Herne. . Die Stadt geht davon aus, dass sie ab dem 1. November mehr minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aufnehmen muss.
Die Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern erfordert in Herne und anderen Kommunen einen hohen Aufwand. Noch viel größer ist die Herausforderung beim Umgang mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen. 22 dieser Flüchtlinge leben zurzeit in Herne, doch ab dem 1. November dürfte die Zahl steigen.
Grund ist eine Neuregelung bei der Verteilung. Bisher konzentrierte sich die Aufnahme der minderjährigen Flüchtlinge in NRW vor allem auf sechs Jugendämter (Bochum, Dortmund, Köln, Aachen, Bielefeld, Wuppertal). Zur Entlastung dieser Städte wird die Verteilung ab dem 1. November per Schlüssel geregelt.
Jugendamtsleiterin Annette Frenzke-Kulbach geht davon aus, dass sich für Herne daraus aktuell die Verpflichtung zur Aufnahme von insgesamt 35 minderjährigen Flüchtlingen ableitet. „Die Zahl könnte im kommenden Jahr aber deutlich zunehmen“, sagt die Stadtmitarbeiterin unter Verweis auf neue Prognosen.
Das Jugendamt nimmt minderjährige Flüchtling bei Ankunft in Obhut, richtet die Vormundschaft ein und stellt die Versorgung sicher. Von den derzeit 22 jungen Asylbewerbern leben nach Angaben der Stadt zehn in Wohngruppen, fünf sind bei Verwandten untergekommen und sieben wohnen in Gemeinschaftsunterkünften.
Ist das die angemessene Unterbringungsform für minderjährige Flüchtlinge? In diesen Fällen ja, sagt die Stadt. Denn: Die sieben Flüchtlinge hätten Familienangehörige in den Unterkünften, von denen die Verwaltung sie nicht trennen wolle. „Es sind Bezugspersonen, die wichtig sind für die häufig traumatisierten minderjährigen Flüchtlinge“, so Stadtsprecher Horst Martens auf Nachfrage.
Über Heime, betreutes Wohnen und Pflegefamilien will die Stadt künftig die Unterbringung und Bretreuung minderjähriger Flüchtlinge sicherstellen. Die Verwaltung sei mit zwei Trägern im Gespräch, so Frenzke-Kulbach.
Ein Träger ist die Herner Caritas, die ihre Bereitschaft erklärt hat, drei bis vier junge Asylbewerber in einer eigenen Wohnung an der Hospitalstraße aufzunehmen und zu betreuen. „Wir können uns auch vorstellen, weiteren Wohnraum anzumieten“, sagt Caritas-Geschäftsführer Ansgar Montag. Vertragliche Vereinbarungen gebe es mit der Stadt aber noch nicht.
Die Stadt ist derzeit auch auf der Suche nach geeigneten Pflegefamilien. Das sei nicht so einfach, weil die meisten minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen bereits 15 Jahre oder älter seien, sagt Annette Frenzke-Kulbach. In finanzieller Hinsicht muss sich die Stadt keine Gedanken machen: Der Bund übernimmt für diese Flüchtlingsgruppe alle Kosten.
Herne will mit Bochum kooperieren
Bei der Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge wolle Herne mit der Nachbarstadt Bochum kooperieren, kündigt Jugendamtsleiterin Annette Frenzke-Kulbach an.
Eine gemeinsame „Clearingstelle“ könnte als erste Anlaufstation für junge Flüchtlinge dienen, an der sie zunächst in Obhut genommen werden.