Herne.. Erika Cremer lässt sich auch von Bekannten, Freunden und Firmen das bunte Metall geben. Der Erlös fließt an eine Schule für geistig behinderte Kinder.


Beherzt greift Erika Cremer in eine große Tüte voller Kronkorken. „Ich liebe dieses Geräusch. Das Rascheln löst bei mir pure Freude aus“, sagt die 70-Jährige. Diese Freude hat einen ganz bestimmten Grund, schließlich sammelt die Rentnerin die Kronkorken für einen guten Zweck.

Von einer Bekannten inspiriert, kam sie dazu, bei Freunden, Firmen und anderen Bekannten aktiv um die Kronkorken zu werben. Denn in den Müll landen diese längst nicht nur bei Cremers nicht mehr. „Ich habe schon alle Leute angesteckt“, sagt Erika Cremer.

In regelmäßigen Abständen gibt sie die gesammelten Stücke einer Bekannten, die diese an die Caritas weiterleitet. Die Kronkorken werden eingeschmolzen und je nach aktuellem Schrottpreis fließt der Erlös schließlich an die St. Elisabeth-Schule, Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung der Tectum Caritas in Steinfurt. Eine Kletterpyramide, Gartenbänke sowie ein Lifter für das Reiten wurden dort bislang angeschafft.

Mit vollem Einsatz dabei

Erika Cremer trägt mit vollem Einsatz dazu bei, dass so viele Kronkorken wie möglich zusammen kommen: „An einigen Stellen, etwa am Kanal, sind kaum noch Kronkorken zu finden“, berichtet Cremer. Schließlich ist sie hier häufig unterwegs und sammelt jeden Korken auf. Verschmutzte Exemplare reinigt sie zuhause, bevor sie sie zu den anderen in die bereitstehenden Tüten packt. „Ich gebe nichts Dreckiges ab. Die Kronkorken werden ja auch gewogen und da sollte der Dreck nicht ins Gewicht fallen“, so die Musikerin, die regelmäßig als Duo Albatros gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl-Heinz in Seniorenheimen auftritt.

„Unser Sohn und unsere Enkelkinder sind gesund, da können wir doch für einen guten Zweck sammeln“, sagt die begeisterte Spenderin. Da der karitative Hintergrund ihrer Aktion stets im Vordergrund stehe, sei sie mit vollem Engagement und großer Freude bei der Sache. Gleich mehrere positive Aspekte sieht Cremer in ihren Kronkorken-Aktionen: „Meine Sammelleidenschaft hält auch Freundschaften zusammen, da man sich einfach häufiger sieht, wenn meine Bekannten mir die Kronkorken vorbeibringen“, sagt die Rentnerin.

Außerdem halte sie die Stadt sauber, wenn sie am Kanal oder im Schloss Strünkede-Park die herumliegenden Korken aufsammelt. „Ich freue mich über jeden gespendeten Korken, auch wenn es nur eine Handvoll ist“, so Cremer. Da im normalen Haushalt nicht so viele Kronkorken anfallen, holt sie gemeinsam mit ihrem Mann auch einige direkt bei einem Möbelhaus, einem Restaurant oder dem Fahrgastschiff Friedrich der Große ab. „Dort habe ich einmal einen Fernfahrer getroffen, der mir erzählte, dass er zuhause einen ganzen Sack Kronkorken von einer geplatzten Hochzeit übrig habe und diesen bei seinem nächsten Besuch mitbringen will“, erinnert sie sich. Tatsächlich habe kurz darauf ein riesiger Sack für sie bereitgestanden. Bei ihren fleißigen Zulieferern bedankt sich Cremer auch schon mal mit selbstgemachter Marmelade oder Plätzchen.

Unterstützung bekommt sie von ihrem Mann. „Ohne Deine Hilfe könnte ich das nicht leisten“, sagt sie zu ihm. Seit 44 Jahren sind die beiden verheiratet. Damals in einem Akkordeonorchester kennengelernt, verbindet sie auch heute noch die Musik. „Es ist wichtig, dass man auch als Rentner immer was zu tun hat“, meint Karl-Heinz Cremer. Und das haben die beiden: Getrunken wird schließlich immer.