Herne. Evonik bereitet einen Flüchtling nun in Marl auf eine Ausbildung vor. Pa Drammeh, der auch für die Sportfreunde Wanne Fußball spielt, kam aus Gambia.

Tag für Tag eineinhalb Stunden auf dem Weg zum Chemiepark in Marl - das ist reichlich beschwerlich. Doch dieses Beschwernis nimmt Pa Drammeh gerne auf sich. Der Grund: Es ist für ihn der Weg, der ihm eine neue Zukunft eröffnen könnte. Der 18-Jährige absolviert bei Evonik eine Ausbildungsvorbereitung im Rahmen des Programms „Start in den Beruf“.

Eineinhalb Stunden - das ist für Pa keine Distanz, wenn man bedenkt, welchen Weg er in jungen Jahren bereits hinter sich hat. Als Minderjähriger ist er aus seinem Heimatland Gambia geflüchtet. Das kleine westafrikanische Land wird in der aktuellen Flüchtlingsdebatte kaum genannt, doch die Menschen fliehen in Scharen vor Gambias Diktator Yahya Jammeh. Seit 2014 ist er in Deutschland.

Deutschkenntnisse dank Förderklasse

Folgt man der Devise, dass die Sprache, die berufliche Perspektive und soziale Kontakte die wichtigsten Säulen für die Integration von Flüchtlingen sind, so könnte man Pa Drammeh fast als Paradebeispiel nennen.

So spielt er in der A-Jugend der Sportfreunde Wanne leidenschaftliche gerne Fußball. Spricht man mit ihm, offenbart sich, dass er zwar seine Deutschkenntnisse mit Zurückhaltung einsetzt, er die für ihn neue Sprache bestens versteht - ein Ergebnis der Förderklasse am Louis-Baare-Berufskolleg.

Wunsch nach Selbständigkeit

Bei Evonik in Marl hat der Weg in den Beruf begonnen. Geebnet hat ihn Birgit Carduck, Sozialarbeterin bei Sozialdienst katholischer Frauen in Bochum. Sie hatte die Vormundschaft für Pa bis zu dessen 18. Geburtstag übernommen. „Pa hat einen starken Willen, nach vorne zu kommen“, erzählt sie im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Auch die Lehrer am Berufskolleg hätten ihn als leistungsstark beurteilt. Außerdem sei er zuverlässig und sehr dankbar für die Hilfe. Deshalb habe sie bei Evonik angefragt, ob das Unternehmen einen Platz im Programm „Start in den Beruf“ zur Verfügung stellen könne. Es konnte. „Schon nach ein paar Minuten war klar, dass wir Pa einen Vertrag geben“, beschreibt Volker Kemper, Leiter der kaufmännischen Ausbildung Nord bei Evonik seine Eindrücke. Das Programm sei ein gutes Instrument, um sich in Ruhe und ohne Druck an das berufliche Umfeld in Deutschland zu gewöhnen und einen Grundstein für die Ausbildung zu legen. So heißt es seit dem 1. November für Pa sägen, feilen, bohren, in der Elektrowerkstatt lernt er einfache Schaltungen für den Haushalt kennen. Auch der Umgang mit Chemikalien steht auf dem Plan. „Wenn er seine Ausbildung beginnt, wird er weiter sein als die anderen Anfänger“, sagt Kemper. Bereits in den ersten Tagen habe sich Pas hohe Motivation gezeigt.

Der junge Mann zeigt sich sehr dankbar für die große Chance, die Evonik ihm biete. „Diese möchte ich unbedingt nutzen.“ Und er hat weitere Ziele. „Ich wünsche mir sehr, endlich selbstständig zu sein und meine Wohnung irgendwann selbst zahlen zu können.“