Herne. . Aeham Ahmad, Flüchtling aus Syrien und Träger des Beethovenpreises für Menschenrechte, war zu Gast in der Hiberniaschule.

Der große Musikraum der Hiberniaschule ist voll. Die letzten Besucher nehmen an diesem Freitag erst auf den Treppen, dann auf der kleinen Bühne und schließlich auch auf dem Boden Platz. Vor der Bühne: ein Flügel, davor sitzt Aeham Ahmad. Den Kopf hält er gesenkt. Um ihn herum sitzen Schüler der Hiberniaschule mit Streich- und Blasinstrumenten. Ahmad, Jahrgang 1988, kommt aus Syrien, wohnt zurzeit in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesbaden. Nun ist er zu Gast in der Hiberniaschule.

Vor seiner Flucht schob er sein Klavier durch die Straßen des Flüchtlingslagers Jarmuk in Damaskus. „Ich wollte den Menschen in Syrien Hoffnung geben“, erzählt der palästinensisch-syrische Pianist in gebrochenem Englisch. „Als es keine Hoffnung mehr für die Menschen drinnen gab, habe ich mich entschlossen, den Menschen draußen Hoffnung zu schenken.“ Auf den Straßen sang der „Pianist in den Trümmern“, wie er auch genannt wird, seine Lieder mit Kindern und Passanten und wurde dadurch bekannt. 2015 erhielt er den ersten Beethovenpreis für Menschenrechte.

Zwischen seiner Musik auf den Straßen Jarmuks und seinem Konzert in der Hiberniaschule liegen Welten. Trotzdem spielt er auch hier die Lieder, die er in Syrien gespielt hat. Sie sind traurig, nachdenklich, aber stimmen auch hoffnungsvoll. Der arabische Gesang und die Begleitung auf dem Klavier sind ausdrucksstark und eindrucksvoll. Viele Besucher sind gerührt, einige wischen sich eine Träne aus dem Augenwinkel oder singen leise mit.

„Wir haben alle Bewohner der Flüchtlingsunterkünfte in Herne eingeladen“, erklärt Waltraud Böhm, Lehrerin an der Hiberniaschule. Unter anderem sind drei Mädchen aus der Unterkunft an der Dorstener Straße gekommen. Sie sind 19, 20 und 25 Jahre alt. Sie sprechen nur einige Worte Englisch. Sie sagen, dass ihnen das Konzert sehr gut gefalle – und dass sie froh seien, in Deutschland zu sein.

Sehr emotionale Reaktionen

Mit Schülern mehrerer Klassen haben Aeham Ahmad und Raneem Khonsour, die in Syrien seine Klavierschülerin war, am Vormittag gesungen und musiziert. „Die Reaktionen waren sehr emotional“, sagt Lehrerin Böhm. Ein Lied hatten sie auf Englisch übersetzt, und das singen Ahmad und Khonsour mit dem Publikum. Sie singen über eine Stimme, die auch aus den Ruinen des Krieges gehört werden kann und darüber, dass Musik den Frieden auf der ganzen Welt erreichen kann.