Herne. . Der Herner Arbeitsmarkt zeigte 2015 Aufhellungen. Im Schnitt waren weniger Menschen erwerbslos als 2014. Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit sanken.
Wollte man den Herner Arbeitsmarkt mit Farben kennzeichnen, wäre wohl Grau passend, denn die Zahl der erwerbslosen Menschen in der Stadt ist nach wie vor hoch. Allerdings ist dieses Grau im vergangenen Jahr um eine Nuance heller geworden. So lässt sich der Rückblick von Arbeitsagentur-Chef Luidger Wolterhoff zusammenfassen. Der Grund: Im Durchschnitt lag die Arbeitslosigkeit um 1,3 Prozent niedriger als im Jahr 2014, die Jugendarbeitslosigkeit sank um „sehr erfreuliche“ 8,5 Prozent, die Langzeitarbeitslosigkeit verringerte sich um fünf Prozent. Ab September blieb die Zahl der Arbeitslosen immer unter der Marke von 10 000. Ansonsten sei das vergangene Jahr „völlig unauffällig“ gewesen und sei saisontypisch verlaufen, so Wolterhoff. Ein Rückblick und ein Ausblick:
Das Thema Flüchtlinge hat die Agentur für Arbeit bereits im vergangenen Jahr intensiv beschäftigt. Sie hat ein eigenes Team für die Betreuung von Flüchtlingen aufgebaut (die WAZ berichtete), seit Jahresbeginn gibt es auch in Herne einen sogenannten „Integration Point“. Er bildet die zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge, aber auch für potenzielle Arbeitgeber. Das Lernen der deutschen Sprache nennt Wolterhoff als ersten und wichtigsten Schritt, um Flüchtlinge zu vermitteln, doch alle Faktoren der Integration - etwa Qualifizierung - müssten besser verzahnt werden, sonst dauere diese zu lange. Wolterhoff kündigte an, dass Agentur, IHK, Arbeitgeberverbände und Kreishandwerkerschaft demnächst Unternehmen die Rahmenbedingungen für die Einstellung von Flüchtlingen vorstellen werden.
Der andere Fokus für das kommenden Jahr liege weiter auf der Qualifizierung. „Wir wollen verhindern, dass Menschen langzeitarbeitslos werden“, so Wolterhoff. 2015 wurden insgesamt 200 Menschen mit der Orientierung auf einen Abschluss qualifiziert, 2016 solle diese Zahl noch einmal um zehn Prozent gesteigert werden. Wolterhoff wies erneut darauf hin, dass es in einigen Bereichen Bedarf gebe - etwa Altenpfleger, Fachinformatiker, Steuerfachangestellte und Fachlageristen -, Helfertätigkeiten aber eben nicht nachgefragt seien. Auch diese Tätigkeiten seien anspruchsvoller geworden. Das heißt: Wer einen Abschluss hat, hat höhere Chancen auf einen Job.
Die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit freut Wolterhoff besonders. Die Reduzierung sei eins der Kernziele. 2015 waren im Schnitt 864 Menschen unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Dabei geholfen habe die Eröffnung der Jugendberufsagentur, bei der Jugendliche eine Anlaufstelle für die Beratung haben. Keiner dürfe auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz verloren gehen.
Mit Blick auf das Bündnis für Arbeit, das Wolterhoff mit angestoßen hat, sagte er, dass damit zwar nicht unbedingt ein sichtbarer statistischer Effekt verbunden sei, es sei jedoch wichtig, dieses Thema als Schwerpunkt für die Stadt zu benennen und eine Verzahnung von verschiedenen Akteuren herzustellen.
Ein Jahr nach Start der Transfergesellschaft für die Opelaner - in Herne sind es mehr als 400 - sind laut Wolterhoff die Integrationserfolge „absolut spärlich“, obwohl Qualifizierungsangebote zu Verfügung stünden. Vor wenigen Tagen ist die einjährige Transfergesellschaft ausgelaufen, Anfang 2017 wird auch die zweijährige enden. Wolterhoff hält es für einen strategischen Fehler, bis kurz vor Schluss mit der Suche nach einer neuen Stelle zu warten, weil dann alle suchten und potenzielle Arbeitgeber fragten, warum der Bewerber sich nicht früher gekümmert habe.