Die Aktion findet am Valentinstag statt und das ist kein Zufall. „Steht auf und tanzt gegen Gewalt“, lautet weltweit die Losung am 14. Februar, dem Tag der Liebenden. „One Billion Rising“ - eine Milliarde erhebt sich - heißt es zum dritten Mal am Sonntag auch in Herne, wo sich um 13 Uhr vor dem Archäologiemuseum am Europaplatz ein „Tanzflashmob“ in Bewegung setzt.

„Sprengt die Ketten“: Zu diesem Song hat die Sozial- und Tanzpädagogin Uta Bücking eine kleine Choreografie entwickelt und sie u.a. im Frauenhaus schon einstudiert. Aber auch ohne vorheriges Training darf sich am Sonntag jede und jeder anschließen, heißt es ausdrücklich. Das Frauenhaus und die Jugendkunstschule koordinieren in Herne die Aktion, Bürgermeisterin Andrea Oehler wird sie eröffnen. Neben den Tänzerinnen und Tänzern macht die Trommelgruppe „Unschlagbar“ mit, außerdem DJ Omar Said.

„Wir hoffen, dass mit der Diskussion über die Vorfälle zu Silvester noch einmal Schwung ins Thema kommt“, sagt Beate Kaupen, Mitarbeiterin des Frauenhauses, das Schutz bietet vor häuslicher Gewalt, die sich nicht selten mit sexualisierter Gewalt paare. Letztere werde kaum bestraft, kritisiert Kaupen das aktuelle Sexualstrafrecht. „Es ist immer noch so, dass jemand Brust und Genitalien anfassen kann, ohne dass das geahndet wird.“ Wenn sich eine Frau nicht lauthals wehre, komme es zu keiner Verurteilung. Und: „Die Frau ist immer in der Beweispflicht.“ Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses sind deshalb für eine Reform des Sexualstrafrechts: „Nein heißt Nein“ ist ihre Forderung.

Geschätzt 150 Menschen hätten sich im letzten Jahr in Herne „One Billion Rising“ angeschlossen, sagen die Organisatorinnen, wohl wissend, dass sich manche zum Tanzen überwinden müssen. „Das ist vielleicht erstmal schwierig, aber als Anti-Depressivum wirkt es“, sagt Beate Kaupen. Es werde viel geredet über das Thema. „Da ist das mal etwas anderes, und die Frauen finden das toll.“ „Da wird Energie freigesetzt“, findet auch Angelika Wißmann von der Gleichstellungsstelle. Mit der Aktion werde Aufmerksamkeit erregt, die dann auf die Beratungsangebote gelenkt werden könne. In Herne wird gleichbleibend etwa 300 Mal im Jahr die Polizei zu Fällen häuslicher Gewalt gerufen.