Herne. . Frank Dudda (SPD) gewinnt die OB-Wahl in Herne mit 55,9 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ist auf einem historischen Tiefstand.
Selten hat man eine skurrilere Wahlparty erlebt. Frank Dudda, der Sieger der OB-Wahl in Herne, steht zu den Klängen von Andreas Bouranis WM-Hit „Auf uns“ auf der Bühne in den Flottmann-Hallen, soll eigentlich gefeiert werden – und muss wegen einer Softwarepanne ins Ungefähre sprechen, weil die letzte Sicherheit zum Sieg noch fehlt. Erst um 19.06 Uhr ist die Gewissheit da. Wieder Bourani, diesmal mit Siegerblumenstrauß.
Spätestens da ist klar: Frank Dudda braucht keine Stichwahl, er setzt sich am Sonntag bei der OB-Wahl gleich im ersten Wahlgang durch: Der SPD-Fraktionschef erhält 20 119 Stimmen und damit 55,9 Prozent. Auf Platz zwei landet Thomas Reinke, der gemeinsame Kandidat von Grünen, Linken, FDP, Piraten und AL: Er bekommt 9210 Stimmen und 25,6 Prozent, abgeschlagen Peter Neumann-van Doesburg (CDU) mit 6669 Stimmen und 18,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 29,9 Prozent – ein historischer Tiefstand für Herne.
Rechnet man die absoluten Stimmen Frank Duddas auf die Zahl der Wahlberechtigten um, so genießt der neue Herner Oberbürgermeister das Vertrauen von nur 16,4 Prozent aller Stimmberechtigten.
Aufbruchstimmung beim Sieger
Frank Dudda zeigt sich erleichtert, als sein Sieg feststeht. Er versucht sofort, eine Aufbruchstimmung zu verbreiten. „Wir wollen uns als Motor der Veränderung zeigen, wir packen es jetzt an.“ Zu diesem Zeitpunkt hält er bereits eine Zigarre – in SPD-roter Hülse – in der Hand. Diese sei nicht nur Siegerzigarre, sondern auch Friedenszigarre, die er mit den anderen Kandidaten rauchen wolle. Wenn er das Amt im Oktober nach den Herbstferien übernehmen werde, stehe ein Bündnis für Arbeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Übrigens: Als Dudda seine Rede beendet und die Bühne verlässt, schallen Techno-Sounds von „Scooter“ durchs Foyer – Duddas Lieblingsband.
Erst Ernüchterung, dann Beifall
Ein wenig Ernüchterung macht sich bereits 18.10 Uhr bei der Wahlparty von Thomas Reinke und seinem bunten Bündnis in der Lokalität „Nils“ in Herne-Mitte breit: Die 61,4 Prozent Frank Duddas nach Auszählung von acht der insgesamt 124 Stimmbezirke lassen auch die größten Optimisten verstummen.
Als Thomas Reinke dann um 18.41 Uhr den – von ihm persönlich bei der Stadt telefonisch abgefragten – Zwischenstand nach Auszählung von 121 der 124 Stimmbezirke verkündet, überwiegen jedoch Beifall und Jubel.
Vor allem der deutliche Abstand auf die CDU lässt Besucher der Wahlparty frohlocken: „Herr Neumann-van Doesburg haut nicht auf die Pauke, sondern pfeift aus dem letzten Loch“, sagt ein Grünen-Mitglied in Anspielung auf das Wahlplakat von Peter Neumann-van Doesburg. Grünen-Fraktions-Chefin Dorothea Schulte erklärt: „Wir sind bei 25 Prozent und damit eine Volkspartei – so wie die SPD auf Bundesebene.“ Und der langjährige Herner FDP-Chef Klaus Füßmann sagt zu Thomas Reinke: „Sie haben gewonnen – und zwar viele Sympathien.“
Funkstille im Internet
Wer die Stimmenauszählung im Internet verfolgen will, hat – wie die Besucher der Wahlpartys – am Sonntag das Nachsehen. Über eine Stunde lang können auf der Stadtseite nur die ersten acht Stimmbezirke übertragen werden. Danach herrscht Funkstille. Nach Rücksprache mit der Softwarefirma sei es nicht gelungen, das Problem zeitnah zu lösen, sagte Cordula Sorci, Leiterin des Teams Wahlen, am Abend. Nach längerer Recherche sei ermittelt worden, „dass Zugriffsrechte die Datenübertragung verhindert haben“. Zwar seien die erfassten Daten in der gesamten Zeit gespeichert, aber eben nicht im Internet präsentiert worden.
Trübe Stimmung im Museumscafé
Trüber hätte die Stimmung im Musumscafé kaum sein können. Als CDU-Parteivorsitzender Markus Schlüter bei der Wahlparty der Union um 19.21 Uhr die Bühne betritt, um das Ergebnis zu verkünden, herrscht absolute Stille. Nur 18,5 Prozent der Stimmen bekommt Oberbürgermeisterkandidat Peter Neumann-van Doesburg. „Unser Ziel ist nicht erreicht“, bedauert Markus Schlüter. „Wir wollten in die Stichwahl.“
Dennoch habe man einen guten Wahlkampf hingelegt und „es war richtig, eine Alternative zu bieten“, so der Vorsitzende. Lauten Applaus erntet der OB-Kandidat beim Betreten der Bühne, ein Küsschen von der Ehefrau gibt es dazu.
„Wahlergebnis ist kein Wunschkonzert“, sagt der OB-Kandidat. „Aber wir haben gezeigt, dass wir kampagnenfähig sind. Das macht Mut für die nächste Wahl. Es hat Spaß gemacht, auch wenn das Ergebnis mich nicht umhaut – ich mache weiter. Es hat nicht sollen sein“, so Neumann-van Doesburg. Dennoch bedankt er sich bei seiner Familie, nicht zuletzt auch bei der CDU-Bundestagsabgeordneten Ingrid Fischbach, die sich ebenfalls enttäuscht über die schlechten Zahlen zeigt. „Es ist schon ein trauriges Ergebnis, aber es war ein toller Wahlkampf, unser Peter hat gekämpft.“ Es sei jedoch schwer, gegen einen Kandidaten anzutreten, der bei der Kommunalwahl als Spitzenkandidat präsent war.
Peter Neumann-van Doesburg und Markus Schlüter gratulierten dem neuen Oberbürgermeister Frank Dudda.
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