Herne. . Die Zechenhäuser in der Herner Juliasiedlung wurden nach und nach umgebaut. Die Familie Hein ist seit den 1930er Jahren dort zu Hause.
Von der ehemaligen Zeche Julia in Baukau sind nur die Häuser übrig geblieben – sie bilden die Juliasiedlung. Einer der Bewohner ist Wolfgang Hein. Seit den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bewohnt er mit seiner Familie eine der Zechenhaushälften an der Juliastraße in Holsterhausen. Schon seine Großeltern haben dort gelebt. Heute wohnt er mit seiner Frau Marita und seinem Sohn in dem Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde und sogar den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand.
„Damals sahen alle Häuser gleich aus und auch die Bewohner hatten einen ähnlichen Lebensstil“, erinnert sich Wolfgang Hein, der selbst vor 61 Jahren in dem Haus geboren wurde und dessen Vater und Großvater Zechenarbeiter waren. Heute hingegen individualisierten die Bewohner ihre Heime zunehmend, sei es durch Farben oder Aufstockungen. „Wir haben sehr viel Arbeit in das Haus gesteckt, eine Wand rausgehauen und viel renoviert“, berichtet Marita Hein. Ansonsten seien die Grundrisse noch so wie beim Bau des Hauses.
Kohlenstaub in der Luft
Auch das Leben in der Siedlung habe sich gewandelt. Habe man vor 50 Jahren noch bei kleinen Einzelhändlern auf der Juliastraße eingekauft, so hätten sich diese seit der Etablierung von Großhändlern zurückgezogen. Das ehemalige Zechengelände: heute ein Großmarkt. Das Ehepaar erinnert sich gut an die Zechenzeit, auch an eine von Kohlenstaub verschmutzte Luft. Marita Hein, die mit elf Jahren in die Juliasiedlung gezogen ist, weiß: „Als Kind stört einen das gar nicht. Die Erwachsenen hatten da mehr Probleme, zum Beispiel wenn sie draußen weiße Wäsche aufhängen wollten.“
Überhaupt haben beide eine positive Erinnerung an ihre Kindheit. Wolfgang Hein besuchte den Kindergarten der Zeche, viele Spielplätze gab es, und die Kinder kannten sich alle, von der Straße. „Das ist heute auch anders“, bemerken sie, „es gibt viel weniger Freiräume, und das Herumlaufen an der frischen Luft fehlt den Kindern.“ Besonders aufgefallen sei ihnen dies vor vielen Jahren bei einem Urlaub auf dem Bauernhof, als Tochter und Sohn begeistert „im Dreck wühlten“.
Viele Nachbarn kennen die Holsterhauser noch aus Kindheitszeiten. Im Garten des Hein-Hauses gab es eine Laube, die damals als Treffpunkt gedient habe: „Unsere Väter kannten sich alle von der Zeche. Dadurch hatten sie eine noch viel stärkere Verbindung zu der Straße.“ In Erinnerung geblieben ist Wolfgang Hein etwa das regelmäßige Karten spielen in der Laube: „Nach jeder Schicht haben sich die Kumpel bei uns im Garten getroffen und Karten gespielt.“