Herne. . Viele Lebensmittel sind mehrfach verpackt. WAZ-Mitarbeiterin Laura Konieczny hat versucht, auf überflüssiges Plastik zu verzichten.

Ich lebe umweltbewusst. Ich koche vegetarisch. Ab sofort möchte ich – der Umwelt zuliebe – unnötigen Verpackungsmüll vermeiden. Stellt sich die Frage: Geht das so einfach? Ein Selbstversuch in der Herner Innenstadt soll es zeigen. Mein Ziel: Einen Wocheneinkauf erledigen, ohne Einwegverpackungen zu nutzen.

Die Vorbereitungen

Als Spontaneinkäuferin könnte ich mein Vorhaben gleich vergessen. Die Planung ist das A und O beim so genannten „Zero Waste“-Einkauf (Engl.: kein Abfall), wie man den umweltorientierten, verpackungsfreien Bummel auf Neudeutsch nennt. Ich schreibe einen Einkaufszettel und überlege mir, welche Mengen welcher Lebensmittel ich in den kommenden Tagen benötige. Anschließend suche ich entsprechende Brotdosen und Baumwollbeutel heraus und lege sie in meinen Einkaufskorb. Auf Plastiktüten und -taschen möchte ich schließlich verzichten.

Im Supermarkt

Obst, Gemüse, Mehl, Zucker, Joghurt, Brötchen und ein Stück Kuchen für die Mittagspause stehen auf meinem Einkaufszettel. Mein erster Weg führt mich in den Edeka-Markt an der Bebelstraße. Obst und Gemüse kann ich hier als Stückware in meinen Korb legen und an der Kasse wiegen lassen. Einige Produkte sind jedoch in Plastik verpackt. Schade. Auch an der Frischetheke gucke ich mit meinen mitgebrachten Tupperdosen in die Röhre. Lose Ware dürfe aus hygienischen Gründen nicht über die Theke oder externe Behältnisse dahinter bewegt werden, erklärt mir ein Mitarbeiter. Ich bin unglücklich darüber, aber einsichtig.

„Das Geschäft hat sich richtig verhalten“, stellt Jochem Manz von der Kreisverwaltung Recklinghausen später auf Nachfrage fest. Die Lebensmittelhygieneverordnung besage nämlich, dass Lebensmittel „nicht nachteilig beeinträchtigt“ werden dürfen. Der Bereich hinter der Theke solle deshalb tabu sein, denn: „Wer kennt schon den Hygienezustand der Dose? Bakterien und Keime sind oft nicht sichtbar.“ Das sehe ich ein. Immerhin sind Mehl und Zucker in Papier verpackt - das ist kompostierbar. Und den Joghurt einiger Marken gibt es im Glas, das ich später zum Einkochen weiterverwenden kann.

Auf dem Wochenmarkt

Auf dem Wochenmarkt hellt sich meine Stimmung auf. Die freundliche Verkäuferin im Käsewagen ist zwar von meiner Bitte überrascht, legt den Gouda aber gern direkt von der Schneidemaschine in meine Brotdose. „Die Voraussetzungen auf dem Markt sind anders, weil andere Hygienestandards gelten“, erklärt Jochem Manz. Der Grundsatz von der Erhaltung der Qualität bleibe jedoch bestehen. Sein Vorschlag für Umweltfreunde wie mich: „Die Dose könnte auf den Verkaufstresen gestellt werden.“

Am Obst- und Gemüsestand empfängt man mich mit offenen Armen. Viele Kunden, vor allem junge Menschen, würden mittlerweile auf Extraverpackung verzichten, berichtet Verkäuferin Nadine Heydemann. Einen eigenen Korb oder gar die Papiertüten zur Wiederverwertung mitzubringen, sei bei ihr nicht unüblich.

Marktbesucherin Hildegart Clement findet diesen Trend gut und schließt sich ihm gerne an: „Meinen Einkaufskorb habe ich immer dabei.“ Auch meine Alternative zur Einweg-Plastiktasche füllt sich rasch mit frischem Obst und Gemüse. Gewogen wird es einfach in der Metallschale der Waage. Geht doch!

Auch die Bäckerin übergibt mir die Ware gern verpackungsfrei. Allzu häufig werde sie darum jedoch nicht gebeten, meint sie.

Bloggerin empfiehlt Bio-Märkte

Die Bloggerin Shia Su (www.wastelandrebel.de) kennt das. Als die 32-jährige Bochumerin und ihr Ehemann vor einiger Zeit beschlossen, keinen Müll mehr zu produzieren, mussten sie sich zuerst umsehen und nach Alternativen zu ihrem bisherigen Konsum suchen. Ihr Tipp: „Obst und Gemüse bekommt man meistens lose. Für andere Produkte findet man vor allem in Bio-Märkten oder ethnischen und inhabergeführten Läden verpackungsfreie Alternativen.“