Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda sprach beim IHK-Jahresempfang über die Herausforderungen für die Stadt und mögliche Duftmarken.
Es sind neue Arbeitsplätze in Herne entstanden, die Innenstadt ist aufgeblüht, das Einzelhandelskonzept funktioniert, und die Versorgung der Flüchtlinge ist in geordnete Bahnen gelenkt worden. Mit so einer Bilanz könnte sich Hernes OB Frank Dudda nach dem Ende seiner ersten Amtszeit anfreunden. Diesen Wunsch äußerte Dudda am Montagabend vor rund 550 Gästen beim Jahresempfang der IHK Mittleres Ruhrgebiet.
Dass Dudda sprichwörtlich die große Bühne hatte, um seine Zukunftsvision von Herne zu skizzieren, lag am ungewöhnlichen Rahmen, den die IHK gewählt hatte. Statt eines prominenten Gastredners standen die neu gewählten (Ober-)Bürgermeister der vier Städte des IHK-Bezirks auf dem Podium: Neben Dudda stellten sich Thomas Eiskirch aus Bochum, Sonja Leidemann aus Witten und Dirk Glaser den Fragen von WDR-Moderator Tom Hegermann.
Pläne für die Hordeler Straße
Dabei machte Dudda deutlich, dass vor der Erfüllung des Traums große Herausforderungen auf Herne warten. Herne benötige ein neues Profil. Um dies zu erreichen, wolle man Duftmarken setzen, zum Beispiel damit, dass man Architektur zelebriert, sagt er mit Blick auf die jüngste Entwicklung beim Hertie-Haus. Um die Herausforderungen zu meistern, wolle er das Tempo der Stadt erhöhen, so Dudda. Und das trotz der Flüchtlingsthematik. Die Lösung dieser Problematik müsse die Stadt „oben drauf satteln, anders geht es nicht“. Die Weiterentwicklung der Stadt könne wegen der Flüchtlingskrise nicht aufgegeben werden. Dudda: „Wenn wir uns nicht um die Arbeitslosen kümmern, kommen wir nicht voran.“
Erhöhte Aufmerksamkeit bei den Unternehmensvertretern erregte Dudda, als er erwähnte, dass Herne es gewagt habe, eine Diskussion über eine Partnerschaft mit dem Istanbuler Stadtbezirk Besiktas anzustoßen. Dass Besiktas in Aussicht gestellt habe, in der Verwaltung extra eine Anlaufstelle für die Herner Wirtschaft einzurichten, hat der ein oder andere Zuhörer interessiert registriert.
Noch etwas ließ aufhorchen: Beim Thema der interkommunalen Zusammenarbeit sprach der offensichtlich bestens vorbereitete Tom Hegermann auch die leidige Sperrung der Hordeler Straße an. Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch kündigte an, dass man sich den gesamten Bereich rund um das Hannibal-Center anschauen werde und er seinen Stadtbaurat mit der Erarbeitung eines Verkehrskonzepts für Hofstede beauftragen werde. Das hieße: Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte, in der sich die SPD-Fraktion vehement gegen eine Öffnung der Hordeler Straße stemmt, würde die Entscheidungshoheit über diese Frage verlieren.
Der neue IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik stellte sich Unternehmen vor
Der im vergangenen Jahr neu bestellte IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik nutzte den Jahresempfang, um den Mitgliedsunternehmen seine Reverenz zu erweisen und sich vorzustellen. Er kündigte an, dass die IHK Mittleres Ruhrgebiet schlanker werde und sich auf das konzentriere, was nur sie leisten könne oder was sie besser mache als andere. „Und überall dort, wo es darum geht, Ihre Interessen zu wahren, eine laute Stimme der Wirtschaft zu sein“, betonte Weik. In einer Hinsicht tat Weik dies bereits am Montagabend: Das mittlere Ruhrgebiet sei eine Exportregion. Geschlossene Grenzen seien das Letzte, was Unternehmen gebrauchen könnten.
Auch in der Flüchtlingsthematik bezog er eindeutig Stellung: „Ich kann mir nicht vorstellen, in meinem Wohnzimmer zu sitzen und gleichzeitig verhungern und erfrieren vor unseren Grenzen Flüchtlinge, die bei uns Hilfe suchen. Das wäre mit Sicherheit nicht das Deutschland, in dem ich leben möchte. Ich möchte in einem Land leben, das menschlich ist.“
IHK-Präsident Jürgen Fiege hatte zuvor dafür geworben, dass die Unternehmen mehr um die Auszubildenden werben als bislang. Sie müssten sich stärker öffnen und mehr über die Unternehmen und die Ausbildungsplätze informieren. Die Unternehmen müssten ihre Türen für Berufsfelderkundungen und Praktika öffnen. Man könne nicht nur auf die Auszubildenden warten.