Herne. . Der 9. November 1938 ist ein geschichtsträchtiger Tag für Deutschland. Die Reichspogromnacht ist eines der dunkelsten Kapitel in dieser deutschen Geschichte. Deswegen haben auch in Herne Bürger in der ganzen Stadt der Opfer des Nazi-Regimes gedacht.
Als die Nazis in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 deutschlandweit Synagogen in Brand steckten und Juden ermordeten, machten sie auch vor den Synagogen in Wanne-Eickel an der Langekampstraße und in Herne an der Schaeferstraße nicht Halt. Heute erinnern Gedenktafeln an die ehemaligen Gotteshäuser. In Wanne-Eickel hat Oberbürgermeister Frank Dudda am Montag mit rund 50 Bürgern der Opfer gedacht.
Zum 77. Mal jährte sich geschichtsträchtige 9. November an diesem Montag. Die Wanner Gedenktafel, die dort an die Schrecken dieser Nacht erinnert, haben Schüler der Gesamtschule Wanne-Eickel entworfen. Die Erinnerung an alle Ermordeten und Zwangsarbeiter des Stadtteils soll so aufrecht erhalten werden.
Wendepunkt für Herne
Frank Dudda schien nervös, die Karteikarten in seiner Hand zitterten leicht. Ob es am kalten Herbstwind, an der Anwesenheit seines Vorgängers Horst Schiereck oder am grausigen Thema selbst lag, das verriet er nicht. Als Wendepunkt für Deutschland und Herne bezeichnete er die Reichspogromnacht in seiner Rede. „Keiner konnte mehr die Augen vor den Taten der Nazis verschließen - insbesondere nicht vor dem, was sie den Juden angetan haben“, erklärte der OB. Viele Zuhörer nickten, die meisten waren älter, stammten aus der Nachkriegszeit. Ilse Busch war eine von ihnen. „Meine Familie und ich haben die Auswirkungen des Nazi-Regimes noch mitbekommen. Ich gehe seit meinem 15. Lebensjahr am 9. November zu der abgebrannten Synagoge. Was hier passiert ist, darf nie wieder geschehen.“ Die 73-Jährige hofft, dass nachfolgende Generationen ebenfalls der Opfer gedenken. Gerade in Zeiten der Flüchtlingskrise sei dies ganz besonders wichtig.
Eine Abitur-Klasse vom Gymnasium Wanne zeigte mit ihrer Anwesenheit, dass die heutige Jugend sich durchaus mit dem Thema auseinandersetzt. Sie nehmen das Thema gerade im Geschichtsunterricht durch. Der Oberbürgermeister erwähnte dies lobend, seien die heutigen Jugendlichen schließlich dafür verantwortlich, dass die Gräueltaten der Nazis nicht in Vergessenheit gerieten. „Normalerweise gestalten Schüler diesen wichtigen Tag und gedenken mit ihren eigenen Beiträgen der Opfern. Das haben wir nun aber geändert“, erklärte Dudda. Die Schüler aus Herne gedenken aller Opfern der Nazi-Zeit nun mit ihren Beiträgen am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Die Erinnerung an die Reichspogromnacht bleibt dennoch erhalten: Allerdings im kleineren Rahmen und mit den Schülern als gern gesehenen Gästen.