Herne. . Der Kieferorthopäde Professor Rolf Hinz startet in Kooperation mit dem Arbeiter Samariter Bund das Pilotprojekt „Initiative Handicap“.

Der Kieferorthopäde Professor Rolf Hinz startet in Kooperation mit dem Arbeiter Samariter Bund (ASB) Herne/Gelsenkirchen das Pilotprojekt „Initiative Handicap“ im Seniorenzentrum an der Siepenstraße. Ziel: Pflegekräfte für die vorbeugende Mundhygiene bei pflegebedürftigen Menschen schulen.

Für den Vorstoß von Hinz gibt es zwei Impulse: Einerseits haben wissenschaftliche Studien offenbart, dass es mit der Zahn- oder der Prothesenreinigung bei pflegebedürftigen Senioren nicht zum Besten bestellt ist. Ein Problem, das sich angesichts der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft weiter verschärfen wird. Im Pflegereport 2014 der Barmer GEK heißt es eindeutig: „Pflegebedürftige sind zahnmedizinisch unterversorgt.“

Andererseits spielen zahnmedizinische Fragen bei der Ausbildung von Pflegekräften nur eine untergeordnete Rolle. Nur etwa sechs Unterrichtsstunden werden dem Thema in der dreijährigen Ausbildung eingeräumt. Darüber hinaus erlaubt der derzeitige Pflegeschlüssel kaum Zeit, um sich in dem nötigen Maße der Mundhygiene bei Pflegebedürftigen zu widmen.

Doch genau dies sei entscheidend für die Gesundheit der betreuten Menschen. Eine mangelnde Mundhygiene könne bei immungeschwächten Menschen zu gefährlichen Lungen- oder Herzerkrankungen führen.

Vor diesem Hintergrund entwickelte Hinz sein Schulungskonzept, mit dem Pflegenden die Wichtigkeit der Mundhygiene nahe gebracht wird: Sie erfahren, wie Karies entsteht, lernen die richtige Putztechnik oder den Umgang mit Hilfsmitteln, die Hinz selbst entwickelt hat.

Das im Sommer verabschiedete Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung hätte Hinz Rückenwind verleihen können, denn es gewährt den 581 000 Pflegebedürftigen in NRW Anspruch auf zahnmedizinische Prävention. Doch die Zahnärztekammer und die Kassenzahnärztliche Vereinigung hätten die Dynamik dieses Themas nicht erkannt, so Hinz.

Herne sei allerdings gut aufgestellt, weil der Seniorenbeauftragte der Herner Zahnärzte, Dr. Carsten Massat, die Vorbeugung in den 17 Pflegeheimen vorantreibe.

Auch der ASB habe das Thema gerne aufgegriffen, so Tobias Ahrens, Fachbereichsleiter für Pflege und Organisation an der Siepen­straße, damit die Pflegekräfte die Heimbewohner richtig beraten können, denn die sollen ja so lange wie möglich die Zahnpflege selbst durchführen. Der ASB wird Schulungen anbieten, an denen Kräfte nicht nur aus Herne, sondern auch aus Gelsenkirchen, Haltern und Dortmund teilnehmen werden.

Darüber hinaus werde die Schulungsreihe auch den Betreibern den anderen Herner Pflegeheime angeboten. Hinz: „Zahnmedizinische Prävention ist kein medizinisches, sondern ein organisatorisches Problem, das gelöst werden kann.“