Herne. . Aus aktuellem Anlass: Ein kleiner Rückblickk auf die Oberbürgermeister in Herne und Wanne-Eickel.

In elf Tagen, am 21. Oktober 2015 ab Mitternacht, tritt Frank Dudda die Nachfolge von Oberbürgermeister Horst Schiereck an.

Die WAZ blickt zurück auf die bisherigen Amtsinhaber und Besonderheiten rund um die bisherigen Stadtspitzen in Herne und Wanne-Eickel.

Der fünfte Genosse

Frank Dudda wird der fünfte Oberbürgermeister der gemeinsamen Stadt Herne sein. Seine Vorgänger sind die Sozialdemokraten Manfred Urbanski (1975 bis 1984), Willi Pohlmann (1984 bis 1994), Wolfgang Becker (1994 bis 2004) und Horst Schiereck (2004 bis 2015). Dudda ist nach Schiereck und Becker der dritte OB, der direkt vom Bürger und nicht vom Rat gewählt worden ist. Wenn er die „Tradition“ seiner Vorgänger fortsetzen wollte, müsste auch Frank Dudda zwei Amtszeiten regieren – wenn der Bürger das denn so will.

Die Männerdomäne

Auf Herne und Wanne-Eickel passt James Browns Ballade „It’s a Man’s Man’s Man’s World“ (frei übersetzt: Männer regieren die Welt) wie die Faust aufs Auge. Vor dem Vollzug der Städte-Ehe 1975 und auch danach standen insgesamt 23 Männer, aber nicht eine einzige Frau an der Spitze der Kommune beziehungsweise der Kommunen.

Für Wanner Lokalpatrioten

Seit der Auflösung der Ämter Wanne und Eickel und der Bildung der Stadt Wanne-Eickel regierten dort bis zur Eheschließung mit Herne 1975 insgesamt acht Oberbürgermeister. Am längsten hielt es Edmund Weber mit 21 Jahren aus. Alle Amtsinhaber: Wilhelm Kiwit (1926 bis 1933), Heinrich Günneweg (1934 bis 1945), Karl Neuhaus (April bis Juli 1945), Wilhelm Jacobi (Juli 1945 bis März 1946), Wilhelm Heimüller (April 1946 bis Oktober 1946), Heinrich Weidmann (1946 bis 1948), Edmund Weber (1948 bis 1969) und Manfred Urbanski (1969 bis 1974).

Der Letzte und der Erste

Wolfgang Becker war letzter ehrenamtlicher und – nach Abschaffung der Doppelspitze bzw. des Oberstadtdirektors – ab dem 1. August 1995 auch der erste hauptamtliche Oberbürgermeister in Herne.

Für Herner Lokalpatrioten

Vor der Städte-Ehe mit Wanne-Eickel gaben elf Oberbürgermeister im Herner Rathaus den Ton an: Mehr als 23 Jahren lenkte Robert Brauner die Geschicke der Stadt – länger als jeder andere. Die Chronologie: Hermann Schaefer (1897 bis 1907), Karl Büren (1907 bis 1913), Georg Sporleder (1913 bis 1925), Curt Heinrich Täger (1925 bis 1933), Albert Meister (1933 bis 1942), Hugo Peiter (1943 bis 1945), Hermann Meyerhoff (Juni 1945 bis Februar 1946), Heinrich Crämer (März 1946 bis Oktober 1946), Hermann Kleine (1946 bis 1948), Josef Walter (1948 bis 1951) und Robert Brauner (1951 bis 1974).

Was bin ich?

Mit Frank Dudda zieht nach den Lehrern Horst Schiereck und Wolfgang Becker ein Jurist ins Rathaus ein. Unter den früheren Machthabern finden sich u.a. ein Feuerwehr-Chef (Pohlmann) und ein gelernter Maschinenschlosser (Urbanski).

Nazis entfernten Wannes OB aus dem Dienst

Mit den Worten „Sie brauchen nicht mehr zum Dienst zu kommen“ entfernten die Nazis 1993 Wanne-Eickels OB Wilhelm Kiwit aus dem Amt. Seine Nachfolge trat der Rechtsanwalt und Nazi Heinrich Günneweg an.

Nach dem Krieg wurde er wegen seiner SS-Mitgliedschaft zu einer fünfmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Vermutung, Günneweg sei direkt am Brand in der Wanner Synagoge beteiligt gewesen, konnte nicht nachgewiesen werden.

Der Entnazifizierungsausschuss stufte Günneweg später nur als „Mitläufer“ ein. Er erhielt seine vollständige Pension und wurde wieder als Rechtsanwalt zugelassen. 1981 starb er im Alter von 81 Jahren in Düsseldorf.