Herne. . Die Ausleihzahlen beim Fahrradverleihsystem Metropolrad Ruhr in Herne haben sich 2015 mehr als halbiert. Nun droht eine weitere Ausdünnung des Fuhrparks.

Das Fahrradverleihsystem Metropolrad Ruhr kommt in Herne nicht vom Fleck. Im Gegenteil: Die Zahl der Ausleihen hat sich im vergangenen Jahr mehr als halbiert, teilt das Unternehmen auf Anfrage der WAZ mit. Wie es weitergeht, steht in den Sternen.

Revierweit sind die Ausleihzahlen zwar gestiegen, wirtschaftlich ist das Fahrradverleihsystem aber auch im fünften Jahr nach dem Start noch immer nicht. So fuhr es im abgelaufenen Jahr nach Angaben des Regionalverbands Ruhrgebiet (RVR), Vertragspartner von Nextbike, ein Defizit von 281 000 Euro ein, sagte RVR-Sprecher Jens Hapke zur WAZ. Dabei sollte sich das System, das der Bund mit zwei Millionen Euro angeschoben hatte, von 2014 an selbst tragen.

Bei weitem nicht kostendeckend

Während in den großen Ruhrgebiets-Städten zumindest die Ausleihzahlen steigen, vermeldet Nextbike für Herne einen dicken Einbruch: Wurden 2014 noch rund 700 Fahrräder an den Stationen ausgeliehen, so waren es 2015 nur noch rund 300, sagt Nextbike-Sprecher Dennis Steinsiek. Zahlen zur Wirtschaftlichkeit des Systems vor Ort nennt er nicht, nur so viel: Es sei „in Herne bei weitem nicht kostendeckend“.

Aus diesem Grund droht im Frühjahr mit dem Start in die neue Fahrradsaison eine weitere Ausdünnung des Fuhrparks. Im vergangenen Jahr wurden wegen mangelnder Nachfrage bereits die Stationen Unser Fritz und Lago abgebaut, nun droht nach WAZ-Informationen offenbar mindestens auch das Aus für die Station an der Akademie.

Halbe Stunde für einen Euro

Das Metropolrad Ruhr wurde im Kulturhauptstadtjahr 2010 angestoßen, in Herne startete das Fahrradverleihsystem aber erst mit Verspätung im Jahr 2011.

Nutzer registrieren sich etwa per App oder Telefon bei einer Hotline. Stehen sie dann an einem Terminal, geben sie das Kennzeichen der Fahrrads an und erhalten den Zahlencode für das Schloss.

Kosten: Der Normal-Tarif beläuft sich auf 1 Euro pro halbe Stunde und maximal 9 Euro für den ganzen Tag. Mit dem Rad-Card-Tarif
gibt es eine Flatrate: Für eine Pauschale von 48 Euro pro Jahr sind von jeder Fahrt die ersten 30 Minuten frei.

Weitere Informationen unter www.metropolradruhr.de

Im schlimmsten Fall werden alle Stationen im gesamten Ruhrgebiet geschlossen. Das will der Regionalverband nicht, betont RVR-Sprecher Hapke: „Der RVR will sich dafür einsetzen, dass das System eine Zukunft hat.“ Der Radverkehr und ein entsprechendes Leihsystem könnten zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs beitragen, begründet er. Wichtig sei es nun zu versuchen, das Defizit zu verringern beziehungsweise die Einnahmen zu steigern. Möglich sei eine Aufnahme des Metropolrad Ruhr beispielsweise in das Semesterticket mit den Unis in Dortmund und Essen, sagt Hapke, oder ein Einstieg von Unternehmen, die das System als Mitarbeiterrad anbieten wollten. Denkbar seien auch direkte Zuschüsse aus den derzeit zehn beteiligten Kommunen, so wie das etwa Köln, Hamburg oder Berlin täten.

Kein Zuschuss aus Herne

Diese Lösung, sagt Thomas Semmelmann, Fahrradbeauftragter der Stadt Herne, kommt für diese Stadt kaum in Betracht: „Herne hat schlichtweg kein Geld.“ Er setzt auf Gespräche, die vor März zwischen RVR und Nextbike geführt werden. Seine Hoffnung: dass es weitergeht, gerade auch in Herne, mindestens auf einem niedrigen Niveau.