Herne. . Benedict Wells macht bei seiner Lesereise Stopp in Herneund unternimmt einen lockeren Streifzug durch seinen Roman.

Benedict Wells war mit 23 Jahren der jüngste Autor, den der renommierte Diogenes-Verlag 2008 mit seinem ersten Roman „Becks letzter Sommer“ unter Vertrag nahm. Die Verfilmung mit Christian Ulmen kam vor wenigen Monaten in die Kinos – Grund genug für den Verlag, seinen Autor auf Lesereise auch nach Herne zu schicken.

Bei der Lesung in der Alten Druckerei zeigt Wells wenig Lust auf Formalitäten. Er kommt seinen Zuhörern auch physisch einen Schritt näher, sitzt nicht, sondern lehnt am Schreibtisch auf dem Podium und beginnt einen „kleinen Streifzug durch das Buch“, das mit der Lebenskrise eines Mittdreißigers beginnt. Die Hauptfigur Beck ist nicht nur wohlbestallter Gymnasiallehrer in München, sondern auch verhinderter Rockstar, und wegen dieser verpassten Chance ist er sich selbst gram. In seinem Schüler Rauli erkennt der Unzufriedene das Musikgenie, das er selbst gern (geworden) wäre. Komplettiert wird das Typen-Kabinett um Beck durch seinen einzigen Freund Charlie, den Deutsch-Ostafrikaner mit Hypochonder-Tendenzen, und die angebetete Lara. Beck will das Wunderkind mit der Gitarre managen und Texte schreiben für die Hits, mit denen beiden die Karriere im Musikgeschäft gelingen soll. Aber der zwielichtige Rauli hat nicht nur Rauschgift im Gepäck, sondern auch sonst einige Geheimnisse. Bei diesem Road-Trip geht vieles schief und drunter und drüber, verrät der Autor, der seinem Helden Beck die Selbstfindung nicht gerade leicht macht. Benedict Wells schreibt schnörkellose, präzise Sätze. Er hält sich nicht beim Gesagten auf, sondern treibt die Geschichte voran, mit Gefühl für Situationskomik und punktgenauen Dialogen.