Herne. . Das Talentkolleg Ruhr ist in Herne gestartet. Es führt begabte Jugendliche aus weniger privilegierten Familien an ein Studium oder einen Beruf heran.
Das Talentkolleg Ruhr hat in Herne-Mitte seine Arbeit aufgenommen. Was die neue Bildungseinrichtung machen will, steht in ihrem Logo: „Orientieren. Qualifizieren. Motivieren.“ Dadurch, so das Ziel, sollen „verborgene Talente“ auf die Hochschule oder gern auch in einen Beruf wechseln – und dort Erfolg haben.
Nimmt man den Tag der offenen Tür am Mittwoch als Gradmesser, der gleichzeitig Start der Einrichtung war, dann werden sich die Mitarbeiter über mangelnde Nachfrage, ja Arbeit nicht beschweren dürfen: Proppevoll mit Jugendlichen waren die Räume in der ehemaligen Förderschule an der Viktor-Reuter-Straße 33, die die Stadt den Initiatoren des Kollegs kostenfrei zur Verfügung stellt. 200 Schüler sollen dort – in der Endausbaustufe – in ihrer Freizeit individuell gefördert werden, sagt Marcus Kottmann, Leiter Strategie der Westfälischen Hochschule (Gelsenkirchen). Sie ist Träger der Einrichtung, der Großteil der Finanzierung von rund 2,5 Millionen Euro bis Ende 2019 kommt von der Stiftung Mercator (Essen).
Hunderte Stunden Hilfeleistungen
„Kinder aus weniger privilegierten Familien“ seien die Zielgruppe des Talentkollegs, sagt Kottmann. Das könnten Kinder von Hartz-IV-Empfängern sein oder Kinder aus Zuwandererfamilien. Sie hätten oft genug Talent, um an eine Hochschule zu wechseln, scheiterten aber nicht selten – weil etwa Deutsch-Kenntnisse fehlten oder Hintergrundinformationen über Bafög-Richtlinien. Oder schlicht, weil eben besagtes Talent nicht entdeckt worden sei.
Hier will das Talentkolleg ansetzen. Zwei festangestellte Talentscouts seien ab sofort in den weiterführenden Herner Schulen unterwegs, um die Talente zu entdecken und, bei Bedarf, an die Viktor-Reuter-Straße zu holen. Dort arbeiten zwei Vollzeitkräfte sowie mehrere Dutzend Lehrbeauftragte, die Hunderte Stunden in individuelle Hilfeleistungen der Schüler ab Klasse 10 stecken wollen. In Qualifizierungen in den Fächern Deutsch, Englisch oder Mathe, aber etwa auch in Studien-, Berufs- oder Bafög-Beratungen. Bei jedem Kollegschüler, sagt Kottmann, werde durch ein individuelle Aufnahmegespräch genau geschaut, was er brauche, anschließend soll er passgenau gefördert werden. Frank Meetz, der Leiter des Kollegs, und seine Mitarbeiter stellten sich am Mittwoch interessierten Schülern vor, die sich am Tag der offenen Tür zuhauf über die Angebote informierten.
Viel Lob kam auch von OB Horst Schiereck und Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff, die am Tag der offenen Tür ebenfalls vorbeischauten. Herne, so Thierhoff, habe nun endlich eine Hochschuleinrichtung in der Stadt. Und die Jugendlichen hätten dadurch die Möglichkeit, ihre Bildungschancen nachhaltig zu verbessern.