Herne. . 300 Gäste bekommen im Volkshaus Röhlinghausen orientalische Speisen gereicht.Wichtiger ist ihnen aber eine Abwechslung im tristen Alltag.

Es wird leise gesprochen, eher wenig, und zum Lachen scheint niemandem zumute zu sein. Im Volkshaus Röhlinghausen sitzen am Montagnachmittag rund 300 Flüchtlinge an langen Tischen, in der Mehrzahl junge Männer. Gesprächsstoff gäbe es genug, über Krieg, Flucht und die Unterbringung nach ihrer Ankunft in Deutschland. Doch das sind immer die gleichen Themen. Und trotzdem scheinen die Gäste der vier Herner Moscheevereine innerhalb des islamischen Dachverbandes VIKZ froh zu sein, dem Alltagstrott einmal eine kleine Abweichung geben zu können.

Die Gastgeber sind eifrig mit der Essensausgabe beschäftigt, und es duftet nach Reis, Döner, Kuchen und natürlich Ayran, dem würzigen Trinkjoghurt. Aber die meisten Flüchtlinge, die aus verschiedenen Großunterkünften eingeladen sind und dem Angebot laut Veranstaltern fast ausnahmslos folgten, sind gar nicht in erster Linie wegen des Essens da, sondern wegen der Gelegenheit, unter Leute zu kommen.

„Es ist schön, dass wir in Deutschland so herzlich aufgenommen werden“, sagt Rami Al Ibrahim. Der 25-Jährige hat in Syrien Tourismus studiert und nach seiner Flucht zwei Jahre in der Türkei verbracht. Jetzt freut er sich zwar, dass sich Menschen für die Flüchtlinge engagieren, äußert aber auch seinen Frust. Das muss er allerdings übersetzen lassen, denn er spricht nach sechs Wochen in Deutschland noch kein Wort Deutsch – außer „Guten Tag“. Ein Sprachkurs sei nicht angeboten worden, kritisiert er. In seiner Unterkunft an der Görrestraße sei es langweilig, er dürfe Herne nicht verlassen, weil er noch immer keine Papiere habe. Und ohne Papiere gebe es natürlich auch keine Arbeit. „Ein bisschen Fußball und Tischtennis, das ist das einzige, womit wir uns beschäftigen können“, sagt Rami Al Ibrahim.

Trotzdem erfreut zeigt sich die stellvertretende Vorsitzende des Herner Integrationsrates, Nurten Özcelik: „Ich bin glücklich, dass wir die Aktion hinbekommen haben“, sagt die 43-Jährige. Es sei eine Menge Arbeit gewesen, alles unter einen Hut zu bekommen.

„Egal, woher sie kommen und welchen Glauben sie haben, sie sind alle willkommen“, sagt Ercal Tefenli und lädt die Flüchtlinge wie sein Glaubensbruder Hilmi Gecer ein, zur Moscheee zu kommen, wenn Kontakt gesucht werde. Das Beten stehe dabei nicht im Vordergrund, eher das Gespräch in der Teestube. „Es ist das A und O, diese Menschen in unsere Gesellschaft einzubeziehen, wir dürfen nicht den gleichen Fehler machen, wie bei der ersten Generation von Gastarbeitern. Da hat man gesagt. Die gehen ja sowieso wieder.“, macht Nurten Özcelik deutlich.