Herne. Eine Siebenjährige als Phantombildzeichnerin, ein klingelndes Telefon als Räuberschreck oder ein Kaktus als Treppenhaus-Besetzer - in Herne gab's 2015 wieder kuriose Ereignisse zu berichten.
Ein schlankes Ressourcen-Management war das Kennzeichen zweier Pizzeria-Einbrecher. Sie stiegen in eine Pizzeria an der Mont-Cenis-Straße ein und stahlen zwei Fernseher sowie einen Monitor. Auf ein eigenes Fluchtfahrzeug verzichteten die Täter. Sie schnappten sich die Autoschlüssel und fuhren mit dem Pizza-Taxi davon.
Nix mit stabiler Seitenlage: Eine 43-Jährige rammte auf der Koniner Straße in Herne-Holsterhausen einen Begrenzungsstein. Doch statt einfach nur zum Stehen zu kommen, hob ihr Wagen ab und kam auf der Seite zum Liegen. Die Frau verletzte sich am Arm und kam mit einem Schock ins Krankenhaus. Die Polizei schätzte den Schaden auf circa 10.000 Euro.
Herner ohne Beißhemmung: Es hätte bei schlappen 20 Euro wegen zu schnellen Fahrens bleiben können, hätte dieser 57 Jahre alte Autofahrer aus Herne seine Zähne nicht als Argumentationshilfe eingesetzt. Der Mann war an der Mengeder Straße in Waltrop geblitzt worden. Was er auf keinen Fall widerstandslos hinnehmen wollte. Er fuhr zurück und parkte seinen Wagen direkt vor dem Geschwindigkeits-Sensor des Blitzers. Er stieg aus und griff in den Polizeiwagen. Fest entschlossen wollte er einen Laptop aus dem Polizeiauto ziehen. Damit war ein Polizist überhaupt nicht einverstanden. Er verteidigte den Laptop und kassierte dafür einen Biss in den Arm. Die Folge: Krankenhausaufenthalt für den Polizisten und Strafanzeige für den wildgewordenen Herner.
Siebenjährige als Phantombildzeichnerin: Ein neun Jahre alter Junge hatte nahe der Schule an der Steinstraße nur kurz seinen Rucksack abgestellt, als zwei Diebe die Gelegenheit nutzten. Der Junge und seine sieben Jahre alte Schwester liefen direkt zur Polizeiwache an der Hauptstraße und meldeten den Diebstahl. Ein schnell mit dem Smartphone geschossenes Foto von den Langfindern gab's nicht, dafür aber griff die kleine Schwester auf der Wache zu Papier und Buntstiften und malte eine Phantomzeichnung von den Verdächtigen. „Es ist kein offizielles Fahndungsbild“, betonte Polizeisprecher Volker Schütte. Aber dennoch wären die Diebe durchaus zu erkennen. Stellte sich am Ende allerdings die Frage, was wollen Erwachsene mit einem Tornister, der ein Schokoticket und Schulbücher enthält?
Radfahrer die Vorfahrt genommen
Erst Täter, dann Gaffer: So richtig dreist soll sich ein 49 Jahre alter Mann aus Dortmund laut Polizei verhalten haben. Er hatte einem gehbehinderten 45-jährigen Radfahrer aus Herne die Vorfahrt genommen. Der stürzte und verletzte sich dabei schwer. Was den Dortmunder veranlasste zu stoppen, auszusteigen und zum Unfallort zurückzukehren. Doch leider nicht, um zu helfen, sondern um zu gaffen und in Ruhe, wie die Polizei berichtet, eine Zigarette zu rauchen. Erst als die Beamten eintrafen, machte er sich davon. Später stellte sich der Dortmunder wegen des Fahndungsdrucks der Polizei. Neben Unfallflucht und fahrlässiger Körperverletzung hat er auch noch Fahren ohne Fahrerlaubnis auf dem Kerbholz. Denn einen Führerschein hatte er nicht - und wird auf absehbare Zeit wohl auch keinen machen dürfen.
"Mein kleiner grüner Kaktus" - dieses schmissige Lied der Comedian Harmonists musste Hannelore Peters, die an der Dahlhausener Straße wohnt, schon lange umdichten in "Mein großer, grüner Kaktus". Klein war der gestachelte Freund einmal. Das ist allerdings schon 30 Jahre her. Doch im Jahr 2015 war ein Monsterkaktus aus ihm geworden. Die leidige Folge: Hannelore Peters gab ihn schweren Herzens ab, er hatte mittlerweile zu viel Platz im Treppenhaus eingenommen und wurde zu einem unangenehmen Hindernis bei Umzügen. So kam es, dass der einst so kleine, grüne Kaktus sich ein neues Zuhause suchen musste und auch fand - beim Ehemann der CDU-Bundestagsabgeordneten Ingrid Fischbach. Dort kann der Kaktus munter wachsen und wachsen und wachsen... .
Die Birke war auf einmal weg
Dies ist die Geschichte einer Birke, die an der Overhofstraße mitten in Wanne genügsam vor sich hin wuchs, bis eines Tages das Schicksal hart und völlig sinnlos zuschlug. Rechtsanwältin Cornelia Frech und ihre Kollegen trauten eines Morgens ihren Augen nicht. Es war schlichtweg zu hell, denn die stark mit Efeu bewachsene Birke war - einfach weg. Fein säuberlich und professionell entsorgt. Frech erstattete Anzeige, fand jedoch dann heraus, dass sich die Geschichte um die verschwundene Birke anders zugetragen hatte, als sie vermutete. Keine üblen Baumfrevler, sondern eine eigens für die Baumfällung beauftragte Firma hatte die Birke gemeuchelt. Nur leider die falsche. Denn eigentlich sollte es der Birke einer Nachbarin an die Baumkrone gehen.
Womit die Stadt sich manchmal beschäftigen muss: Fotograf Gerrit Starczewski wollte im Juni im Stadion von Westfalia Herne einen Nackt-Kick veranstalten - als Protest gegen die Kommerzialisierung im Fußball. Auch die Zuschauer sollten unbekleidet erscheinen. Der Verein Westfalia Herne hatte nichts dagegen und auch die Stadt gab nicht den Spielverderber. Mit Blick auf die Zuschauerränge empfahl Stadtsprecher Horst Martens allerdings: „Kinder und Jugendliche sollen nur in Begleitung der Eltern oder Erziehungsberechtigten erscheinen.“ Vorteil bei dieser Variante: Niemand konnte unerwünschte Dinge wie Bengalos ins Stadion schmuggeln, aber es gab leider auch keinen Trikottausch.
Ohne Beute geflüchtet
Der Telefonjoker zur richtigen Zeit: Übel wurde einem Angestellten eines Pflegedienstes mitgespielt. Ein Räuber überfiel das Büro des Pflegedienstes am Westring und hielt seinem Opfer von hinten ein Messer an den Hals. Nicht auszudenken, was noch passiert wäre, wenn, ja wenn nicht kurze Zeit später das Telefon geklingelt hätte. Der Klingelton verstörte den brutalen Räuber offenbar so sehr, dass er flüchtete - ohne Beute.
Traurig genug, welche Opfer sich diese Diebe in Herne-Horsthausen aussuchten. Sie stiegen in die Gaststätte am Schleusenweg ein und rissen drei Sparkästen von der Wand. Doch das reichte ihnen offenbar noch nicht. Darüber hinaus brachen sie ausgerechnet auch noch das Sparhäuschen der Kinderkrebshilfe auf und stahlen das Geld, das darin lag.
Man kann's ja mal versuchen. Ein fast 30 Jahre alter Herner, der in einer Bäckerei-Filiale arbeitete, konnte sich den Diebstahl der Tageseinnnahmen aus dem Tresor der Bäckerei nur so erklären: "Panzerknacker" hätten wohl seinen Schlüsselbund mit Schlüsseln zu seiner Wohnung und zur Bäckerei gefunden. Den habe er nämlich verloren. So kamen die Einbrecher ins Geschäft und erbeuteten 4.000 Euro. Die Polizei jedoch glaubte eher an eine Räuberpistole als an die Geschichte des Mitarbeiters. Der knickte daraufhin ein und gab zu, den Tresor selbst leergeräumt zu haben. Hätte er sich doch einfach nur an den Teilchen statt am Tresor vergriffen. Dann wär's nur Mundraub gewesen.
Falschen Sprit getankt? Kein Problem, wenn man nur gerade einen Staubsauger zur Hand hat. Die Polizei bezeichnete es als einen „Einsatz der ungewöhnlichen Art“. Zwei Männer aus Recklinghausen hatten an der Total-Tankstelle an der Horsthauser Straße 213 falsch getankt. Da taten sie, was ein Mann tun muss: Sie schoben ihren Lieferwagen zum Staubsauger-Automaten, nachdem das Absaugen des Benzins mit Hilfe eines Schlauches und Ansaugens durch den Mund nicht funktionierte. Schnell einen Euro in den Staubsauger und fix den Sprit abgesaugt, dachte sich das Duo wohl.
Metallgehäuse des Saugers auseinandergerissen
Der Plan ging nicht auf. Stattdessen kam es zu einer schweren Verpuffung. Verletzt wurde niemand. Aber „das gesamte Metallgehäuse des Saugers wurde auseinandergerissen und ein in der Nähe stehendes Auto durch die Hitzeentwicklung sowie die Flammen erheblich beschädigt“, bilanzierte Polizeisprecher Volker Schütte. Dumme Idee, schließlich weiß doch jedes Kind, dass man in so einem Fall das Auto nur mir geöffneter Benzinklappe auf die entsprechende Seite kippen muss. Und schon läuft's von selbst.
Sprechblasen produzieren können nicht nur Politiker. Die Redaktion forderte ihre Leser auf, Sprechblasen zu ausgewählten Fotos zu kreieren. Das schien die Fantasie beflügelt zu haben - und den Humor der Teilnehmer. So textete Gerhard Riedl zum Oberbürgermeister im Kaufland: „Hätten wir doch einen Selbstbedienungsladen für die SPD ganz allein!“. Und Volker Teodorczyk fiel zum Bus fahrenden HCR-Chef ein: „Und das ist der Knopf für den Schleudersitz.“
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Hernerin über Nacht. Renate Niewels traute ihren Augen nicht. Die überzeugte Castrop-Rauxelerin war urplötzlich zu einer Hernerin geworden. Und das ging ganz einfach. Eines Tages stand das Ortseingangsschild Herne-Ortsteil Börnig/Holthausen an der Karlstraße/Mont-Cenis-Straße an der falschen Stelle. Nun sind Renate Niewels und ihre Nachbarn zwar Castrop-Rauxeler im Herzen, aber dennoch wollten sie auch äußerlich wieder auf heimischem Boden wohnen. Sie wurden aktiv,forschten nach und am Ende stellte sich heraus, dass niemand die Betroffenen umsiedeln wollte. Es handelte sich vielmehr um ein Versehen des Herner Tiefbauamtes, dessen Mitarbeiter an dieser Stelle eine Baustelle eingerichtet hatten. Dabei war es zu der Grenzverschiebung gekommen. Nach dem Protest der unfreiwilligen Herner wurde der Irrtum jedoch korrigiert und alles war wieder gut.
Ein besorgter Hausbesitzer aus Herne-Sodingen rief bei der Polizei an: „Kommen sie bitte zur Kantstraße, bei mir ist eingebrochen worden.“ Der Anrufer zeigte den Polizisten vor Ort Aufbruchspuren am Gartentor. Die Beute war ungewöhnlich: ein großes Trampolin, das auf dem Rasen im Garten gestanden hatte. Deutete das Objekt der kriminellen Begierde auf eine sprunghafte Persönlichkeit des Diebes hin? Mit solchen psychologischen Fragestellungen hielten sich die Polizisten nicht auf, sondern warfen bei der Tatortbesichtigung ganz handfest einen Blick auf die Nachbargrundstücke. Und siehe da, das Trampolin lungerte auf dem übernächsten, ungefähr 15 Meter entfernten Grundstück herum. Der Nachbar hatte allerdings keine langen Finger gemacht, sondern der Wind. Der hatte so stark gewehrt, dass er das Trampolin angehoben und über einen 1,80 Meter hohen Zaun und eine noch höhere Hecke hatte fliegen lassen. Fazit der Polizei: eine "windige Geschichte".
Das Weihnachtsbäumchen im Vorgarten
Der ist nicht gestohlen, der ist nur geliehen. Da staunten Katja und Mario Weß nicht schlecht, als eines Tages ihr mit Weihnachtskugeln, einer LED-Lichterkette und einem roten Blechübertopf dekoriertes Weihnachtsbäumchen nicht mehr vorm Haus stand. Die Zuckerhuttanne war weg. Irgendjemand hatte sich wohl den Weihnachtsbaumkauf sparen wollen und einfach zugegriffen. Ob es weihnachtlich bedingte Reue war, wissen wir nicht. Aber nach den Feiertagen stand die kleine Tanne wieder im Vorgarten der Weß' - allerdings ohne Deko, zerfleddert und lieblos in einem Müllsack verpackt. „Wir danken dem ehrlichen Ausleiher“, nahm es Mario Weß mit Humor. Ganz pragmatisch wollte er wissen: „Dürfen wir das Bäumchen jetzt entsorgen, oder sollen wir es für Sie bis zur nächsten Weihnachtszeit aufbewahren?“ Auch seine Frau musste noch etwas loswerden: „Bitte bringen Sie die Tanne beim nächsten Mal vor Weihnachten zurück oder wir müssen sie zur Sicherheit einbetonieren.“