Herne. . Ein Abend in der Alten Druckerei spürte den Frauen der 50er-Jahre nach - mit biografischen Texten,Musik und Fotografien von Walde Huth

Sie prägten die 50er-Jahre wie Toast Hawaii und Käseigel: Frauen wie Hildegard Knef, Coco Chanel oder Edith Piaf setzten ihrer Generation Maßstäbe und sorgten zuverlässig für Skandale. 70 Jahre später hat sich die Aufregung gelegt - aber die Faszination ist geblieben und das Verständnis größer, wie sich in der Alten Druckerei zeigte.

Statt der erkrankten Ingeborg Wunderlich übernahm Verlegerin Brigitte Ebersbach die Aufgabe, mit Zitaten und Biographischem an weibliche Persönlichkeiten der 50er-Jahre zu erinnern. In der geistigen Enge dieser Nachkriegsjahre schrieb die Öffentlichkeit Frauen, die aus dem Rahmen fielen, gern die Rollen von „Engel und Sünderinnen“ zu. Die moralische Etikettierung verrät ebenso viel über den Zeitgeist wie über die Frauen. Beispiel Hildegard Knef: „Am Anfang ihrer Karriere war der Engel gefragt“, stellt Brigitte Ebersbach trocken fest. Als „Hildchen“ einige Jahre später auf der Leinwand den blanken Busen zeigte, war dies ein Stich ins Herz der bürgerlichen Moral, und die Kirche organisierte den Kino-Boykott.

Angefeindet von Männern

An Feinden hat es nie gefehlt. Françoise Sagan schrieb als 18-Jährige mit „Bonjour Tristesse“ einen Roman, dessen abgeklärter Zynismus und freimütige Sexualmoral dem Publikum die Sprache verschlug. Simone de Beauvoir verfasste mit „Das andere Geschlecht“ die Bibel der Frauenbewegung und sicherte sich ihren Rang als Hassobjekt aller Männer, die Herr im Haus bleiben wollten. „Diese Frauen verweigerten sich der verordneten Idylle“, beschreibt die Verlegerin ihre Haltung. Dieser Wille zur Eigenständigkeit muss Kraft gekostet haben. Brigitte Ebersbach ist jedenfalls aufgefallen, dass Alkohol in der Mehrzahl der acht Biografien eine Rolle spielte. Marilyn Monroe hatte eine zerstörerische Liebe zu harten Drinks, Simone de Beauvoir brachte sich morgens mit Wodka in Form, Edith Piaf soll bereits als Säugling an einem in Rotwein getauchten Schnuller genuckelt haben und blieb dem Stoff, aus dem die Träume sind, bis zu ihrem frühen Tod treu.

Buch über die Idole

Unter dem Titel „Engel und Sünderinnen“ ist in Brigitte Ebersbachs Edition ein Buch über die Idole der 50er-Jahre erschienen, das 2016 neu aufgelegt werden soll. In der Alten Druckerei trat die Verlegerin erstmals mit musikalischer Begleitung auf; das hat ihr selbst und dem Publikum gut gefallen. Pianist Oleg Bordo spielte Melodien der Zeit und schloss mit einem Medley von Edith Piafs bekanntesten Liedern: Mit vollem Klang gab der Mann am Klavier dem Abend Charme.