Immer mehr Kinder von Asylbewerbern, aber auch von Zuwanderern aus Osteuropa, nehmen in Herne am Unterricht teil. Herausforderung für die Stadt.
Die steigenden Flüchtlingszahlen sorgen für volle Klassen: Immer mehr Kinder von Asylbewerbern, aber auch von Zuwanderern aus Osteuropa, nehmen in Herne am Unterricht teil. Manche Schule hat sogar ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Das sei für die Stadt eine Herausforderung, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der WAZ, er betont aber zugleich: „Noch lässt sich der Unterricht gut und problemlos bewältigen.“
Wie viele Kinder und Jugendliche von Asylbewerbern und EU-Zuwanderern Herner Schulen besuchen, kann die Verwaltung nicht sagen. Nur so viel: Mittlerweile gingen Schüler aus Osteuropa sowie aus den Kriegs- und Krisengebieten auf nahezu jede weiterführende Schule sowie vor allem auf ein gutes Dutzend Grundschulen. „Sie unterliegen ganz normal der Schulpflicht“, erklärt der Stadtsprecher. Eine Ausnahme gelte für die Kinder in den vier Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes. Die Schule, so Hüsken, spiele eine wichtige Rolle für die so genannten Seiteneinsteiger: Sie sorge für Integration und bessere Chancen im Leben.
Für jedes Kind werde in Herne eine „so passgenaue wie wohnortnahe Lösung“ gesucht. Dafür sorge das Kommunale Integrationszentrum, das vor der Einschulung individuelle Gespräche mit den Eltern führe. 400 dieser Gespräche habe die Einrichtung seit Beginn des vergangenen Schuljahrs geführt. Zwei Wege ins deutsche Schulsystem werde den ausländischen Schülern dabei geebnet: der in so genannte Auffangklassen, in denen sie für maximal zwei Jahre unter sich sind, oder der in die Regelklassen, in denen sie mit den deutschen Kindern unterrichtet werden.
Die Freiherr-vom-Stein-Grundschule in Wanne-Süd setzt auf Integration in die Regelklassen. Über 40 Kinder von Flüchtlingen oder EU-Zuwanderern, meist fünf bis sechs pro Klasse, lernten gemeinsam mit den deutschen, zudem erhielten sie in Gruppen Sprach-Unterricht in Deutsch, berichtet Schulleiterin Angela Partner. Mit Erfolg: „Die Kinder lernen sehr schnell Deutsch und sind schnell gut integriert.“ Zusätzlichen Platz hat sie zurzeit nicht: Die Kapazitäten seien erst mal erschöpft.
Vor- und Nachteile
Gute Erfahrungen mit Auffangklassen hat dagegen die Vellwigschule gemacht. In den beiden jahrgangsgemischten „Willkommensklassen“, sagt Schulleiterin Petra Bommert, könnten die Lehrer sehr individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, nach und nach wechselten sie in die Regelklassen. Folge: „Sie lernen schnell die deutsche Sprache, nehmen produktiv am Schulleben teil und sind schnell integriert.“
Beide Wege, sagen die beiden Schulleiterinnen, hätten ihre Berechtigung, jede Schule für sich bevorzuge aber ihren Weg. Oder, in den Worten von Petra Bommert: „Beide Konzepte haben ihre Vor- und ihre Nachteile.“