Herne. . Der Integrationsrat besuchte die Vorbereitungsklasse V1 an der Hauptschule Hölkeskampring.Dort lernen Flüchtlinge nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch Geschichte und Gepflogenheiten

Sie kommen aus Syrien, Bulgarien oder Rumänien, eingewandert vor zwei Jahren oder zwei Monaten: die Vorbereitungsklasse V1 an der Hauptschule Hölkeskampring. 15 Jugendliche die zu einer größer werdenden Gruppe Geflüchteter gehören, die es in das Herner Schulsystem zu integrieren gilt. Der Integrationsrat hatte sich jetzt in der Klasse angekündigt, um etwas zu hören über die Wünsche und Probleme der Jugendlichen.

Es brauchte etwas Anlauf, bevor sie sich gegenüber den Integrationspolitikern öffneten, die mehrheitlich selbst einen Migrationshintergrund haben.

Wie Nurten Özcelik, türkischstämmige zweite Vorsitzende des Gremiums. Behutsam tastete sie sich an die Lebenswelt der 11- bis 18-Jährigen heran, die, sprachlich noch unsicher, anfangs wenig mehr von sich preisgaben als Alter, Herkunft und wie lange sie schon in Deutschland leben. Anderthalb Jahre lernen sie jetzt Deutsch am Hölkeskampring, dazu die Grundlagen deutscher Geschichte und Politik sowie deutsche Gepflogenheiten. Mathe, Erdkunde, Biologie, Kunst und Sport werden ebenfalls in den drei Vorbereitungsklassen unterrichtet, die alle ein Ziel haben: die Jugendlichen irgendwann zu entlassen in die Regelklassen. Vier von 55 Schülern ist das seit 2013 gelungen.

„Die Integration. Der Rat. Der Integrationsrat“, schreibt Leyla Ben Djemia an die Tafel, während die acht Mitglieder des Integrationsrates zu erklären versuchen, wer sie sind. Noch etwas schüchtern geben die Jugendlichen Auskunft, auch über ihre Hobbys. Sport spielt eine große Rolle, stellt sich heraus, Boxen, Kickboxen, Fußball, Fahrradfahren. Ein Mädchen mit Kopftuch sucht nach einer Möglichkeit schwimmen zu gehen. Fatma Tülüoglu verspricht ihr, sie abzuholen zum Schwimmen muslimischer Frauen in Wanne.

Ambitionierte Lernende

„Ihr müsst euch intensiv bemühen mit der deutschen Sprache“, mahnt Walter Hanstein wiederholt. „Das tun sie“, versichert Claudia Aldibas-Könneke, Leiterin der Hauptschule. „Sie lernen mit Feuereifer, manchmal mehr als die Regelschüler“. Und sie geben eine Menge zurück, betont Susanne Thrien-Pillath, die Sozialpädagogin. „Ich habe viel von den Kindern gelernt.“

Unterstützung könnte die Schule noch bei der Suche nach Praktika gebrauchen, stellt sich heraus. Und: Die Elternarbeit klappe gut, aber viele Eltern würden gerne auch Deutsch lernen, sagt die Schulleiterin. Nurten Özcelik verspricht, sich nach Möglichkeiten zu erkundigen. Klassenlehrerein Ben Djemia fällt noch etwas anderes ein: „CD-Player wären für viele eine Hilfe. Die wenigsten Schüler haben die Möglichkeit zu Hause die CD zum Lehrbuch zu hören.“ Und auch ein Tanzprojekt kann man sich gut vorstellen.

Seid offen zu euren Nachbarn, geht mal ins Jugendzentrum, lasst euch als Mädchen nicht einengen, raten die zugewanderten Integrationspolitiker. „Ich weiß welche Fehler bei den Gastarbeitern gemacht worden sind“, sagt Nurten Özcelik. „Und ich möchte nicht, dass sich diese Fehler bei den Flüchtlingen wiederholen.“