Herne. . Heute vor 50 Jahren ereignete sich auf der Zeche Mont-Cenis das letzte große Grubenunglück inder Herner Bergbaugeschichte.

Während der Bergmannsunterstützungsverein auf dem Sportplatz an der Mont-Cenis-Straße das Fest aus Anlass des 80-jährigen Bestehens vorbereitete, bahnte sich in Sodingen in 960 Meter Tiefe eine Katastrophe an. Ihr fielen im Juli/August 1965 neun Bergleute zum Opfer. Heute vor 50 Jahren ereignete sich auf der Sodinger Zeche Mont-Cenis das letzte große Grubenunglück in der 122-jährigen Herner-Bergbaugeschichte.

Bereits am 20. Juli 1965 wurde gegen 2 Uhr in einem Baufeld auf der siebten Sohle des Bergwerkes Mont-Cenis, das zur Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG gehörte, Brandgase gemeldet. Daraufhin beauftragte die Werksleitung die Grubenwehr mit der Abdichtung des betroffenen Bereiches. Diese Abdichtungs- und Dämmarbeiten zogen sich über mehrere Tage hin.

Zwei Tage später, es war der 22. Juli gegen 8.50 Uhr, kam es in diesem Grubenfeld zu einer Verpuffung. Zwischenzeitlich hatte sich auf der Sodinger Schachtanlage längst, wie in solchen Fällen üblich, ein „Krisenstab“ mit Spezialisten aus Bergwerksleitung, Oberbergamt und Grubenrettungswesen gebildet. 40 Minuten später begutachtet der damalige Betriebsführer und Oberführer der MC-Grubenwehr, Werner Repons (36), in Begleitung von weiteren Experten das Grubengebäude. Um 11.20 Uhr reißt die Telefonverbindung jedoch ab – eine weitere Explosion erschüttert den Untertagebetrieb. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Längst hatte man in Sodingen von dem Unglück erfahren. Hunderte Angehörige von Mont-Cenis-Kumpels säumen die Zecheneinfahrt, warten teilweise weinend auf Nachrichten.

Um 13.10 Uhr stellt die Einsatzleitung jedoch fest: Es fehlen fünf Grubenwehrmänner mit Oberführer Repons. Weitere Retter machen sich nun auf die Suche. Unter ihnen Gottfried Zechel, der am 22. Juli erst ab 12 Uhr von dem Einsatz erfuhr und sofort zum Pütt ging, um sich hier in der Einsatzzentrale zu melden. Später fuhr er zusammen mir weiteren Kollegen ein. Sie sollten feststellen, ob sich auf den Grubenbauen nach den Verpuffungen Kohlestaub abgesetzt hatte.

„Unser Weg führte damals über die Kohleabfuhrstrecke durch das etwa 1,70 Meter hohe Flöz Karl bis zu einer Störung. Hier stießen wir auf den ersten Toten. Als meine Kollegen und ich ihn bergen wollten, gab es eine weitere Verpuffung,“ erinnert sich der heute 85-Jährige. Die Wucht der Explosion schleuderte das Fünferteam durch den Streb. Daraufhin ordnete Gruppenführer Tuchenhagen den Rückzug an. „Meine Kollegen und ich hatten Glück im Unglück, wir erlitten Prellungen und Verbrennungen zweiten und dritten Grades“, erzählt der Ex-Steiger und heutige BUV-Vorsitzende Zechel weiter.

Auf dem Rückweg zum Schacht gab es an diesem Nachmittag noch weitere Verpuffungen. Zwischenzeitlich wurden von den Grubenrettungsteams, die auch von der Berufsgrubenwehr Rheinelbe (Gelsenkirchen), Königsgrube und Hannover-Hannibal (Bochum) stammten, etliche Verletzte und ein Toter geborgen. Die Einsatzleitung entschloss sich nach dem Rückzug aller Teams aus dem explosionsgefährdeten Grubenbetrieb, den Bereich um „Flöz Karl“ zu schließen. Vier Bergleute, darunter der damalige Leiter der Mont-Cenis-Grubenwehr, ein Mitarbeiter des Oberbergamtes und zwei Mitglieder der Grubenwehr, fanden hier ihr Grab. Das fünfte Teammitglied überlebte verletzt, schleppte sich in Sicherheit.

Bei dem Grubenunglück wurden fünf Kumpels schwer verletzt, vier Bergleute erlitten leichte Verletzung. Vier weitere MC-Kumpels starben in den folgenden Tagen trotz aller Bemühungen des Ärzteteams an Folgen der Verbrennungen im Bochumer Bergmannsheil.

Die Trauerfeier für die Bergleute fand am 28. Juli in der Turnhalle der Schule an der Sodinger Straße statt. Die WAZ titelte damals: „Ihr Tod bleibt unvergessen“.