Herne. . Vor knapp einem Jahr hat der Urnenfriedhof in Horsthausen eröffnet. Durch enger zusammenliegende Grabstätten sollen diese für jeden bezahlbar werden

Durch ein grünes Gartentor führt der Weg auf ein kleines Gelände. Hell ist es hier, kaum Bäume, die Schatten spenden – so ganz untypisch für einen Friedhof. Auf der linken Seite liegen neben einer kleinen Wiese auch Beete, die in Quadraten angeordnet sind, bepflanzt mit verschiedenen Gräsern. Nur zwei Grabkerzen und Porzellan-Engel deuten darauf hin, dass hier Trauernde von ihren Liebsten Abschied genommen haben. Anonym. Ohne viel Tamtam. Günstig, aber doch stets gepflegt.

Denn für die Grabpflege sorgt Eva-Maria Maylahn, Floristin und Mitbesitzerin des Urnenfriedhofs an der Straße Am Trimbuschhof. Seit knapp einem Jahr betreibt sie gemeinsam mit dem Bestatter Hans Jürgen Tilly die Begräbnisstätte, im vergangenen Sommer war Einweihung. Ihr Ziel war es, Sterben wieder bezahlbar zu machen und somit den Hernern eine Alternative zu den kommunalen Friedhöfen zu bieten.

900 Euro kostet die Beisetzung auf den Schachbrettgräbern. Es ist die günstigste und anonymste Variante. Kein Name weist bisher auf die Verstorbenen hin, die Floristin überlegt aber, dafür Steelen aufzustellen. Der Preis sei deshalb so günstig, „weil bei uns alle etwas enger zusammenrücken“, erklärt Eva-Maria Maylahn. Das gilt auch für die Urnen, die in einem der bisher vier Kolumbarien aufbewahrt werden.

Friedhof wurde privat vorfinanziert

Vom Ort der letzten Ruhe kann in diesem Zusammenhang schwerlich gesprochen werden, während die Lastwagen und Autos auf der angrenzenden Horsthauser Straße vorbeibrettern. Das räumt auch Eva-Maria Maylahn ein, findet es aber gar nicht schlimm: „Es ist ja auch ein bisschen Ruhrpott“, sagt sie: „Diese Leute haben hier ja auch gelebt, warum sollen sie nicht auch mittendrin beerdigt werden.“

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Bis zu 3000 Urnen hätten auf ihrem Friedhof Platz, schätzt die Besitzerin, die gemeinsam mit Bestatter Tilly privat in Vorkasse gegangen ist. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten NRW ist zwar der Träger, aber kein Geldgeber. Der Friedhof ist öffentlich und jeder kann sich dort beisetzen lassen – oder sich den Ort für die Zeit nach dem Leben schon einmal sichern.

Ein Kolumbarien-Fach koste inklusive Mehrwertsteuer und Bestattungskosten 1590 Euro für 15 Jahre, sagt Eva-Maria Maylahn, zuzüglich der Kosten einer möglichen Beschriftung. Bei einer Reservierung erhöhen sich die Kosten um 100 Euro pro Jahr. Die gehobene Variante des Friedhofs sind die Grabstätten auf der Urnengemeinschaftsanlage, bei der für 4697,50 Euro ein eigener kleiner Grabstein zwischen Blumen auf den Verstorbenen verweist.

Rund 50 Gräber sind vergeben

Seit November 2014 seien bis dato mehr als 50 Urnengräber verkauft worden, einzelne Kolumbarien-Fächer seien reserviert. Zur Einordnung: Im Jahr 2014 sind in Herne insgesamt rund 2400 Menschen verstorben. „Wir sind zufrieden fürs erste Jahr“, sagt Eva-Maria Maylahn. Doch noch bleiben Träume, wie der von einer eigenen Trauerhalle, die voraussichtlich ab 2017 gebaut werden soll. Und die Nachbargräber, die rechts auf der Wiese entstehen sollen. Auch vier weitere Kolumbarien sind geplant. In den nächsten Jahren möchte Eva-Maria Maylahn schwarze Zahlen schreiben mit dem Urnenfriedhof, der für viele Angehörige ein wichtiger Ort des Abschiednehmens geworden ist.