Weil immer mehr Menschen ein Smartphone besitzen, erhält die Polizei öfter Bilder von misstrauischen Bürgern. Mit denen geht sie dann auf Tätersuche.

Die Polizei hat es vermehrt mit einem „Doppelklick“ einer ganz neuen Dimension zu tun: Immer mehr Menschen besitzen Smartphones und sind deshalb in der Lage, spontan Fotos zu knipsen – von Menschen, die ihnen verdächtig vorkommen, ja auch von Einbrechern auf frischer Tat und bei der Arbeit. „Das kann für uns eine enorme Hilfe bei der Fahndung sein“, erklärt Polizeisprecher Volker Schütte. Und wenn alles gut geht, kommt zum Klicken des Auslösers am Ende auch das der Handschellen hinzu.

Dieser Tage ging die Polizei mit zwei Fahndungsfotos an die Öffentlichkeit, die zwei Männer zeigen, die vermutlich einen Einbruch vorbereiteten und den späteren Tatort auskundschafteten. Die Fotos haben misstrauische Nachbarn gemacht. Etliche Hinweise gingen danach bei der Polizei ein, die Fahndung läuft. Entsprechend schlaflose Nächte dürften die beiden Männer haben, denn die Öffentlichkeitsfahndung mit ihren Fotos dürfte auch den beiden Kriminellen nicht entgangen sein.

Bilder werden auf Facebook geteilt

„Es hat schon Fälle gegeben, da haben sich die Täter selbst erkannt und dann gestellt“, berichtet Schütte. Die Fotos der beiden mutmaßlichen Banditen sind an die Tageszeitungen weitergegeben worden, 500 Redaktionen in Deutschland, die wiederum ihre Bilder größtenteils ins Internet stellen und teilweise auf Facebook. Dort werden sie dann zig-mal geteilt.

„Zuerst versuchen wir natürlich immer, die Fälle ohne das Einschalten der Öffentlichkeit zu lösen“, erläutert Schütte. Danach greife die Polizei auf Aufzeichnungen zurück, die von Überwachungskameras gemacht werden, zum Beispiel an Bankautomaten, aber auch in Supermärkten. „Wir haben zum Beispiel einmal eine Ladendiebin gefilmt, wie sie Kosmetik klaute. Nach der Veröffentlichung standen die Telefone bei uns nicht mehr still, so viele Leute erkannten die Frau.“

Immer häufiger kommen jetzt besagte Privatfotos bei der Fahndung zum Einsatz. „Man braucht keinen Block und keinen Kugelschreiber mehr. Man drückt einfach auf den Auslöser, auch wenn man sich beispielsweise ein Nummernschild eines verdächtigen Fahrzeuges merken will.“ Nicht immer gelangten die Privatfotos an die Öffentlichkeit, sondern würden oftmals lediglich für die eigene Recherche benutzt: „In manchen Fällen kennen wir unsere Pappenheimer ja schon“, schmunzelt Schütte.

Wichtig sei aber immer noch, neben dem Fotografieren auch die Polizei unter 110 anzurufen: „Die Streifenwagen sind in der Regel in drei Minuten an Ort und Stelle.“ Schütte warnt: „Die Festnahme der Täter sollte man Spezialisten überlassen.“