platz auf Vordermann zu bringen.

„Aber auch gar nichts auszusetzen“ am Siegerentwurf hat Thomas Reinke. Der Grünen-Fraktions-Chef hatte bereits am Freitag in der Gesellschafterversammlung der Stadttochter (und Hertie-Haus-Eigentümerin) SEG fürs Landmarken-Konzept gestimmt. Das Konzept entspreche genau seinen bereits im OB-Wahlkampf geäußerten Vorstellungen. Seine Fraktion werde aber erst am 7. März nach der öffentlichen Vorstellung der drei Siegerentwürfe im Grünen-Büro ein Meinungsbild erstellen, so Reinke.

Baubeginn wäre im April 2017

Kritik an der Stadt übt Piraten-AL-Fraktions-Chef Andreas Prennig. Er beklagt das „intransparente Verfahren“. Angesichts der Verwaltungsvorlage sei überhaupt nicht ersichtlich, was letztlich bei der Auswahl der drei Konzepte den Ausschlag gegeben habe. Ihm fehle auch eine Bürgerbeteiligung durch die Stadt. Zudem sei er nicht überzeugt davon, so Prennig, dass das favorisierte Modell für eine nachhaltige Entwicklung in der Innenstadt führen werde. Er hätte sich mehr Flächen für studentisches Wohnen und weniger Verkaufsfläche gewünscht.

Die Linke-Fraktion wird sich erst am kommenden Montag mit den Hertie-Haus-Konzepten befassen.

Wenn das Konzept wie gewünscht umgesetzt wird, wäre im April 2017 Baubeginn. Für die Bauzeit veranschlagt Landmarken AG rund 16 Monate, so dass die „Neuen Herner Höfe“ im Herbst 2018 eröffnet werden könnten. Die erste öffentliche Vorstellung erfolgt wie berichtet am Dienstag, 23. Februar, ab 16 Uhr im Planungsausschuss (Rathaus Herne).

„Ein Riesenerfolg“

Die Stadt hat am Dienstag die drei in der Endauswahl stehenden Entwürfe vorgestellt. Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) als Eigentümerin der Immobilie und die für die Durchführung des Verfahrens engagierten Büros Neufeld sowie Stadt + Handel zogen im Rathaus Wanne ein rundum positives Fazit und sprachen von einem „Riesenerfolg“.

„Wir sind sehr stolz, dieses Gebäude wieder auf den Markt zu bringen“, sagte SEG-Geschäftsführer Rainer Overath. Ralf Beckmann (Stadt + Handel) erklärte sogar, dass Herne mit dem Verfahren „Planungsgeschichte“ geschrieben habe. Er begründete dies mit der „Qualifizierung“ der drei Siegerkonzepte. Hintergrund: Die drei Investoren wurden nach der ersten Bewerbungsphase aufgefordert, Entwürfe gezielt nachzubessern. „Die Konzepte haben einen Quantensprung gemacht“, so Beckmann.

Die Landmarken AG plant mit weniger Verkaufsflächen

Offen ist, welche Geschäfte im Falle der Umsetzung des Siegerentwurfs einziehen würden. Denn: Anders als die Mitkonkurrenten hat die Landmarken AG keine potenziellen Mieter benannt. List Retail Oldenburg führte u.a. Kaufland/Edeka, TK Maxx/Adler und Reno Shoes für die Einzelhandelsflächen an. Die Düsseldorfer Immobilien-Treuhand hatte u.a. Edeka, Rossmann, Expert (Elektro), Intersport und Vedes Spielwaren sowie das DRK Herne und den ASB Herne als mögliche Partner für Generationenwohnungen angegeben.

Die Landmarken AG plant mit weniger Verkaufsflächen. Vorgesehen sind ein Lebensmittelmarkt und ein weiterer Ankermieter, außerdem zwei Gastronomiebetriebe, ein Fitnessstudio sowie Büros und Wohnungen. Und: Anders als die Mitbewerber will die Landmarken AG das Parkhaus neben dem Hertie-Haus nicht abreißen, sondern im Bestand erhalten. Das spart viel Zeit, denn: Im Falle des Abrisses und der baulichen Erweiterung des Hertie-Hauses für ein großes Einkaufszentrum hätte zunächst ein Bebauungsplan aufgestellt werden müssen.