Herne. . Brandi Bridges und Michael Schneider aus Herne, die eine Aufenthaltserlaubnis für ein US-Au-pair beantragen wollten, kritisieren die Arbeit des Ausländeramtes.
Die systematische Schikane von Neubürgern wirft eine Familie der Stadtverwaltung vor. Die gebürtige US-Amerikanerin Brandi Bridges und Michael Schneider wohnen in Herne-Mitte und haben eine Tochter, die zweisprachig aufwächst und deshalb seit Jahren von Au-pairs aus den Vereinigten Staaten betreut wird. Bei der Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis gerieten sie in den Strudel einer Bürokratie, was sie wütend macht. Vor allem fragt sich das Paar, wie Bürger, die nicht aus der EU kommen und wenig Deutsch können, mit einer derart komplizierten Regelung klarkommen sollen, wenn nicht mal Deutsche sie nachvollziehen können.
Erst einfach - dann kompliziert
„Das Ausländeramt ist die Behörde, in der Hernes Neuankömmlinge einen ersten Eindruck von unserer Stadt bekommen“, erklärt Schneider. Sein Eindruck sei zunächst gut gewesen, habe sich dann aber gravierend geändert. Als sie dort anriefen, um nach dem Prozedere zu fragen, sei die Antwort sympathisch einfach gewesen: „Kommen Sie vorbei, ohne Termin“, habe man im Ausländeramt gesagt.
„Und so waren wir mit unserem US-Au-pair im Ausländeramt im WEZ. Nach zwei Stunden Warten kamen wir endlich dran, legten alle notwendigen Papiere vor – und wurden wieder nach Hause geschickt. Für die Erteilung eines Aufenthaltstitels brauche es einen Termin, hat man gesagt“, schildert Schneider. Den Termin gebe es frühestens in einem Monat. „Wir konnten das nicht glauben und riefen von zu Hause wieder im Ausländeramt an. ,Wie melden wir unser neues Au-pair aus den USA an?’ ,Kommen Sie einfach vorbei.’ ,Ohne Termin?’ ,Klar. Das geht so’, beschreibt er das Gespräch im Kurzformat. „Uns platzte der Kragen, und wir erzählten der Mitarbeiterin am Telefon, was wir erst wenige Minuten zuvor erlebt hatten. Die Antwort brachte uns noch mehr auf die Palme: „Anmelden können Sie ohne Termin. Aber für einen Aufenthaltstitel brauchen Sie einen.“ Den nächsten freien gebe es in einem Monat. Das sei spitzfindig, meint Schneider.
Für eine Behörde möge es vielleicht einen Unterschied geben zwischen einer „Anmeldung“ und der Beantragung eines „Aufenthaltstitels“. Aber offenbar werde dieser kleine Unterschied Hernes neuen Bürgern nicht ungefragt erklärt. Stattdessen lasse man sie in die Falle laufen. „Was würde es die Stadt kosten, wenn sie von sich aus darauf hinweisen würde, dass eine Anmeldung eines neuen Einwohners, der nicht aus einem EU-Land kommt, nicht reicht? Sondern, dass noch mehr geschehen muss? Wie sollen Hernes neue Bürger, die noch nicht genug deutsch können, mit solchen Spitzfindigkeiten klarkommen?“, fragt Schneider. Und meint: „Die Schikane neuer, nicht aus der EU stammender Bürger in Herne hat Methode.“
Stadtsprecher Christoph Hüsken: „Amerikanische Staatsangehörige, die sich länger in der Bundesrepublik aufhalten, müssen sich beim Ausländeramt anmelden und benötigen, im Gegensatz zu EU-Bürgern, einen Aufenthaltstitel. Für die Anmeldung, die innerhalb von sieben Tagen nach Einreise erfolgen muss, wird kein Termin benötigt. Diese Auskunft wurde auch telefonisch erteilt.“
Zur Beantragung des erforderlichen Aufenthaltstitels sei die Aufnahme umfangreicher biometrischer Daten sowie eine Belehrung über die möglichen Online-Funktionen des elektronischen Aufenthaltstitels erforderlich“, erläutert Hüsken weiter. Dieser zeitintensive Vorgang könne nicht im Rahmen des laufenden Tagesgeschäftes abgewickelt werden „und erfolgt daher terminiert mit einer Vorlaufzeit von derzeit etwa vier Wochen“. Wegen einer Terminabsage habe im vorliegenden Fall jedoch bereits ein Termin vergangene Woche vergeben werden können. Hüsken stellt klar: „Um den Beschwerdeführern einen weiteren Weg zu ersparen, wurden die vorgelegten Dokumente in englischer Sprache akzeptiert und auf die Vorlage deutscher Ausfertigungen verzichtet.“