Herne. . Offizielle und Bürger aus Herne und Eisleben haben am Samstag das 25-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft gefeiert.

Herne ist nicht Frankfurt, Andrea Oehler ist nicht Joachim Gauck und das Kulturzentrum ist nicht die Alte Oper.

Doch der Hauch der Geschichte ist am Samstag nicht nur beim offiziellen Festakt zur Einheit in der Main-Metropole spürbar geworden, sondern auch im Foyer der VHS am Willi-Pohlmann-Platz. Dort stand nämlich nicht nur 25 Jahre Wiedervereinigung im Blickpunkt, sondern auch 25 Jahre Städtepartnerschaft mit der Lutherstadt Eisleben.

Die Geburtsstunde

Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Heinz Westphal gab in den 80er Jahren den „Tipp“ für eine Partnerschaft mit Eisleben. Der Vorstoß des Herner Rates wurde 1988 vom DDR-Regime aber zunächst zurückgewiesen – kein Bedarf, hieß es. Nach der Wende ging es recht schnell. Und am 31. Oktober 1990 besiegelten OB Willi Pohlmann und Oberstadtdirektor Roland Kirchhof für Herne sowie Eislebens Stadtspitze Peter Pfützner in der Lutherstadt offiziell die Partnerschaft.

Die Gäste

Mit Oberbürgermeisterin Jutta Fischer an der Spitze machten sich rund 50 Eisleber am Samstagmorgen im Bus auf den rund 360 Kilometer langen Weg nach Herne – darunter unter anderem ein Chor des Karnevalsvereins De Lotterstädter und das Tanzensemble Hot Cats. Am Sonntagmorgen ging’s zurück – mit einem „Umweg“ über die Münsteraner Altstadt.

Die Ausstellung

Ein Höhepunkt des Besuchs zur Silberhochzeit war am Samstagnachmittag die Eröffnung der deutsch-deutschen Ausstellung im Kuz. Unter Federführung des Stadtarchivs ist im VHS-Foyer (noch bis zum 14. November) die Geschichte der Ehe von Herne und Eisleben dokumentiert worden. Dazu gibt es in der Vitrine einige Originale: So steht neben einer Mansfelder Schiefertafel und der Original-Urkunde zur Partnerschaft Martin Luther als Playmobilfigur. Den Rahmen setzten mit kurzen Wortbeiträgen Bürgermeisterin Andrea Oehler und OB Jutta Fischer, Jürgen Hagen (Stadtarchiv), Sybille Rößler-Lelickens (VHS) und Partnerschafts-Aktivist Gerd Ucka, der viele Fotos zur Schau beigetragen hat. Den zweiten Teil der Ausstellung bildet die vom Bund konzipierte Plakatausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“.

Die Feier

Probleme hatte Helga Höffken von der Herner Sektion Eisleben bei der Suche nach einem Saal für die Silberhochzeitfeier am Samstagabend. Fündig wurde sie schließlich im Möbelhaus Zurbrüggen:Im dortigen Restaurant ging die Feier für rund 150 Gäste über die Bühne.

Drei Gesichter der Städtepartnerschaft

Die Eisleber Stadtmitarbeiterin Maria Hahn (60) organisiert in der Lutherstadt den Austausch mti den Partnerstädten.
Die Eisleber Stadtmitarbeiterin Maria Hahn (60) organisiert in der Lutherstadt den Austausch mti den Partnerstädten. © Ralph Bodemer

Vier Partnerstädte hat Eisleben: Herne, Weinheim und Memmingen aus Deutschland sowie das französische Raismes. Dass Fahrten zu den Freunden auch ohne Partnerschaftsverein funktionieren, ist nicht zuletzt auf den Einsatz der dafür zuständigen Eisleber Stadtmitarbeiterin Maria Hahn (60) zurückzuführen. In Herne waren die Lutherstädter zuletzt 2010: „Beim ,Day of Song’“. Dass die Partnerschaften gepflegt werden, habe auch mit der emotionale Beziehung zur deutschen Einheit zu tun: „Das ist eine positive Verpflichtung“, sagt Maria Hahn.

Helge Höffken (76) ist seit 2007 Vorsitzende der Sektion Eisleben im Herner Partnerschaftsverein.
Helge Höffken (76) ist seit 2007 Vorsitzende der Sektion Eisleben im Herner Partnerschaftsverein. © Ralph Bodemer

Im Jahr 2007 hat Helga Höffken als Vorsitzende der Sektion Eisleben das Erbe des früheren CDU-Landtagsabgeordneten Günter Knefelkamp angetreten. Seitdem steht die gebürtige Jenaerin an der Spitze der Abteilung des Herner Partnerschaftsvereins. „Wir fahren jedes Jahr mit rund 50 Teilnehmern in die Lutherstadt“, berichtet die ehemalige Herner Bürgermeisterin. Ob die Partnerschaft 2040 zum 50-jährigen Bestehen noch lebendig sein wird? Das weiß die 76-Jährige nicht: „Wir haben Nachwuchsprobleme – wie fast alle Vereine.“

Der Eisleber  Miniaturschnitzer Lothar Lauterbach (86) - hier mit einem Foto eines seiner Mini-Welten - war erstmals in Herne zu Gast.
Der Eisleber Miniaturschnitzer Lothar Lauterbach (86) - hier mit einem Foto eines seiner Mini-Welten - war erstmals in Herne zu Gast. © Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services

Drei Partnerstädte hat Lothar Lauterbauch bereits kennengelernt: „Nun ist endlich Herne an der Reihe“, sagt der 86-Jährige. Lauterbach bringt neben großer Neugier kleine Kunstwerke mit in die Partnerstadt. Er ist Miniaturschnitzer und kreiert winzige Landschaften, die er aus Nüssen, Holz und Kernen entwickelt. Bis ins Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden hat er es mit seinen filigranen Welten gebracht – und am Samstagabend auch ins Möbelhaus Zurbrüggen: Dort präsentierte Lauterbach den rund 150 Gästen der Städtefeier einige seiner Miniaturen.